Meerrettich

Armoracia rusticana

Heilpflanze des Jahres 2021

andere Namen: Kren, Mährrettich, Pferderettich, Horseradish

Botanik:
Kreuzblütler, wird bis zu 1,5 m hoch, Stängel hohl, sehr große Blätter, duftende Blüten

Droge: die Wurzel

Bildquelle: NHV Theophrastus

Inhaltsstoffe:
Isothiocyanate (Senföl abspaltende Glykoside), Vitamin C, Vitamin B1, B2, B6, Kaliumsalze, Cumarine, Flavonoide, Mineralstoffe, Schwefel

Wirkung:
antibakteriell, antiviral, entzündungshemmend, immunstimulierend, krampflösend, antioxidativ, tumorhemmend

Anwendung

  • bei Infektionen der Harnwege und Atemwegserkrankungen
  • Monografie positiv
bei Pferden
  • gegen Dasselfliegenlarven + Verpilzung im Magen-Darm-Trakt
  • Husten
  • Zahninfektionen
  • Einschuss

Wissenswertes

  • Verwendung seit der Antike als Küchengewürz
  • Pflanzliches Antibiotikum
  • wurde gegen Skorbut eingesetzt
  • in Kräuterbüchern bei Leonhart Fuchs (16. Jh.) und Adam Lonitzer (17. Jh.) beschrieben
  • Collinsville in Illinois ist die „Meerrettich-Hauptstadt“ der Welt – mit den weltweit größtem Anbaugebiet
  • In der Sarossa-Sage werden ein Bauer und sein Pferd durch Meerrettich gesund.
  • WASABI = Japanischer Meerrettich
  • Meerrettichperoxidase besitzt die Eigenschaft von Neuronen aufgenommen und entgegengesetzt dem normalen Informationsfluss transportiert zu werden. (Anwendung in der Hirnforschung; Quelle: Christian Keysers)

Hildegard von Bingen

Meerrettich ist warum und wenn im März alle Pflanzen grün werden, dann wird auch der Meerrettich weich, aber nur für eine kurze Zeit. Dann gegessen ist er für gesunde und starke Menschen gut, da er in ihnen die Grünkraft guter Säfte stärkt. Aber nachdem er hart ist und in der Rinde fest, ist er gefährlich zu essen, weil er keine Grünkraft hat und dann den Menschen austrocknet, wie wenn er Holz äße.

Anwendung:
• mit Galgant bei Herzbeschwerden
• bei Lungenbeschwerden

Physica 1.119


Borretsch

Borago officinalis

andere Namen:
Gurkenkraut, Wohlgemutkraut

Rauhblattgewächs / Boriganaceen

Herkunft: Zentralasien, Mittelmeerraum

Drogen

die Blüten

Inhaltsstoffe:
Bornesit, Allantoin, Schleimstoffe, Kaliumsalze (bis zu 17%), Jod

Verwendung in der Volksheilkunde:
bei Harnverhalten, Fieber, Verschleimung der Atemwege, Durchfall, Entzündungen, Rheuma, Klimakterium, Blutreinigung

das Kraut

  • seit der Spätantike als Küchenkraut; gurkenähnlicher Geschmack
  • erst seit hohem Mittelalter als Arznei verwendet
  • Bestandteil der Frankfurter Grünen Sauce
  • Schweiß treibend

Inhaltsstoffe:
bis zu 11% Schleimstoffe, 3% Gerbstoffe, 2% Kieselsäure, Pyrrolizidinalkaloide

Anwendung:
Husten, Halsweh, Entzündungen von Niere und Blase, Rheuma, Wundbehandlung, Augenkompressen; in Milch eingelegt bei Nervosität, Melancholie, Herzklopfen

das Öl der Samen

Inhaltsstoffe:
ungesättigte Gamma-Linolensäure (20%)

sehr leicht verderblich > in Kapselform

Wirkung: entzündungshemmend, krampflösend

Anwendung: bei Neurodermitis (atopisches Ekzem)

Negative Monografie wegen der Pyrrolizidinalkaloide – kein Dauergebrauch!
als Gewürz bedenkenlos zu verwenden

Leipziger Drogenkunde

Er ist ein gemeines Kraut, das hat scharfe Blätter … Der Borretsch bereitet vor allem gutes Blut. Wegen seiner Wirkung ist Borretsch gut den Herzkranken, denjenigen, die leicht in Ohnmacht fallen, und den Melancholikern, wenn sie den Borretsch mit Fleisch essen. In Wein gelegt und getrunken macht er den Menschen fröhlich und stärkt das Herz.

