Herbstzeitlose

Colchicum autumnale

Familie: Liliengewächs / Zeitlosengewächse – Colchicaceae

Giftpflanze des Jahres 2010 • Hexenpflanze

Beschreibung:
Staude, Blüte August bis November, hell bis tief rosa oder hellviolett; Blätter und Fruchtkapsel im Frühjahr, Blätter schwach fleischig, wie bei der Tulpe, umhüllen die Fruchtkapsel

Vorkommen: Feuchtwiesen; humos-sauren, sicker- oder wechselfeuchten Boden

Droge: Blüten, Samen, Knollen

Inhaltsstoffe: 
Colchizin (Zellgift > hemmt die Teilung von Körperzellen); alle Teile stark giftig!

5 Samenkörner sind für einen Menschen tödlich!

Apothekengarten Freilichtmuseum Molfsee

Wissenswertes:

Welkt nach der Bestäubung im Herbst sehr rasch. Der Fruchtknoten befindet sich tief in der Blütenröhre „Stiel“ unter der Erde. Dort bleibt er bis zum Frühjahr. Im Frühjahr drängen die Blätter mit der Fruchtkapsel an die Oberfläche. Ende Juni gibt die Kapsel ihre Samen frei. Ihre klebrigen Anhängsel heften sich an die Hufe des Viehs und werden so verbreitet. (Aichele, 1997, 56. Auflage) (Münker)

Hildegard von Bingen

Die Herbstzeitlose ist kalt und trocken, und in ihr ist weder Wohlergehen noch Gesundheit, und sie taugt keinem Menschen zum Essen, denn wenn er sie äße, würde sie in ihm ein Nachlassen der gesunden Körperfunktionen und Trockenheit bewirken. Und wenn ein Mensch sie nur in geringen Mengen und für kurze Zeit isst, wächst davon sein Fleisch nach außen, da innen die Kraft fehlt, und sein Fleisch wird später Mängel haben, so dass er oft stirbt, da sie für den Menschen eher ein Gift als gesund ist. Aber wenn das Vieh Herbstzeitlosen frisst, wird es davon nicht sterben, aber es wird doch davon langsam und verkrümmt, weil ihre Wirkung sowohl für den Menschen als auch für das Vieh abträglich ist.

Physica 1.46

Dornige Hauhechel

Ononis spinosa

Familie: Fabaceae/Hülsenfrüchtler

Droge:
Wurzel/Wurzelstock getrocknet (Pfahlwurzel)
Geruch: schwach eigenartig
Geschmack: süßlich schleimig, später herb + leicht kratzig

Vorkommen: trockene Ödländer, Droge aus dem Balkan

Inhaltsstoffe:
Flavonoide, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Lektine, phenolische Säuren, Sterole, Harz, Zucker, Stärke, Mineralien

Wirkung: mild harntreibend

Anwendung: leichte Harnwegsinfekte
Kontraindikation: Ödeme bei Herz- und Niereninsuffizienz

Schöllkraut

Chelidonium majus

Familie: Mohngewächs/Papaveraceae

giftig • apothekenpflichtig

Beschreibung:  
mehrjährig, 30-60 cm, Staude, fast kahl; Stängel behaart, verzweigt und leicht brechend; Blätter behaart, unterseits blaugrün; Milchsaft gelb-orange, Kapsel schotenförmig, bis 5 cm; der schwarze Samen hat ein weißes, ölhaltiges Anhängsel, das gern von Ameisen gefressen wird

Vorkommen:        
Unkrautfluren, Schutt, Wegränder; Stickstoffanzeiger; lehmige Böden

Sammelvorschrift:  
das ganze Kraut und die Wurzeln kurz vor der Blüte; Verwendung in frischem Zustand, da sich die Wirkstoffe schnell zersetzen (max. 6 Monate haltbar)

Inhaltsstoffe:       
Alkaloide, organische Säuren, Mineralien, ätherisches Öl, Harz

Wirkung:
stark krampflösend, schmerzstillend, beruhigend, galletreibend

Anwendung:        
• kein Tee!
• Bronchien > asthmatische Anfälle, chronischer Reizhusten
• Leber, Galle > Leberleiden, Gelbsucht, Magen-Darm-Trakt, Gallensteinbildung, Koliken mit Schmerzen
• Milchsaft wurde auf Warzen aufgetragen > verfärbt die Haut, reizt aber nicht
CAVE: nicht in die Augen gelangen lassen
• bei Überdosierung: Somnolenz, Magenschmerz, Hämaturie
• Monografie positiv

giftig für Tiere – Vergiftungen kommen wegen des schlechten Geruchs und Geschmacks nur selten vor – Vorsicht im Heu!?

