Holunder

Schwarzer Holunder • Sambucus nigra

andere Namen:
Aalhorn, Altholder, Backholderblüten, Betscheltee, Elderbaum, Eller, Fledder, Fliederbeere, Fliederbusch, Helderblüten, Herrgottsapotheke, Hitschel, Holder, Holderknopf, Holderstock, Holler, Hulertrauben, Keilkebeerenbaum, Kelke, Kissekenbaum, Markbaum, Marterblume, Mausflieder, Quebeke, Reckholder, Schibike, Schiebekenstrauch, Schotterprinz, Schwarzholder, Schwitzbaum, Zibke, Zickenblüte, Zwebetblüte

Familie:
Adoxaceae – Moschuskrautgewächse
(Sambucaceae – Holundergewächse)
Früher zählte man ihn zu den Caprifoliaceae – Geißblattgewächse.
Nach einer Gensequenzanalyse wurde dies geändert.
Es gibt 21 verschieden Arten.

Verbreitung:
Europa, Asien, Australien, Südamerika
Wurde schon früh angepflanzt = Kulturzeiger
Standorte:

feuchte humusreiche Waldböden und feuchte Wiesen; zwängt sich durch Geröll und harten Boden
Strahlensucher = wächst über Wasseradern
Wachstum:
schnellwüchsig, 3-8 Meter hoher buschiger Halbstrauch oder kleiner Baum; kann bis zu 25 Jahre alt werden

Sammelgut:
Blüten, Blätter, reife Früchte; im Frühjahr und Herbst auch Rinde und Wurzel

Rinde, Beere, Blatt und Blüte
Jeder Teil ist Kraft und Güte
Jeder segensvoll.

Sambuci flos – Blüten

  • die Vanille der Armen
  • als Sammelgut von Juni bis Juli, essbar, Gelblichweiße Blütendolden wie tellerartige Schirmchen „Trugdolden“, jede hat 5 kleine Hauptäste
  • Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Sterole, Triterpene, Oleanol- und Urolsäure, Flavonoide, Selen, Hydroxyzimtsäurederivate, Ferla- und Kaffeesäure, Gerbstoff, Schleim, Salicylsäure, Blausäureglykosid Sambunigrin, Cholin, Harz, Mandel-, Apfel-, Baldrian- und Weinsäure, Eisen, Glykoside, Hyperosid, Isoquercitin, Kupfer, Rutin
  • Anwendung als Tee: schweißtreibend bei Erkältungen (positive Monografie) und fieberhaften Erkrankungen, Asthma, Bronchitis, Blutreinigung, Entschlackung, Schwitzkuren, Scharlach, Masern
  • Nicht waschen! Blütenstaub wichtig!
  • Sommersprossen (Hollersprossen) sollen verschwinden wenn sie mit den ersten Blüten bestrichen werden.
  • Psychische Aspekte: Tut der Seele gut, hellt die Stimmung auf, weicht festgefahrene Situationen auf; bei Leid und Verlust helfen Holunderblüten unter dem Kopfkissen
  • Bestäubung durch Fliegen und andere Insekten

Holunderwasser / Elderwater / Aqua Sambuci

  • England und Frankreich
  • Destillat aus den Blüten
  • Lindernd im Augenbereich
  • Zarte Gesichtshaut
  • Hellt Sommersprossen und Altersflecken auf
  • Beruhigend auf das ZNS (Baldriansäure)

Wie der Holler blüht,
Rebe auch und Lieb erglüht.
Blühen beide im Mondenschein,
Gibt`s viel Glück und guten Wein.

Sambuci folium – Blätter

  • dunkelgrün, 5-7 gegenständige unpaarig gefiederte Blättchen, lanzetförmig, vorne spitz zulaufend, am Rande gezähnt und leicht behaart, wechseln im Herbst nicht die Farbe sondern fallen einfach zu Boden!
  • werden im frühen Zustand geerntet und getrocknet
  • enthalten Rutin
  • wirken abführend, harntreibend, schmerzlindernd
  • Frische Blätter als Umschläge bei Insektenstichen oder als Kompressen bei geschwollenen Augen