Anis

Pimpinella anisum

Anisum vulgare, Anisum officinarum, Carum anisum

Heilpflanze des Jahres 2014

andere Namen: Änis, Arnis, Brotsamen, Enis, Taubenanis, Runder Fenchel, Süßer Fenchel, Süßer Kümmel

Familie: Doldengewächs – Apiaceae/Umbelliferae
Beschreibung: einjährig, krautig, bis 70 cm hoch; doppelt gefiederte Blätter, weiße Doldenblüten. Die Frucht mit 5 hervortretenden Rippen besteht aus 2 bauchigen Teilfrüchten und enthält das ätherische Öl.
Herkunft: im Orient beheimatet; Anbau in Kulturen in Ägypten, Rußland, Indien, Mittelmeerraum, Amerika
Vorkommen: in D in Gewürzgärten, gelegentlich wild; Anbau und Importe aus südlichen Ländern

Droge: Früchte – Anisi fructus
die reifen Früchte/Samen (trockene, unversehrte 2-teilige Spaltfrüchte), sie verfügen über sogenannte Exkretzellen/Ölstriemen, die das Öl enthalten; das Öl + Anistropfen (Liquor Ammonii)
Geruch würzig, süßlich, Lakritz ähnlich
Geschmack aromatisch süß
Ernte: Pflanzen werden gemäht, getrocknet und die Samen herausgedroschen

Inhaltsstoffe

  • 2-6% äther. Öl „Anisöl“ (davon 80-94% trans-Anethol)
  • niedermolekulare Terpene: Methylchavicol/Estragol, Anisaldehyd, cis-Anethol (ein Phytoöstrogen), γ-Himachalen u.a.
  • 10-30% fettes Öl: mit Palmitin-, Petroselin-, Öl-, Linolensäure
  • Phenolcarbonsäuren
  • Flavonoide: Rutosid …
  • Zucker
  • Eiweiß

Wirkung

  • expektorierend bei Husten und Bronchitis
  • sekretolytisch (erhöhen die Sekretion der Bronchien, verflüssigen das schleimige Sekret und verstärken die Bewegung des Flimmerepithels)
  • schwach spasmolytisch auf die glatte Muskulatur, krampflösend
  • verdauungsfördernd (Sekretion der Verdauungssäfte ↑, blähungstreibend/karminativ, appetitanregend), kräftigt den Magen
  • zum Gurgeln bei Mundgeruch
  • antibakteriell
  • anmykotisch (Aspergillus flavus, Penicillium italicum)
  • antiviral (Grippe- und Kartoffelvirus)
  • antiparasitär gegen Hautparasiten und insektizid gegen Federlinge, Flöhe, Krätzmilben u.a.

Vorsicht: teilweise allergische Reaktionen möglich

Anwendung

  • Katarrhe der Atemwege
  • dyspeptische Beschwerden
  • bei Regelanomalien
  • galaktogen/milchflußanregend
  • bei Libidoverlust
  • meist in 1:1:1 Mischungen mit Kümmel (besser gegen Blähungen) und Fenchel (besser gegen Husten) – als Geschmacksverbesserer
  • als Gewürz in Plätzchen, Brot, Krautsalaten, Rotkohl, Weißkohl, Obstsuppen
  • in Anisschnaps: Pernod, Anisette, Benediktiner, Ouzo, Boonekamp
  • als Einreibung bei rheumatischen Beschwerden

positive Monografie ESCOP, MHPC

für tiere
  • Ölzucker 1 Tropfen Anisöl mit 2 g Puderzucker vermischen
  • Pferde mögen die Früchte gerne
  • das Kraut bei Husten füttern
  • innerlich: dyspeptisch, Meteorismus, leichte Krämpfe > Pulver und Aufgüsse
  • Wirkung: expektorierend, schwach spasmolytisch (entspannt die glatte Muskulatur des MDT), fördert Peristaltik, karminativ, antibakteriell, antiviral, sekretolytisch, verdauungsfördernd, blähungstreibend, Appetit anregend
  • wehenanregend, geburtserleichternd, steigert die Milchsekretion der Mutterstute
  • Kontraindikation: trächtige Stuten, Allergiker
  • Insektenabwehr, gegen Läuse und Haarlinge