Wissenswertes:    
Bestäubung durch Kerbtiere, Ameisen verschleppen die Samen > wächst auch in kleinen und hohen Mauerspalten

Hildegard von Bingen

Schöllkraut ist sehr heiß und giftig und enthält einen schleimigen Saft Es hat in sich ein so scharfes und bitteres Gift, dass es dem Menschen keine Gesundheit bringen kann … Wenn nämlich jemand es isst oder trinkt, macht es ihn innerlich geschwürig und verletzt ihn und deshalb bewirkt es bisweilen im Menschen Lösung und Verdauung, aber mit Schmerz und nicht mit Wohlbefinden. …

Physica 1.139

Darstellung im
hortus sanitatis
Gart der Gesundheit
von 1485

Fenchel

Familie: Apiaceae/Doldenblütler

Arzneipflanze des Jahres 2009

Herkunft: Mittelmeerraum, auf lehmhaltigen Böden; Anbau

Beschreibung:
aufrechte, bis 1,80m hohe Pflanze mit gelben Blüten; die Früchte bestehen aus 2 länglichen Teilfrüchten mit 5 Rippen und typischem Geruch
Blüte: Juli-August
Sammelzeit: August-September

Bitterer Fenchel – Foeniculum vulgare

Droge: die Früchte • Geruch würzig aromatisch • Geschmack würzig süßlich

Inhaltsstoffe:
Ätherisches Öl (Fenchon, Estragol), verschiedene Säuren, Flavonoide, Cumarine, fettes Öl

Wirkung:

  • verdauungsfördernd, blähungstreibend, galletreibend
  • Steigerung der Magen-Darm-Motilität
  • antimikrobiell, antimykotisch
  • expektorierend
  • schützt die Schleimhäute; wirkt sekretolytisch
  • spasmolytisch
  • hormonähnlich
  • antioxidativ

Verwendung:

  • Fenchelöl aus reifen Früchten – farblos bis leicht gelb, würziger Geruch, Geschmack erst süß, dann bitter
  • Verdauungsstörungen, Völlegefühl, Blähungen, Schluckauf
  • Atemwegsbeschwerden (als Fenchelhonig: gelb, süß, dickflüssig, mit mind. 50% Honig, Fertigarznei, freiverkäuflich)
  • zur Steigerung des Milchflusses
  • stärkt die Sehkraft (Erfahrungsmedizin)
  • fördert den Lymphfluss
  • unterstützt den Stoffwechsel beim Abnehmen
  • in Kombination mit anderen Kräutern (Anis, Kümmel)

Zubereitung:
die Früchte werden vor dem Überbrühen gequetscht, um die Wirkstoffe frei zu setzen (erst kurz vorher, sonst verflüchtigt sich das ätherische Öl)

zu beachten:

  • Nebenwirkungen: Mengen über 3 Gramm des reinen ätherischen Öls können zu Kopfschmerzen, Benommenheit oder Magenreizung führen (Poth, 2000)
  • Kontraindikation: Schwangerschaft/Trächtigkeit -> stark wehenanregend!
  • CAVE Allergien gegen Fenchelöl!

Süßfenchel – Foeniculum vulgare dulce

enthält weniger ätherisches Öl und weniger bitteres Fenchon, dafür mehr Anethol –
Verwendung als Lebensmittel

Hildegard von Bingen

Fenchel hat eine sanfte Wärme und ist weder trocken noch kalter Natur, auch roh gegessen schadet er dem Menschen nicht. Wie immer er gegessen wird, macht er den Menschen froh und bringt ihm sanfte Wärme und guten Schweiß und bringt ihm eine gute Verdauung. Auch sein Samen ist warmer Natur und nützlich für die Gesundheit des Menschen, wenn er in Arzneien anderen Kräutern beigefügt wird.
Denn wer täglich nüchtern Fenchel oder dessen Samen isst, bei dem vermindert er durch seine gute Wärme und seine guten Kräfte das schlechte Phlegma und die Fäulnisprodukte und vertreibt den Gestank aus seinem Atem und lässt seine Augen klar sehen.

Wer jedoch nicht schlafen kann, weil er mit irgendeiner Widrigkeit beschäftigt ist, der nehme, wenn es im Sommer ist, Fenchel und zweimal soviel Schafgarbe …

Physica 1.66

Anwendung bei:
Schlafstörungen, Augenleiden, Katarrh, Magenverstimmung, Melancholie, Hodenschwellung, Geburtskomplikationen, zur Stärkung

Ätherisches Öl von dôTerra

Pflanzenteil: Samen
Erntemethode: Wasserdampfdestillation
Hauptbestandteile: E-Anethol, Fenchol, α-Pine
Aroma: lakritzig, süß, honigartig

verwendungsmöglichkeiten
  • Wenn Sie auf Süßigkeiten verzichten wollen, geben Sie einen Tropfen in Wasser oder Tee und trinken Sie diese Flüssigkeit als Ersatz.
  • Mit einem Trägeröl verdünnt in die Haut einmassieren, um ein Entspannungsgefühl zu fördern.
  • In Desserts sorgt das Öl für zusätzliche Geschmacksintensität.

Hinweis: nicht zur Behandlung von Krankheiten geeignet!