Sambuci fructus – Früchte

  • reife, frische oder getrocknete Beeren; Ernte September bis Oktober
  • Inhaltsstoffe: Flavonoide, Anthocyane, ätherische Öle, cyanogene Glykoside, Vitamine (B + C), Mineralien, Glukose, Fruktose, Folsäure, Biotin, Betakarotin, Kalzium, Kalium, Phosphor, Tyrosin, Eisen, Amygdalin, Cholin, Pentosan
  • viel Fruchtsäure: regulierend auf Wasserhaushalt, für Basenüberschuß
  • als Saft, Marmelade/Gelee
  • Anwendung: Verstopfung, harntreibend, schweißtreibend bei Erkältung, bei Ischias, Kopfschmerz, Zahnschmerz, Herzbeschwerden, Trigeminusneuralgie, Fieber, Grippe, Schnupfen, Husten, Schweißausbrüchen, Wechseljahresbeschwerden, Nervenmittel, Hautleiden, Ödeme, immunsteigernd
  • Vorsicht: bei Aufnahme großer Mengen Erbrechen und Durchfall; Die unreifen grünen Früchte sind schwach giftig und dürfen nicht verwendet werden.
  • Verwendung als Farbstoff/Färbemittel (Zum Färben von sauren und schwach sauren Lebensmitteln, Fleischstempel beim Metzger, Gummibärchen, Joghurt, auch für Leder, je nach Stärke rot, blau, schwarz)
  • Samen werden für die Herstellung von Öl verwendet
  • Vögel fressen die Früchte gerne

Holundersamenkernöl

  • Äther. Öl mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren
  • Antioxydativ
  • Kauterisieren (bis 1550): in kochendem Zustand zur Behandlung offener Wunden
  • eigene Herstellung möglich bzw. Ölspezialitäten

Stamm und Äste

  • Bis zu 40 cm dick, mit krummem Wuchs, graubraune warzige Stammrinde mit zahlreichen grauen Punkten = Rindenzellen / Lentizellen
  • Äste und Zweig mit schwammigem weißlichem Mark gefüllt
  • Holz gut geeignet für Schnitz- und Drechslerarbeiten

Sambuci cortex – Rinde

  • im Frühjahr von den Zweigen geschält und durch Schaben vom Kork befreit
  • Inhaltsstoffe: Triterpene, Gerbstoffe, äther. Öle, Sambunigrin (Glykosid)
  • Vorsicht: Frische Rinde kann zu Brechdurchfall führen
  • Anwendung: Rheumatische Beschwerden, harntreibend, Steigerung des Milchflusses bei Wöchnerinnen, krampfhafte Kopfschmerzen, Migräne im Anfangsstadium, Blähungen, Verstopfung, Darmkrämpfe

Holunderschwamm / Judasohr / Fungus sambuci

  • Basidien Pilz – Speisepilz
  • Hauptinhaltsstoffe: Fett, Mikosen, Barosin
  • wirkt cholesterinsenkend
  • Gereinigt und aufgeweicht als Heilmittel bei entzündeten und schmerzenden Augen als Auflage

Ringel, Ringel, Reihe,
wir sind der Kinder dreie.
Sitzen unterm Hollerbusch
machen alle Husch, Husch, Husch.

Wissenswertes

Flache Wurzeln – rund um den Holunder sollte nicht gegraben werden.
Es bring Unglück einen Holunder zu fällen, so sagt man.
Zur Totenwache wurde früher Holunderblütentee getrunken.

Krankheiten/Schädlinge:
Holunderblattlaus (Aphis sambuci) bringt Viren mit; Holunderdoldenwelke (eine Pilzkrankheit); Blütenbotrytis: Verrieseln der Blüten durch Nässe

Volksmedizin:
Vernageln von Zahnweh, Entfernung von Wundrosen, Leberleiden, Gürtelrose / Nervenleiden, Stärkung Immunsystem, Purgieren (Abführen oder Erbrechen), Gute Magie

Holuntar = Baum der Holla
holun = hohl, heilig
hol => kal = schwarz
tar / tro = Baum, Strauch
schwarzer Baum – Baum der schwarzen Göttin (schwarze Madonna)
Frau Holler, Holdermutter

Hinter einem Hollerbusch
gab sie ihrem Schatz ´nen Kuss
Roter Wein, weißer Wein,
morgen soll die Hochzeit sein.

Hildegard von Bingen

Holunder ist mehr warm als kalt und taugt wenig zum Nutzen des Menschen, auch nicht seine Frucht, nur seine Blätter dienen dem Menschen etwas.