Wissenswertes

  • bereits erwähnt im Papyrus Ebers (Altes Ägypten), bei Dioskurides, Plinius und Karl dem Großen
  • Hieronymus Bock (1577): für guten Atem, bei Wassersucht, eröffnet die Leber, bewegt den Harn, gegen Aufstoßen, fördert Milchfluß, gegen Weißfluß

Der NHV Theophrastus hat Anis zur Heilpflanze 2014 erwählt und einen Text und eine umfangreiche Broschüre veröffentlicht.

Bockshornklee

Trigonella feonum-graecum

andere Namen:
Griechisch Heu, Kuhhornklee, Ziegenhorn, Stundenkraut

Familie:
Schmetterlingsblütler; Hülsenfrüchtler / Fabaceae

einjährige, krautige Pflanze; Blätter ähnlich wie Klee; lange, schmale, hornförmige Hülsenfrüchte

Droge:
getrocknete reife Samen • Geruch: kräftig, charakteristisch, aromatisch •
Geschmack: leicht salzig, beim Kauen etwas schleimig und bitter

Inhaltsstoffe

  • Schleimstoffe (20-45%)
  • Eiweiße (25%)
  • fettes Öl (8%)
  • Steroidsaponine
  • ätherisches Öl
  • Flavonoide
  • Sterole
  • Lecithin, Vitamine

Wirkung und Anwendung

  • äußerlich: antiphlogistisch, reizlindernd, antiseptisch, antiödematös, antiviral > bei lokalen Entzündungen der Haut als Pulver, Schleim, Umschlag etc.
  • innerlich: Sekretionsförderung der Verdauungsdrüsen, appetitianregend, stoffwechselanregend, cholesterolsenkend, choleretisch; als Kräftigungsmittel; zur Anregung der Darmbewegung
  • in der Volksheilkunde innerlich zur Steigerung der Milchsekretion und als Hustentee für ältere Menschen
  • als Küchengewürz – sehr gering dosieren! – Bestandteil der Curry-Gewürzmischung
  • zur Gewinnung von fettem Öl
  • als Futtermittel
  • bei Pferden: als Zusatzfutter; äußerlich bei Satteldruck ein Brei aus den Samen

Wissenswertes

  • Anbau und Verwendung bereits im Alten Ägypten; wurde im Grab von Tutanchamun gefunden; verwendet wurde das Mehl der Samen äußerlich zur Behandlung von Narbengewebe; innerlich als Wurmmittel
  • Anbau in Deutschland seit dem Mittelalter
  • erwähnt im Lorscher Arzneibuch, gelobt von Pfarrer Kneipp

Hildegard von Bingen

Bockshornklee ist mehr kalt als warm.
Ein Mensch, der täglich Fieberanfälle hat, die oft zu Schweißausbrüchen führen und ihm das Essen verleiden, der nehme im Sommer das Kraut vom Bockshornklee und im Winter seinen Samen und erwärme ihn in Wein und trinke den oft nüchtern warm und es wird ihm besser gehen.
Er besitzt die gewisse Wirkkraft der stärksten Düfte und die gewisse Herbheit des bittersten Geschmacks und deshalb bekämpft er viele unnütze Dinge, so dass auch der böse Geist zurückschreckt und sich abwendet.
Wenn jemand in seinem Kopf so große Schmerzen hat, dass er sogar verrückt zu werden scheint, soll er Bockshornklee unter seine Nase halten, und dessen Duft bekämpft den üblen Rauch dieser tosenden Säfte. …

Wenn ein Mensch, der gesund ist, an seinem Körper einmal ein Versagen spürt, weil schlechte Säfte aus der Leber fliehen und seine Milz und sein Herz quälen, dann nehme er … Bockshornklee nämlich stärkt das Herz des Menschen durch seine gute Kälte …