Anwendung

Diffusion: Verwenden Sie drei bis vier Tropfen im Diffuser Ihrer Wahl.
Als Lebensmittelzusatz: Einen Tropfen mit 125 ml Flüssigkeit verdünnen.
Äußere Anwendung:
Zur Massage 5 Tropfen mit 10 ml Trägeröl mischen.
Als Badezusatz 5 Tropfen mit 5 ml Trägeröl mischen.
Als Parfum 1 Tropfen mit 10 Tropfen Trägeröl mischen.

Hinweise Zur Sicheren Anwendung

Kann Hautreizungen verursachen. Außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren. Wenn Sie schwanger sind, stillen oder sich in ärztlicher Behandlung befinden, konsultieren Sie bitte Ihren Arzt. Kontakt mit Augen, Innenohren und empfindlichen Stellen vermeiden.

Herstellerangaben

Weißdorn

Hagedorn • Crataegus

Unterarten:
• eingriffliger Weißdorn – Crataegus monogyna
• zweigriffliger Weißdorn – Crataegus laevigata

Arzneipflanze
des Jahres 2019

Familie: Rosengewächse/Rosaceae

Beschreibung:
2-8 m Strauch/Baum, mit Dornen, weiße Doldenrispen Mai/Juni;
in Doldentrauben angeordnete rote Schließfrüchte enthalten mehliges gelbes Fruchtfleisch und entweder einen Steinkern (C. monogyna) oder 2 Steinkerne (C. laevigata); 100 verschiedene Arten, von denen 5 genutzt werden; Bastarde kommen häufig vor; ähnliche Heilkraft

Vorkommen:  
Waldränder, Gebüsche; kalk- oder basenhaltigen, lockeren, meist steinigen Lehmboden; oft ortsnah gepflanzt

Sammelgut / Droge
während der Blütezeit werden Blüten und Blätter gesammelt, die man frisch oder getrocknet verwendet; die reifen Früchte werden im Herbst gesammelt

Inhaltsstoffe: 
Glukoside, Crataegussäure, ätherisches Öl, Flavonoide (Hyperosid, Rutin u.a.), Saponine, Dimere (Hyperosid, Rutin u.a.), Triterpensäure, Chlorogensäure, Kaffeesäure, aromatische Amine, Aminopurine, Catechine
> Früchte: Zucker, Fruchtsäuren, ätherische Öle, Gerbstoffe, herzwirksame Glykoside
> Blätter: herzwirksame Flavonoide, Procyanide, Gerbstoffe

Wirkung    

Heil- und Kräftigungsmittel für Herz und Kreislauf, besonders das Altersherz, stärkt die Herzmuskulatur, fördert die Durchblutung der Herzkranzgefäße, regelt die Pulsfrequenz; positiv inotrop (Kontraktilität des Herzmuskels); positiv dromotrop (Erregungsleitung des Herzens); negativ bathmotrop (Verringerung der Erregbarkeit durch Heraufsetzen der Reizschwelle); Zunahme der Koronar- und Myokarddurchblutung; Senkung des periphären Gefäßwiderstandes

ACHTUNG: Wenn Sie Ihrem Tier Weißdorn füttern, dann wird dieses viel lebhafter – bitte denken Sie daran, wenn Sie z.B. einen Ausritt mit Ihrem Pferd planen.

Wirkung tritt erst nach längerer Einnahme ein > regelmäßig über Monate

Anwendung

  • Bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens; Altersherz, Herzinsuffizienz NYHA II (III), chronisches Cor pulmonale
  • bei Schlafstörungen, schwachem Kreislauf, nervösen Störungen;
  • Press-Säfte bei Angina pectoris, Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck, Herzschwäche, Verdauungsstörungen
  • Früchte lassen sich zu Saft oder Marmelade verarbeiten
  • Blätter und Früchte als Tee

Monografie positiv, ESCOP

Hildegard von Bingen

Weißdorn hat weder rechte Wärme noch rechte Kälte, sondern Trägheit, und er ist wie Unkraut, so dass weder seine Frucht noch sein Saft zu Arzneien taugt, und er taugt auch nicht zu anderweitiger Nutzung durch den Menschen.

Physica 3.51

Wissenswertes

  • Seine komplexe Wirkung wurde erst in der Neuzeit entdeckt.
  • Der widerliche Blütenduft wird durch Trimethylamin verursacht.
  • Der dornige Heckenstrauch heißt wegen seiner helleren Rinde »Weißdorn«, im Gegensatz zu der Schlehe, die wegen ihrer schwarzen Rinde »Schwarzdorn« genannt wird.
  • Der »Rotdorn« ist eigentlich ein Weißdorn mit roten Blüten.
  • Bildet zusammen mit Schlehen, Brombeeren, Wildrosen, Kreuzdorn und anderem Gestrüpp eine natürliche Hecke, einen Hag – dieser diente zum Schutz von Vieh und Siedlung. Außerdem lieferten dieser Hag Früchte für Mensch und Tier.
  • Wanderstab des Joseph von Arimathea – Er steckte ihn in Glastonbury in den Boden und daraus wuchs ein Weißdornbusch. (Wird dort noch heute gezeigt.)