Physica 3.44

Darstellung im
hortus sanitatis
Gart der Gesundheit
von 1485

Einen ausführlichen wissenschaftlichen Aufsatz über den Holler von Andreas G. Heiss finden Sie auf Academia.edu

Ich freue mich, wenn Ihnen meine Fotos gefallen.
Unter Angabe der Quelle dürfen sie gerne verwendet werden.

Liebstöckel – Anwendung beim Pferd

Rezept nach Hildegard von Bingen

Wenn ein Ausfluss aus den Nüstern eines Pferdes fließt, so dass es davon hüstelt, soll der Mensch, der es davon befreien will, Liebstöckel nehmen und etwas weniger Brennnessel und koche die Kräuter in Wasser, nehme sie heraus und lasse ihren heißen Rauch in Nüstern und Maul (nachdem ein Zügel angelegt wurde) übergehen, und es wird geheilt werden, weil die Kraft von Liebstöckel zusammen mit der Wärme der Brennnessel und mit der Süße des erwärmten Wassers die krankhaften Säfte, von denen das Pferd hustet, beseitigt.
Wenn aber ein Pferd im Bauch Schmerzen wie von Bissen hat, soll man Liebstöckel und etwas weniger Brennnessel nehmen und das unter das Futter mischen, so dass es das zusammen frisst, und es wird, wie gesagt, durch die Kraft dieser Kräuter geheilt werden. 

Physica 1.140


anmerkung

Die beschriebene Anwendung scheint mir Sinn zu machen. Die ätherischen Öle von Liebstöckel sind sehr stark.
Hubert hat dieses Kraut immer gerne gefressen; er bekam es von mir zur Unterstützung der Verdauung.
Pferde, die an Kräuter nicht gewöhnt sind, mögen den durchdringenden Geruch und die enthaltenen Bitterstoffe nicht so gerne. Ich würde die Pflanze zu einem Mash hinzufügen und mit einer kleinen Menge beginnen.
Noch ein Tipp: Liebstöckel wird sehr groß; wer die Möglichkeit hat, sollte eine Pflanze kultivieren, um im Bedarfsfall frische Blätter zu haben.

achtung – Wichtiger Hinweis:

Ich übernehme keinerlei Haftung für Schäden, die durch dieses Rezept entstehen!

Ringelblume

Calendula officinalis

andere Namen: Goldblume, Goldrose, Marienrose, Regenblume, Ringelrose, Sonnenwendblume, Studentenblume, Totenblume

Heilpflanze des Jahres 2009

Familie: Asteraceae / Korbblütengewächs

Vorkommen: Europa, Westasien, USA

Droge:
> Einzelblüten ohne Blütenstandsboden bzw. nur die Zungenblätter (für Allergiker geeignet)
> gesamte, zerkleinerte Blüte
> das gesamte Kraut (Blüten und Blätter)
Geruch: schwach eigenartig
Geschmack: bitter aromatisch

Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Saponine, Glykoside, Carotinoide, Bitterstoffe, Schleime, Flavonoide, Fermente, organische Säuren u.a.

Wirkung: gegen Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten (Trichomonaden), immunstimulierend, regt Phagozytose an, antientzündlich, granulationsfördernd, krampflösend

Äußerliche Anwendung: in verschiedenen Zubereitungsformen (Tinktur, Salbe)

  • Positive Monografie: entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut, Wundheilung, Ulcus cruris
  • bei Wunden (Riss-, Quetsch-, Brandwunden) und Ekzemen (nimmt den Juckreiz), Windeldermatitis

Vorsicht bei Allergien (insbesondere auf Korbblütler)!
nicht bei wildem Fleisch anwenden


Hildegard von Bingen

Die Ringelblume ist kalt und feucht und besitzt in sich eine starke Grünkraft und wirkt gegen Gift.

Physica 1.122

Anwendung bei:
• Vergiftung
• schuppigen Haaren und Grind/Ekzem (als Salbe)
• verdorbener Magen
• bei Rindern und Schafen, wenn sie Fütterungskoliken haben

(Hildegard ist die erste, die die Ringelblume in einer Arzneikunde erwähnt.)

