Verwendung in der Volksheilkunde bei Rhagaden und Fissuren
Wolf-Dieter Storl empfahl vor einigen Jahren die Tinktur der Karde zur unterstützenden Behandlung bei Borreliose. Er hat darüber ein Buch geschrieben und die Tinktur ist als Fertigprodukt im Handel erhältlich. (Link zur Seite von W-D Storl – UNBEZAHLTE WERBUNG)
Regenwasser hat sich gesammelt und kann als Durstlöscher auf Wanderungen genutzt werden.
Darstellung im hortus sanitatis Gart der Gesundheit von 1485
Vorkommen: Wiesen, Wegränder Blütezeit: zur Sommersonnenwende Ende Juni
Droge
das Kraut während der Blütezeit gesammelte oberirdische Teile Geruch schwach Geschmack herb bitter, adstringieren
das Öl = Rotöl
Inhaltsstoffe
Hypericin (der rote Farbstoff)
Hyperforin
Flavonoide (Flavon- und Flavonolglykoside: Hyperosid, Quercitrin, Rutosid…)
Gerbstoffe
Xanthone
Ätherisches Öl
u. a.
Die kleinen schwarzen Punkte auf Blüten und Blättern enthalten das Hypericin.
Zerreibt man die Blüte, dann werden die Finger rot gefärbt.
Wirkung
antidepressiv
hemmt Wiederaufnahme der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin, Dopamin
wirkt auf das ZNS, Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit möglich
antiviral
antiproliferativ / wachstumshemmend
antiphlogistisch / entzündungshemmend
apoptoseinduzierend (Apoptose = ständiges Sichabstoßen von Zellen aus dem Gewebe)
wirkt auf Hormonhaushalt
führt zu Photosensibilisierung – das Hypericin lagert sich in der Haut ab CAVE: bei Weidetieren kann es durch Aufnahme des Krautes zu Blasen, Juckreiz und Entzündung führen
Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich
Anwendung
depressive Verstimmungen, Angst, nervöse Unruhe
langfristige Einnahme – die Wirkung setzt erst nach mehreren Tage ein
das Öl äußerlich bei Traumen, Verbrennungen, Myalgien und zur Massage
Monografie positiv
Es ist nicht möglich, dass eine bessere Arznei für Wunden in allen Ländern gefunden wird.
Paracelsus
Wissenswertes
Hält man die Blätter gegen das Licht, so erscheinen sie „perforiert“ – daher der lateinische Name. Die hellen Stellen sind die Sekretbehälter für das Öl.
Sommersonnwendfeiern – Johannistag 24. Juni – Beginn der Blütezeit Johanniskräuter: Beifuß, Holunder, Arnika, Ringelblume und andere Wiesen-/Sommerkräuter werden zu Gürtel oder Kranz gebunden
Roter Farbstoff Hyperizin aus den Blüten galt als Blut Gottes bzw. als Blut des geköpften Johannes.
Das Kraut konnte den Teufel vertreiben – „fuga daemonicum“.
CAVE: nach dem Fressen der Blätter kam es bei Hunden und Katzen zu Erbrechen
Mistel auf Apfelbaum im Botanischen Garten Kiel
Hildegard von Bingen: „Die Mistel auf dem Birnbaum ist für die Heilung gut geeignet.“ (Physica 3.2)
Hieronymus Bock: „Etliche halten wann man dem Vihe Mistel im Futter gebe / es soll daruon zunemmend und feißt werden.“
Wissenswertes
Gilt als Abwehrmittel gegen Blitz, Krankheit, Verhexung.
Baldur, der Sohn Odins, stirbt durch einen Speer aus einem Mistelzweig.
Bei Hippokrates empfohlen gegen die Milzsucht.
Der Jugendstil verwendet die Mistel häufig als Motiv für Schmuck und Einrichtungsgegenstände (Vasen, Lampen etc.)
