Wilde Karde

Kardendistel • Dipsacus silvestris

Inhaltsstoffe:
Scabiosid (Glykosid), organische Säuren, Glucoside, Saponine

Verwendung in der Volksheilkunde bei Rhagaden und Fissuren

Wolf-Dieter Storl empfahl vor einigen Jahren die Tinktur der Karde zur unterstützenden Behandlung bei Borreliose. Er hat darüber ein Buch geschrieben und die Tinktur ist als Fertigprodukt im Handel erhältlich.
(Link zur Seite von W-D Storl – UNBEZAHLTE WERBUNG)

Regenwasser hat sich gesammelt und kann als Durstlöscher auf Wanderungen genutzt werden.

Darstellung im
hortus sanitatis
Gart der Gesundheit
von 1485

Johanniskraut

Tüpfelhartheu, Blutkraut, Wundkraut, Herrgottskraut

Hypericum perforatum

Arzneipflanze des Jahres 2015

Familie: Hypericaceae

Vorkommen: Wiesen, Wegränder
Blütezeit: zur Sommersonnenwende Ende Juni

Droge

das Kraut
während der Blütezeit gesammelte oberirdische Teile
Geruch schwach
Geschmack herb bitter, adstringieren

das Öl = Rotöl

Inhaltsstoffe

  • Hypericin (der rote Farbstoff)
  • Hyperforin
  • Flavonoide (Flavon- und Flavonolglykoside: Hyperosid, Quercitrin, Rutosid…)
  • Gerbstoffe
  • Xanthone
  • Ätherisches Öl
  • u. a.

Die kleinen schwarzen Punkte auf Blüten und Blättern enthalten das Hypericin.

Zerreibt man die Blüte,
dann werden die Finger rot gefärbt.

Wirkung

  • antidepressiv
  • hemmt Wiederaufnahme der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin, Dopamin
  • wirkt auf das ZNS, Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit möglich
  • antiviral
  • antiproliferativ / wachstumshemmend
  • antiphlogistisch / entzündungshemmend
  • apoptoseinduzierend (Apoptose = ständiges Sichabstoßen von Zellen aus dem Gewebe)
  • wirkt auf Hormonhaushalt
  • führt zu Photosensibilisierung – das Hypericin lagert sich in der Haut ab
    CAVE: bei Weidetieren kann es durch Aufnahme des Krautes zu Blasen, Juckreiz und Entzündung führen
  • Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich

Anwendung

  • depressive Verstimmungen, Angst, nervöse Unruhe
  • langfristige Einnahme – die Wirkung setzt erst nach mehreren Tage ein
  • das Öl äußerlich bei Traumen, Verbrennungen, Myalgien und zur Massage

Monografie positiv

Es ist nicht möglich, dass eine bessere Arznei für Wunden in allen Ländern gefunden wird.

Paracelsus

Wissenswertes

  • Hält man die Blätter gegen das Licht, so erscheinen sie „perforiert“ – daher der lateinische Name. Die hellen Stellen sind die Sekretbehälter für das Öl.
  • Sommersonnwendfeiern – Johannistag 24. Juni – Beginn der Blütezeit
    Johanniskräuter: Beifuß, Holunder, Arnika, Ringelblume und andere Wiesen-/Sommerkräuter werden zu Gürtel oder Kranz gebunden
  • Roter Farbstoff Hyperizin aus den Blüten galt als Blut Gottes bzw. als Blut des geköpften Johannes.
  • Das Kraut konnte den Teufel vertreiben – „fuga daemonicum“.

Quelle: Kooperation Phytopharmaka
produkte mit johanniskraut

Zuchtform als Gartenpflanze

Mistel

Weiße/Nordische Mistel,
Weißbeerige Mistel
Viscum album

immergrüner Halbschmarotzer

Droge: die beblätterten Zweige – je nach Wirtsbaum

Inhaltsstoffe:
Viscotoxine, Lectine, Flavonoide, biogene Amine, Schleimstoffe

Wirkung:
beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, tonisierend; Lektin aktiviert Makrophagen; Viscotoxin wirkt antikanzerogen

Anwendung in Fertigarzneien:
bei Hypertonie, Herzschwäche, beschleunigtem Puls, Arteriosklerose, Ödemen, Fieber, Verdauungsbeschwerden, Magenschwäche, Pankreasinsuffizienz, leichter Diabetes, Gallenschwäche, Nervenschwäche, Kopfschmerzen, Schwindel, chron. Arthrosen, chron. Rheuma, Arthritis, Weißfluß, Epilepsie, Heuschnupfen, Krampfadern, Ekzemen, Geschwüren, eitrigen Wunden.

Monografie positiv

CAVE: nach dem Fressen der Blätter kam es bei Hunden und Katzen zu Erbrechen

Mistel auf Apfelbaum im Botanischen Garten Kiel

Hildegard von Bingen:
„Die Mistel auf dem Birnbaum ist für die Heilung gut geeignet.“
(Physica 3.2)

Hieronymus Bock:
„Etliche halten wann man dem Vihe Mistel im Futter gebe / es soll daruon zunemmend und feißt werden.“

Wissenswertes

  • Gilt als Abwehrmittel gegen Blitz, Krankheit, Verhexung.
  • Baldur, der Sohn Odins, stirbt durch einen Speer aus einem Mistelzweig.
  • Bei Hippokrates empfohlen gegen die Milzsucht.
  • Der Jugendstil verwendet die Mistel häufig als Motiv für Schmuck und Einrichtungsgegenstände (Vasen, Lampen etc.)
  • In England und Frankreich beliebter Weihnachtsschmuck, der bis Neujahr hängen bleibt, um Glück zu bringen: „no mistletoe, no luck“