Physica 1.36


Dost / Oregano

Origanum vulgare

Wilder Dost, Echter Dost, Dostenkraut, Dorant, Orangenkraut, Badchrut, Frauendost, Wilder Majoran, Wilder Balsam, Bergminze, Blauer Dunst, Thymus origanum

Familie: Lippenblütengewächs/Lamiaceae

Vorkommen: Mittelmeergebiet, dann Mitteleuropa sogar bis Irland und Schottland; Sibirien, Kleinasien bis Himalaya, Iran

Beschreibung: ausdauernde Staude, 20-50 cm hoch; drüsig behaart, aromatischer Duft, Kalk- und Kiesböden, an warmen Stellen

Droge: das während der Blüte gesammelte Kraut und daraus hergestelltes Öl

Dostenkraut

Kraut ohne Wurzel = Majuschel, Oregano, Wilder Majoran

bei guter Ware sind die meist verholzten und wenig wirkstoffhaltigen unteren Stengelpartien nicht enthalten; gesammelt zur Blütezeit, luftgetrocknet im Schatten; aus Anbau

Geruch: angenehm, würzig
Geschmack: würzig, etwas bitter und salzig

Inhaltsstoffe

  • ätherische Öle (0,15-1,0% mit dem Mono-Terpenphenol Caravacrol als Hauptkomponente, ferner p-Cymol, Thymol, γ-Terpinen, α-Pinen, α-Terpinen, Myrcen)
  • Flavonoide > 0,5% Flavone (u.a. Apigenin, Luteolin, Peonidin), Catechine (u.a. Naringin)
  • Phenolcarbonsäuren/Phenolcarbonsäurederivate > 7% Hydroxyzimtsäurederivate (u.a. 5% Rosmarinsäure) sowie freie Säuren (u.a. Zimtsäure, Kaffeesäure, Syringasäure)
  • Gerbstoffe
  • Bitterstoffe
  • Antioxidantien

Wirkung: schwach expektorierend, schwach choleretisch, antiseptisch

Anwendung:

  • für Magen und Darm – zur Steigerung der Verdauungssaftsekretion, appetitanregend, Desinfektion bei Durchfällen, Blähungen, Appetitlosigkeit, gegen Darmparasiten
  • Hustentee
  • zum Gurgeln und Spülen bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum
  • als schweißtreibender Tee bei Erkältungen
  • Gewürz – vor allem in der italienischen Küche (Pizza und Pasta)

Dostenöl – Origani aetherolum

Inhaltsstoffe

ätherisches Öl (Thymol, Carvacrol, Cymol, Pinen, Myrcen), Flavonoide (Flavon, Catechine), Gerbstoffe, Bitterstoffe, Phenolcarbonsäure

Geruch angenehm würzig
Geschmack würzig, etwas bitter und salzig

Wirkung:
schwach expektorierend/auswurffördernd, krampflösend, desinfizierend

Anwendung:
volkstümlich innerlich bei Verdauungsstörungen und Erkrankungen der Atmungsorgane (5-6 Tropfen auf Zucker 2-3 mal täglich); äußerlich zur Gurgelwässern und Bädern

Nebenwirkungen:
Überdosis vermeiden (vor allem bei Belastung der Niere, Darmkoliken oder empfindlichem Magen); nicht während einer Schwangerschaft bzw. Trächtigkeit anwenden

Wissenswertes

  • wurde schon im Altertum verwendet
  • dost/doste (mittelhochdeutsch) = Strauß, buschartige Pflanze
  • origanon (griech.) > oros = Berg, ganos = Schmuck
  • Bienenweide

Hildegard von Bingen

Dost ist warm und trocken und keines ist in ihm kräftig ausgeprägt. Wenn ein Mensch ihn äße oder tränke oder auf irgendeine Weise in seinen Körper aufnähme, würde er ihm den Aussatz einbringen, seine Lunge aufblähen und seine Leber versagen. …
Wer aber den Roten Aussatz hat, sei er frisch oder alt, der soll Dostsaft nehmen …
Und wer am täglichen Fieber leidet …

Physica 1.112

Dioskurides • Materia Medica • Ausgabe aus dem 16. Jh.

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