Reiherschnabel

Erodium cicutarium

Droge: getrocknetes Kraut

Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Gallussäure, Flavonoide, Zucker, ätherisches Öl, Fruchtsäuren, etwas Coffein

Anwendung: in der Volksheilkunde bei Gebärmutterblutungen und als Diuretikum

Hildegard von Bingen

Reiherschnabel ist sehr heiß und enthält etwas Feuchtigkeit und hat auch fast die Kräfte von Farbstoffen in sich. …
Und wer Schnupfen hat, soll dieses Pulver an seine Nase bringen und seinen Duft in sich hinein ziehen …

Anwendung bei
• Herzbeschwerden • Husten, Schnupfen, Atemnot, Heiserkeit • Kopfschmerz

Physica 1.145

Steinklee • Melilotus

Gelber Steinklee/Honigklee
Melilotus officinalis

Bildquelle:
Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz
(Prof. Dr. Otto W. Thomé)

Droge: Kraut
Inhaltsstoffe: Cumarine, Melitonin, Scopoletin, Umbelliferon, Saponine, Gerbstoffe, Flavonoide, Schleim, Ätherische Öle (in den Blüten)
Wirkung: entzündungshemmend, spasmolytisch, erhöht die Permeabilität der Venenwände, steigert Lymphfluss, ödemprotektiv
Anwendung:  Beschwerden der chron.-venösen Insuffizienz > Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz, Schwellungen; bei Thrombophlebitis
Monografie:  positiv, ESCOP, HMPC

Giftig für Kaninchen, Rinder, Schafe, Schweine, Pferde > Sweet Clover Disease
Verlangsamung der Blutgerinnungszeit, kleinste Schädigungen der Blutgefäße durch Stoßen oder Anschlagen führen zu tödlichen inneren Blutungen!
Beim Pferd: Rehe, Kreuzverschlag, Druse

Weißer Steinklee – Melilotus alba

Mutterkorn

Claviceps purpurea

parasitärer Schlauchpilz (Überwinterungsform) auf Getreide (Roggen u.a.);
andere Namen: Giftkorn, Hungerkorn, Brandkorn, Schwarzkorn, Zapfenkorn, Wolfszahn

stark giftig

Droge: Secale cornutum

Inhaltsstoffe: Alkaloide (Ergotamin, Ergometrin) > wirken als Sympathikolytika, α-Rezeptorenblocker; fettes Öl; LSD (Lysergsäurediethylamid; entdeckt 1938 von Albert Hofmann)

Wirkung: erweitern Blutgefäße, senken damit Blutdruck

Anwendung: als standardisiertes Präparat (Pilze aus Kultur) bei gynäkologischen und geburtshilflichen Gebärmutterblutungen

Monografie: negativ

keine Selbstversuche!


Im Mittelalter führte der Verzehr von vergiftetem Getreide zu schweren Erkrankungen, dem Antoniusfeuer (Ergotismus). Symptome: starker Durst, starke Schmerzen, Erbrechen, Durchfall, Durchblutungsstörungen, evtl. auch Veitstanz (Tanzwut).

Da die Krankheit weit verbreitet war, wurde sie auch in der Kunst dargestellt, z.B. auf dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald.

Weißdorn

Hagedorn • Crataegus

Unterarten:
• eingriffliger Weißdorn – Crataegus monogyna
• zweigriffliger Weißdorn – Crataegus laevigata

Arzneipflanze
des Jahres 2019

Familie: Rosengewächse/Rosaceae

Beschreibung:
2-8 m Strauch/Baum, mit Dornen, weiße Doldenrispen Mai/Juni;
in Doldentrauben angeordnete rote Schließfrüchte enthalten mehliges gelbes Fruchtfleisch und entweder einen Steinkern (C. monogyna) oder 2 Steinkerne (C. laevigata); 100 verschiedene Arten, von denen 5 genutzt werden; Bastarde kommen häufig vor; ähnliche Heilkraft

Vorkommen:  
Waldränder, Gebüsche; kalk- oder basenhaltigen, lockeren, meist steinigen Lehmboden; oft ortsnah gepflanzt

Sammelgut / Droge
während der Blütezeit werden Blüten und Blätter gesammelt, die man frisch oder getrocknet verwendet; die reifen Früchte werden im Herbst gesammelt

Inhaltsstoffe: 
Glukoside, Crataegussäure, ätherisches Öl, Flavonoide (Hyperosid, Rutin u.a.), Saponine, Dimere (Hyperosid, Rutin u.a.), Triterpensäure, Chlorogensäure, Kaffeesäure, aromatische Amine, Aminopurine, Catechine
> Früchte: Zucker, Fruchtsäuren, ätherische Öle, Gerbstoffe, herzwirksame Glykoside
> Blätter: herzwirksame Flavonoide, Procyanide, Gerbstoffe

Wirkung    

Heil- und Kräftigungsmittel für Herz und Kreislauf, besonders das Altersherz, stärkt die Herzmuskulatur, fördert die Durchblutung der Herzkranzgefäße, regelt die Pulsfrequenz; positiv inotrop (Kontraktilität des Herzmuskels); positiv dromotrop (Erregungsleitung des Herzens); negativ bathmotrop (Verringerung der Erregbarkeit durch Heraufsetzen der Reizschwelle); Zunahme der Koronar- und Myokarddurchblutung; Senkung des periphären Gefäßwiderstandes

ACHTUNG: Wenn Sie Ihrem Tier Weißdorn füttern, dann wird dieses viel lebhafter – bitte denken Sie daran, wenn Sie z.B. einen Ausritt mit Ihrem Pferd planen.

