Hopfen

Humulus lupulus

Arzneipflanze des Jahres 2007

Familie: Cannabaceae/Hanfgewächse

Beschreibung:
2-häusige Schlingpflanze; angebaut werden die weiblichen (bis zu 6 m hoch); in Europa heimisch, mag feuchte Standorte, wächst wild und im Anbau

Droge:
verwendet werden die Zapfen (Fruchtstände der weiblichen Pflanzen)
Geruch: kräftig, würzig
Geschmack: leicht bitter und kratzend

Inhaltsstoffe:
ätherische Öle, Bitterstoffe (Humulon, Lupulon) und Harze, Flavonole (Rutin, Astragalin, Isoquercitrin, Catechine, Proanthocyanidine) u.a.

Wirkung:
beruhigend, schlaffördernd, sedativ, spasmolytisch, antibakteriell/antibiotisch, antimykotisch, verdauungsfördernd, hormonell ausgleichend

Anwendung:

  • Abkochung/Aufguss oder Extrakt der Zapfen bei Schlafstörungen, Unruhe- und Angstzuständen, zur Förderung von Schlaf und Regeneration
  • zur Anregung der Verdauung
  • als Frauenheilpflanze bei Wechseljahresbeschwerden
  • für Männer ein Anaphrodisiakum
  • zum Bier brauen (schon seit vorchristlicher Zeit)

Monografie positiv; ESCOP, HMPC

Hildegard von Bingen

Der Hopfen ist warm und trocken und enthält ein bisschen Feuchtigkeit. Und zum Gebrauch des Menschen ist er nicht sehr nützlich, weil er im Menschen die Melancholie wachsen lässt und das Gemüt des Menschen traurig macht und seine Eingeweide mit seiner Trockenheit belastet, denn wenn er die Säfte im Menschen austrocknet, macht er ihn traurig und bedrückt.
Aber in seiner Bitterkeit verhindert er bestimmt Fäulnisse von Getränken, denen er zugesetzt wird, so dass sie sich länger halten können.

Physica 1.61

Buchkritik – Die geheime Macht der Düfte

Robert Müller-Grünow: Die geheime Macht der Düfte

Der Buchtitel hat mich natürlich neugierig gemacht und so habe ich es aus der Stadtbücherei mitgenommen.
In meinem Vortrag über Pflanzeninhaltsstoffe spreche ich ja über ätherische Öle und deren Wirkung.  Da kann etwas mehr Wissen nur gut sein. 🙂

Im Buch werden viele interessante Aspekte rund um das Riechen besprochen. Geschichten und Fakten machen es zu einer kurzweiligen Lektüre.

Was mich gestört hat, war die wiederholte Zurschaustellung seiner Firma. Das macht das Buch dann eher zu einer Biografie als zu einem Fachbuch. Schade. Aber wenn ich es antiquarisch finde, dann wird es meins!

Edel Verlag • ISBN 978-3-8419-0601-4

Plus 3

Die natürliche Hormontherapie  nach Dr. med. Schlünzen – der Mai Vortrag beim NHV.

Ich bin ja immer wieder überwältigt, was für ein Fachwissen Dr. Schlünzen bezüglich der Hormone hat – immerhin gibt es ca. 150 verschiedene im menschlichen Körper. Da kann natürlich schnell mal was in Schieflage geraten.

Was mir am Wichtigsten war:

  • Testosteron geht ab 40 langsam runter; wird für das Herz gebraucht
  • Östrogene fallen ab 50 steil ab
  • Alle brauchen Progesteron! Die Progesteron-Rezeptoren sind im Gehirn am häufigsten. Es wirkt krampflösend, antidepressiv und ist für den Aufbau der Myelinschicht wichtig.
  • CEE =  konjugierte Pferdeöstrogene (Pharmaka mit hormonähnlicher Wirkung) • Persönliche Anmerkung: Ich habe im Internet Videos gesehen, wie diese produziert werden. DAS GEHT GAR NICHT! Tierquälerei vom Feinsten!
  • pflanzliche Hormonlieferanten: Rotklee, Soja, Mönchspfeffer, Yamswurzel, Bockshornklee, Fenchel
  • NHET Natürliche HormonErsatzTherapie
  • Xenoöstrogene = unnatürliche Hormone (Weichmacher etc.)
  • Linus Pauling: Orthomolekulare Medizin
  • Eisen für 190 Enzyme wichtig