Darstellung im
hortus sanitatis
Gart der Gesundheit
von 1485

Schafgarbe

Achillea millefolium

andere Namen:
Wiesen-Schafgarbe, Wundkraut, Achilleskraut, Katzenkraut, Schafrippe, Schafzunge, Tausendblatt, Gänsezunge, Grillenkraut, Judenkraut, Kachelkraut

Familie: Korbblütler/Asteraceae

Herkunft:
überall in Europa, Droge meist aus Südeuropa

Beschreibung:
20-80 cm hoch, mehrjährige Staude; Blüte Mai bis Oktober, Blüten weiß oder rosa

Vorkommen:
sehr häufig; Weiden, Wiesen, Wegränder

Droge:
frisches oder getrocknetes Kraut und Blüten; bei guten Drogen ist der Stängelanteil niedrig

Inhaltsstoffe:
ätherisches Öl, aromatische Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, N-haltige Verbindungen, Mineralstoffe (viel Kalium)

Bei der Destillation entstehet aus farblosen Proazulenen das blaue Chamazulen (Blauöl), das antientzündlich wirkt.

Wirkung:
verdauungsfördernd, galletreibend, antimikrobiell, antiphlogistisch/entzündungshemmend, spasmolytisch/krampflösend, blutstillend, schweißtreibend, regt Nierentätigkeit an, schwemmt Gifte aus „blutreinigend“

Vorsicht – nicht über längeren Zeitraum einnehmen!

Schafgarbe im Leib tut wohl jedem Weib.

Anwendung:

  • innerlich als Tonicum amarum: bei mangelndem Appetit, Dyspepsie/Oberbauchbeschwerden, krampfartigen Störungen des Magen-Darm-Traktes, für eine Steigerung des Galleflusses
  • äußerlich als Waschung, Kompresse, Auflage bei Wunden, Hautkrankheiten, Blutergüssen etc. – Vorsicht, kann zu Hautreizungen führen!
  • als Wickel bei Leberkrankheiten
  • als Hausmittel bei Kopfschmerzen, Wadenkrämpfen, Würmern, starker Monatsblutung, Blutarmut, Fluor albus, Geschwüren, Blutergüssen, eiternden Wunden
  • regional auch als Gewürz verwendet

Pferde, Schafe und Rinder fressen es gerne.

Hildegard von Bingen

Schafgarbe ist ein bisschen warm und trocken und hat gesonderte und feine Wirkungen auf Wunden.  

Physica 1.113

Anwendung bei:
• inneren und äußeren Wunden
• bei vom Weinen verdunkelten Augen
• Dreitagefieber (mit Engelsüß)
• Hundebiß (mit Weizen)


Kräuterbuch des Adam Lonitzer

Die Garbe ist von trockener Qualität, zieht zusammen, trocknet und heilt; äußerlich und innerlich ist sie für alle Wunden dienlich. Gequetscht und auf die Wunden gelegt, bewahrt sie diese vor Geschwulst. … Wer nur mit Mühe harnen kann, der trinke die Garbe in Essig. …

Darstellung im
hortus sanitatis
Gart der Gesundheit
von 1485

Ich freue mich, wenn Ihnen meine Fotos gefallen.
Unter Angabe der Quelle dürfen sie gerne verwendet werden.

Ginkgo

Ginkgo biloba

Baum des Jahrtausends

Klasse:  Ginkgoopsida – mit nur einer Gattung

Beschreibung:
weibliche und männliche Bäume • Spermatophyta (Samenpflanzen)

Herkunft:
aus China: Ya Chio (Entenfuß) oder Yin Hsing (Silberaprikose),
in Europa seit 18.Jh. • Plantagenanbau

Dieses Baumes Blatt, der von Osten
meinem Garten anvertraut,
gibt geheimen Sinn zu kosten,
wie’s den Wissenden erbaut.
(Goethe)

Droge:
Blätter und deren Trockenextrakte (für Fertigpräparate)

Inhaltsstoffe:
Flavonoide, Catechine, Proanthocyane, Bitterstoffe, Steroide, organische Säuren

Wirkung:
Förderung der Durchblutung in Arterien, Kapillaren und Venen,
verbessert Blutfluss,
Antagonisierung des plättchen-aktivierenden Faktors (PAF),
Beeinflussung des zerebralen Stoffwechsels,
Schutz vor hypoxämischen Schäden, Radikalfängerfunktionen

 Anwendung:

  • Durchblutungsstörungen
  • Hirnleistungsstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche
  • Ohrensausen
  • bei altersbedingten Erkrankungen
  • bei Menschen und Tieren

Monografie positiv, WHO, HMPC

CAVE: Allergien, bei empfindlichem Magen

Herbstfärbung

Wissenswertes:
Urgewächs (großer evolutionärer Abstand zu anderen Pflanzen)

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