Gundelrebe / Gundermann

Glechoma hederacea

Familie: Lamiaceae – Lippenblütler

Vorkommen: ganz Europa; als Bodendecker an Wald- und Wegrändern

Verwechslungsmöglichkeiten:
Gundelrebe wird oft mit dem blau blühenden Kriechenden Günsel (Ajuga reptans, der Roten Taubnessel (Lamium purpureum) oder der ebenfalls rot blühenden Stängelumfassenden Taubnessel (Lamium amplexicaule) verwechselt.

Inhaltsstoffe:
Ätherische Öle (maximal 0,03–0,06 %, v. a. Monoterpenketone, daneben Sesquiterpene), Glechomafuran, Glechomanolid, Rosmarinsäure (ca. 1,5 %), Kaffeesäure, Ferulasäure, Sinapinsäure, Flavonoide (Cymarosid, Cosmosysrin, Hyperosid, Isoquercitrin, Luteolin-7-diglucosid), Triterpencarbonsäuren, u. a., α- und β-Ursolsäure und Oleanolsäure, Hydroxyfettsäuren.

Traditionelle Nutzung in Europa

Für den Menschen gilt die Gundelrebe als ungiftig, und sie wird in der Volksmedizin seit Jahrhunderten als heilkräftige Pflanze geschätzt.
Möglicherweise ist sie giftig für Pferde und andere Tiere.

  • Die Sachsen verwendeten Gundelrebe als Zutat zum Bier, bevor sich der Hopfen als Grundstoff durchsetzte. Diese Verwendung in der Brauerei schlägt sich noch heute in englischen Namen für die Gundelrebe nieder: Alehoof, Tunhoof und Gill-over-the-Ground.
  • Gundelrebe wurde als Gewürz genutzt. Im Frühjahr, zur Blütezeit, wurden die Blätter gesammelt und als Gemüse gekocht. In geringeren Mengen wurden die Vitamin-C-haltigen Blätter auch roh im Salat verspeist.
  • Verwendung in der Käsebereitung als pflanzliches Lab.
  • In der traditionellen europäischen Medizin als Heil- und Zauberpflanze bekannt. Sie wurde bei Magen-Darm-Katarrhen, Durchfall, Husten und Bronchialleiden verwendet. Die harntreibende Wirkung wurde bei Blasen- und Steinleiden geschätzt und zur Ausleitung und Entgiftung genutzt.
  • In Italien wird die Gundelrebe bei Arthritis und Rheuma eingesetzt.
  • Die TCM kennt sie bei Lungenentzündung und Nephritis.

Hildegard von Bingen

Gundermann ist wärmer als kalt und trocken und hat die gewissen Kräfte von Spezereien, weil seine Grünkraft sanft und nützlich ist, so dass der Mensch, der matt ist und dem das Fleisch fehlt, in warmem Wasser mit seiner Beigabe baden soll, und er soll ihn oft in Mus oder in Suppen oder in Fleisch oder mit Küchlein gegart essen, und er wird ihm helfen.
Und wer daraus eine Waschlotion herstellt und seinen Kopf damit häufig wäscht, vertreibt viele Krankheiten von seinem Haupt und verhindert, dass es geschwächt wird.

Anwendung:
Ohrgeräusche, Brustschmerz, Lungenbeschwerden, Heiserkeit

Physica 1.105

Darstellung im
hortus sanitatis
Gart der Gesundheit
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