Link zur Homepage von Dr. Schlünzen

Brennnessel

Große Brennnessel – Urtica dioica

Familie: Urticaceae/Brennnesselgewächse

mehrjährige Pflanze

Droge:
Blätter und Kraut, getrocknet oder als Frischsaft; in der Volksheilkunde früher auch die Samen; Geruch nur schwach, Geschmack leicht bitter

Inhaltsstoffe:
Sterole, organische Säuren, Phenylpropane/Lignane (in der Wurzel), Flavonolglykoside (Blüten), Amine (Serotonin, Histamin in den Brennhaaren; Cholin, Acetylcholin im Kraut), Eiweiße, Fett, Kohlenhydrate, Rohfaser, Vitamine (A, C, Thamin), Cumarine, Triterpene, Nicotin, ätherisches Öl, viel Kalium, Eisen, Kieselsäure

Wirkung

blutdrucksenkend, analgetisch, lokalanästhetisch, antiphlogistisch, antirheumatisch, diuretisch, blutreinigend, hormonell, regt Stoffwechsel und Durchblutung an

Positive Monografie

Anwendung

  • vitamin- und mineralreiches Gemüse > frisch als Salat oder „Spinat“
  • Durchspülung der Harnwege, Nierengrieß, Ausscheidung Nierengrieß
  • bei rheumatischen Beschwerden (innerlich und äußerlich), Gicht und Arthritis
  • Wurzel bei Miktionsbeschwerden bei benigner Prostatahyperplasie (Stadium I-II)
  • in Frühjahrskuren: stoffwechselanregend
  • Aufguss/Absud mit Essig als Haarwuchsmittel und gegen Schuppen
  • gegen unreine Haut
  • beeinflusst Hormonhaushalt > für Mädchen in der Pubertät und Frauen in den Wechseljahren; fördert Milchfluss
  • Nesselwecken/Nesselkrapfen als traditionelle Frühjahrsspeise (gegen den Vitaminmangel des Winters)
  • Frischhaltemittel für Bier und Milch: Die Inhaltsstoffe verhindern die Entwicklung von Essigbakterien bei schwülem Wetter; auch die Vermehrung von Milchsäurebakterien wird gehemmt.
  • als Faserlieferant gezüchtet bis auf 2,5 m > Fasern bis 7 cm lang
  • Brennnesseljauche für Pflanzen
  • die Samen in der Volksheilkunde bei Hautleiden, Durchfall, Rheuma

Wichtig: viel trinken bzw. Trinkwasser anbieten!

Anwendung bei Tieren

Beim Pferd:
als Heu, Futterzusatz, Tee oder Presssaft; nach Hufrehe, im Fellwechsel, bei Ödemen und Gallen

Brennnesselkraut für Pferde

Beim Hund:
Kraut und Samen dem Futter beimischen; eine Abreibung mit Brennnessel Tee gibt ein glänzendes Fell

Kontraindikation: Ödeme durch Herz- oder Niereninsuffizienz, während der Schwangerschaft/Trächtigkeit nur geringe Dosen!


Kleine Brennessel – Urtica urens

einjährig, Anwendung wie oben


Hildegard von Bingen

Die Nessel ist sehr heiß in ihrer Art und taugt wegen ihrer Rauheit in keiner Weise, roh gegessen zu werden. Aber wenn sie frisch aus der Erde kommt, ist sie nützlich für die Speisen des Menschen, weil sie den Magen reinigt und ihn von Schleim befreit.

Physica 1.100

Indianische Medizin

Die Brennnessel wird als universelles vorbeugendes Mittel eingesetzt. Heiler empfehlen, sie täglich in Form von Saft, Tee oder als Beilage zu Speisen zu sich zu nehmen.