Wirkung tritt erst nach längerer Einnahme ein > regelmäßig über Monate

Anwendung

  • Bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens; Altersherz, Herzinsuffizienz NYHA II (III), chronisches Cor pulmonale
  • bei Schlafstörungen, schwachem Kreislauf, nervösen Störungen;
  • Press-Säfte bei Angina pectoris, Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck, Herzschwäche, Verdauungsstörungen
  • Früchte lassen sich zu Saft oder Marmelade verarbeiten
  • Blätter und Früchte als Tee

Monografie positiv, ESCOP

Hildegard von Bingen

Weißdorn hat weder rechte Wärme noch rechte Kälte, sondern Trägheit, und er ist wie Unkraut, so dass weder seine Frucht noch sein Saft zu Arzneien taugt, und er taugt auch nicht zu anderweitiger Nutzung durch den Menschen.

Physica 3.51

Wissenswertes

  • Seine komplexe Wirkung wurde erst in der Neuzeit entdeckt.
  • Der widerliche Blütenduft wird durch Trimethylamin verursacht.
  • Der dornige Heckenstrauch heißt wegen seiner helleren Rinde »Weißdorn«, im Gegensatz zu der Schlehe, die wegen ihrer schwarzen Rinde »Schwarzdorn« genannt wird.
  • Der »Rotdorn« ist eigentlich ein Weißdorn mit roten Blüten.
  • Bildet zusammen mit Schlehen, Brombeeren, Wildrosen, Kreuzdorn und anderem Gestrüpp eine natürliche Hecke, einen Hag – dieser diente zum Schutz von Vieh und Siedlung. Außerdem lieferten dieser Hag Früchte für Mensch und Tier.
  • Wanderstab des Joseph von Arimathea – Er steckte ihn in Glastonbury in den Boden und daraus wuchs ein Weißdornbusch. (Wird dort noch heute gezeigt.)

Zwiebel

Allium cepa

andere Namen:
Bolle, Hauszwiebel, Küchenzwiebel, Sommerzwiebel, Speisezwiebel, Zipolle, Zippel

beheimatet in Mittelasien, weltweit in vielen Varietäten kultiviert

Droge: die Zwiebel/bulbus

Inhaltsstoffe

  • Alkylcysteinsulfoxide (Alliin und seine Derivate, u.a. Cycloalliin, Cepaen),
  • γ-Glutamylpeptide (schwefelhaltige und –freie)
  • Zwiebel-Alliinase (ein Enzym, das aus Vorstufen die tränenreizende Verbindung (Z)-Thiopropanal-S-oxid bildet)
  • Flavonoide
  • Phenole
  • Vitamine
  • Kohlenhydrate
  • ätherisches Zwiebelöl
  • Hormone

In der Schale viel Quercetin – wirkt antioxidativ, entzündungshemmend und verringert die Durchlässigkeit der Kapillaren (Anwendung gegen Krampfadern).

Wirkung

antibiotisch, antiviral, senkt Cholesterin, hemmt Blutgerinnsel, schmerzlindernd

Anwendung

Nahrungsmittel, Gewürz, Gemüse

  • bei Appetitlosigkeit
  • zur Prophylaxe von altersbedingten Gefäßveränderungen

In der Volksheilkunde wird der Zwiebelsaft (Sirupus Cepae) innerlich genommen:

  • zur Behandlung von Husten, Keuchhusten, Bronchitis und Asthma
  • zur Anregung der Verdauung
  • zur Therapie bei Wurmbefall
  • zur Einleitung der Menstruation
  • bei Hypertonie
  • bei Arteriosklerose
  • unterstützend bei Diabetes
  • Maul- und Klauenseuche beim Vieh

äußerliche Anwendung:

  • Insektenstiche
  • Wunden, Verbrennungen
  • Furunkel
  • Nachbehandlung von Blutergüssen
  • Hautproblemen (Zwiebelschalensud)
  • Mittelohrentzündung (Zwiebelsäckchen)

CAVE – giftig für Hund, Katze, Geflügel, Rind, Schaf, Ziege > beim Verzehr großer Mengen führen die Disulfide zu einer hämolytischen Anämie

Hildegard von Bingen

Zwiebel hat keine rechte Wärme, sondern aggressive Feuchtigkeit, und sie gedeiht von jenem Tau, der um Tagesanbruch fällt, das heißt, wenn die Kräfte des Taus schon nachlassen. Sie ist roh zum Essen ebenso schädlich und giftig wie der Saft unnützer Kräuter. Gekocht ist sie gesund zu essen, weil durch das Feuer die Schadstoffe in ihr vermindert sind.
Für jene, die Fieber oder Gicht haben, ist sie gekocht gut, weil ihre aggressive Feuchtigkeit deren Glut und Kälte abmildert.
Jenen aber, die magenkrank sind, bereitet sie roh wie gekocht Beschwerden, weil sie feucht ist.

Physica 1.82