Diese Scheiblein genutzet verwahren den Menschen wunderlich
vor dem Schlag, fallenden Sucht, Gicht und dergleichen,
helffen dem Schwindel und nehmen die Blödigkeit des Hirns hinweg.
Sie schärffen die Sinn und das Gedächtnis;
stärken das Haupt;
erquicken die Lebens Geister
und seynd trefflich gut vor studirende und gelehrte Leut
welche die lebhaffte Kräfften durch stätiges meditiren

und mancherley Sogen gefährlich schwächen und Abbruch thun
selbiges wieder auf und fernes fortzuhelffen.

weitere Arten

Riemenblume /Loranthus europaeus
auf Eiche, mit gelben Beeren, am wertvollsten, wächst nur im Süden

Zwergmistel / Arceuthobium oxycedri

Rotbeerige Mistel / Viscum cruiatum

Küchenschelle

Pulsatilla vulgaris/pratensis

Kuhschelle, Osterblume, Schlafblume, Windblume, Wolfspfote

Blume des Jahres 1996

giftig • geschützt

ausdauernde Frühlingspflanze, sammeln nicht gestattet!

Droge: Kraut

Inhaltsstoffe: Scharfstoff (Protoanemonin), Saponine, Gerbstoffe

Anwendung: 
Innerlich bei Iritis, Skleritis, Netzhauterkrankungen, bei grauem und grünem Star (als Fertigextrakt); funktionelle Störungen der Genitalorgane, Neuralgien, Migräne, Unruhezustände (Homöopathie)

Monografie:  negativ

Nebenwirkungen

  • bei Berührung der frischen Pflanze Reizerscheinungen/Blasenbildung an Haut- und Schleimhäuten
  • innerlich bei hohen Dosen Nierenreizung
  • wirkt fruchtschädigend und abtreibend

Schlüsselblume / Primel

Primula veris

Übersetzung: die erste Blume des Frühlings

Primelgewächse – Primulaceae

Botanik: 500 Arten bekannt ; die Wurzeln stehen unter Schutz; Europa, Vorder- und Zentralasien; Anbau in Türkei und Bulgarien; Wurzelstock mit Faserwurzeln, grundständige Blätter, Stängel mit Blütendolden ; kalkliebend

Droge:
die Wurzel und selten die Blüten;
Ernte: Blüten im Frühjahr, Wurzel im September

Inhaltsstoffe Blüten:
Saponine (2% Primulin), Bitterstoffe, Harz, ätherisches Öl (Primelkampher > wirkt beruhigend), Vitamin C; angenehmer Geruch, süßlich schleimiger Geschmack

Inhaltsstoffe Wurzel:
Triterpensaponine, Phenylglykoside (Primverin, Primverosid, Primulaverosid), ein Flavon, ätherisches Öl, Kieselsäure, Gerbstoff ; riecht nach Anis, schmeckt kratzend und bitter

Wirkung:
schleimlösend, expektorierend, reizlindernd, harntreibend, antimikrobiell ; die Saponine reizen die Magenschleimhaut, wodurch reflektorisch das unwillkürliche Nervensystem angeregt wird > Steigerung des Bronchialsekretes und Förderung des Auswurfes

positive Monografie, ESCOP, HMCP

andere Namen:
Wiesenprimel, Eierkuchen, Fastenblume, Himmelsschlüssel, Marienschlüssel, Frauenschlüssel, Gichtblume, Gelbe Zeitlose, Petriblume, Peterssschlüssel

Anwendung:
als Urtinktur (wirksame Bestandteile gehen beim Trocknen verloren); festsitzender Husten mit zähem Sekret, Altershusten, Katarrhe der Nasennebenhöhlen

Volksmedizin:
Migräne, Herzbeschwerden, Neuralgie, Gicht, Rheuma, Schlaflosigkeit; Blätter auch > bei Schlaflosigkeit; Schlüsselblumensirup gegen Lähmungen

CAVE: Allergie !! bei Überdosis Durchfall und Erbrechen

Wissenswertes:

  • Becherprimel/Giftprimel aus China enthält in den Drüsenhaaren Sekrete, die die Primeldermatitis verursachen
  • nordische Pflanze > in der antiken Medizin unbekannt
  • Klosterheilkunde: gegen Schlaganfall und Gicht, herzstärkend, Erkältung, Harnsteine, Wundbehandlung
  • Pflanzenzauber: Blüten gegessen helfen als Schutz gegen Dämonen und Fieber; Bestandteil von Liebestränken
  • Destillat als Gesichtswasser
  • Primelpulver reizt die Nasenschleimhaut > Niesen
  • durch Hummeln und Bienen bestäubt
  • Blume des Jahres 2016

Hildegard von Bingen

Die Schlüsselblume ist warm und hat ihre ganze Grünkraft und ihre Wirkung vom hohen Sonnenstand; manche Kräuter werden nämlich hauptsächlich von der Sonne gestärkt, manche aber vom Mond und wieder andere gleichzeitig von Sonne und Mond. Dieses Kraut jedoch nimmt seine Kräfte vorwiegend von der Sonne, deshalb unterdrückt es auch die Schwarzgalle im Menschen.
Denn wenn die Schwarzgalle im Menschen aufsteigt, macht sie ihn traurig und in seinem Wesen unruhig und lässt ihn Worte gegen Gott hervorbringen.

Physica 1.199

Anwendung: gegen Melancholie, bei Fiebern, Gicht und Lähmungen

(Hildegard ist die erste, die die Schlüsselblume in einem Arzneibuch erwähnt.)