Wissenswertes

  • Blätter und Stängel sind mit Brennhaaren (enthalten Kieselsäure und Histamin) besetzt. Bei Berührung bricht die Spitze ab und Histamine und Ameisensäure werden freigesetzt.
  • Auf der Brennnessel leben ca. 50 verschiedene Schmetterlingsarten.
  • Dioscurides: Hundebisse, Geschwüre, Nasenbluten, Lungenkrankheiten, Menstruation, Krebs, Aphrodisiakum, harntreibend, Prostata, Rheuma
  • Marcellus Empiricus: Samen als Magenmittel, Wurzel gegen Nasenbluten
  • Verwendung in der Klostermedizin – das Kraut: Leber, Husten, Bauchschmerzen, Blähungen, Wunden, Hautkrebs, Gelenksschmerzen; die Samen/Früchte: Atemwege, Verstopfung, Impotenz und Frigidität
  • Die Pflanze wurde von Hexen für Zaubertränke verwendet, die Samen für Liebestränke; in Amuletten schützte die Brennnessel vor bösem Zauber.
  • Heilige Pflanze der Kelten

Brennnessel, verkanntes Kräutlein, dich muss ich preisen,
dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,
entsprechend aus dem Schoß der guten Mutter Erde.
Nach ihnen brauchst du dich nur hinzubücken,
die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,
als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen.
Das, was umsonst gedeiht in Wald, auf Pfad und Wiesen,
selbst in noch dürftiger Großstadt, nahe dir am Wegesrande,
nimm’s hin, was rein und unverfälscht die gültige Natur
die heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur.

Gedicht von Heinrich Hoffmann (1809-1894), Arzt in Frankfurt

Süßholz

Glycyrrhiza glabra / liquiricium

Arzneipflanze des Jahres 2012

Schmetterlingsblütengewächs, bis zu 1,5 m hoch, blauviolette Blüten (siehe Beitragsbild), frostempfindlich, mehrjährig, ursprünglich aus China

Droge:
Arzneilich verwendet wird die Wurzel (Liquiritiae radix), die im Spätherbst ausgegraben wird. Aus der Wurzel wird durch Auskochen und Eindicken der Saft (Liquiritiae succus) gewonnen. Diesen Saft verwendet man zur Herstellung von Lakritze.
Geschmack sehr süß, warm intensiv

Inhalts- und Wirkstoffe:
es sind mehr als 400 nachgewiesen worden u. a.:
Saponine (z. B. Glycyrrhizin – 50 mal süßer als Zucker, aber fast keine Kalorien), Flavonoide, Cumarin, Polysaccharide, Phytosterole, Schleimstoffe

Die großen Stücke links habe ich in einer Feinkost-Abteilung im Lebensmittelhandel gekauft, die kleinen Stücke im Kräuterhandel.

Wirkung:
stark wirksam an den Schleimhäuten; antiviral, antibakteriell, entzündungshemmend, schleimlösend, auswurffördernd, krampflösend und schleimhautschützend

Anwendung:
bei Erkrankungen der Atemwege, bei Reizmagen, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren

Kontraindikationen:
Leber- oder Nierenerkrankungen, Bluthochdruck, Kaliummangel, Schwangerschaft/Trächtigkeit, Einnahme von Digitalis oder Saluretika

Nebenwirkungen:
Bei zu langer (über 6 Wochen) oder zu hochdosierter Anwendung kann es zu einem Cushing Syndrom mit folgenden Symptomen kommen:
– Erhöhung des Blutdrucks
– Wassereinlagerungen/Ödemen
– Änderung des Kalium/Natrium-Gleichgewichtes

Wissenswertes

  • bereits in Ägypten bekannt
  • skythische Wurzel
  • Ein starker Tee aus Süßholz wird während des Ramadan getrunken, um Hungergefühle zu unterdrücken.
  • Bestandteil von asiatischen Gewürzmischungen und Sambuca

Hildegard von Bingen

Süßholz ist von gemäßigter Wärme und verschafft dem Menschen eine klare Stimme wie immer es gegessen wird, und es macht sein Gemüt sanft und seine Augen hell und seinen Magen weich für die Verdauung, weil seine Wärme gut ist und nützlich und nicht schädlich, und deshalb nützt es in all diesen (Punkten). Aber auch einem Wahnsinnigen nützt es sehr, wenn er es häufig isst, weil es die Raserei in seinem Gehirn erstickt.

Physica 1.19