In England und Frankreich beliebter Weihnachtsschmuck, der bis Neujahr hängen bleibt, um Glück zu bringen: „no mistletoe, no luck“
Diese Scheiblein genutzet verwahren den Menschen wunderlich vor dem Schlag, fallenden Sucht, Gicht und dergleichen, helffen dem Schwindel und nehmen die Blödigkeit des Hirns hinweg. Sie schärffen die Sinn und das Gedächtnis; stärken das Haupt; erquicken die Lebens Geister und seynd trefflich gut vor studirende und gelehrte Leut welche die lebhaffte Kräfften durch stätiges meditiren und mancherley Sogen gefährlich schwächen und Abbruch thun selbiges wieder auf und fernes fortzuhelffen.
weitere Arten
Riemenblume /Loranthus europaeus auf Eiche, mit gelben Beeren, am wertvollsten, wächst nur im Süden
Anwendung: Innerlich bei Iritis, Skleritis, Netzhauterkrankungen, bei grauem und grünem Star (als Fertigextrakt); funktionelle Störungen der Genitalorgane, Neuralgien, Migräne, Unruhezustände (Homöopathie)
Monografie: negativ
Nebenwirkungen
bei Berührung der frischen Pflanze Reizerscheinungen/Blasenbildung an Haut- und Schleimhäuten
Botanik: 500 Arten bekannt ; die Wurzeln stehen unter Schutz; Europa, Vorder- und Zentralasien; Anbau in Türkei und Bulgarien; Wurzelstock mit Faserwurzeln, grundständige Blätter, Stängel mit Blütendolden ; kalkliebend
Droge: die Wurzel und selten die Blüten; Ernte: Blüten im Frühjahr, Wurzel im September
Inhaltsstoffe Wurzel: Triterpensaponine, Phenylglykoside (Primverin, Primverosid, Primulaverosid), ein Flavon, ätherisches Öl, Kieselsäure, Gerbstoff ; riecht nach Anis, schmeckt kratzend und bitter
Wirkung: schleimlösend, expektorierend, reizlindernd, harntreibend, antimikrobiell ; die Saponine reizen die Magenschleimhaut, wodurch reflektorisch das unwillkürliche Nervensystem angeregt wird > Steigerung des Bronchialsekretes und Förderung des Auswurfes
Anwendung: als Urtinktur (wirksame Bestandteile gehen beim Trocknen verloren); festsitzender Husten mit zähem Sekret, Altershusten, Katarrhe der Nasennebenhöhlen
Volksmedizin: Migräne, Herzbeschwerden, Neuralgie, Gicht, Rheuma, Schlaflosigkeit; Blätter auch > bei Schlaflosigkeit; Schlüsselblumensirup gegen Lähmungen
CAVE: Allergie !! bei Überdosis Durchfall und Erbrechen
Wissenswertes:
Becherprimel/Giftprimel aus China enthält in den Drüsenhaaren Sekrete, die die Primeldermatitis verursachen
nordische Pflanze > in der antiken Medizin unbekannt
Klosterheilkunde: gegen Schlaganfall und Gicht, herzstärkend, Erkältung, Harnsteine, Wundbehandlung
Pflanzenzauber: Blüten gegessen helfen als Schutz gegen Dämonen und Fieber; Bestandteil von Liebestränken
Destillat als Gesichtswasser
Primelpulver reizt die Nasenschleimhaut > Niesen
durch Hummeln und Bienen bestäubt
Blume des Jahres 2016
Hildegard von Bingen
Die Schlüsselblume ist warm und hat ihre ganze Grünkraft und ihre Wirkung vom hohen Sonnenstand; manche Kräuter werden nämlich hauptsächlich von der Sonne gestärkt, manche aber vom Mond und wieder andere gleichzeitig von Sonne und Mond. Dieses Kraut jedoch nimmt seine Kräfte vorwiegend von der Sonne, deshalb unterdrückt es auch die Schwarzgalle im Menschen. Denn wenn die Schwarzgalle im Menschen aufsteigt, macht sie ihn traurig und in seinem Wesen unruhig und lässt ihn Worte gegen Gott hervorbringen. …
Physica 1.199
Anwendung: gegen Melancholie, bei Fiebern, Gicht und Lähmungen
(Hildegard ist die erste, die die Schlüsselblume in einem Arzneibuch erwähnt.)