Lungenkraut

verschiedene Arten

Familie: Rauhblattgewächs / Borretschgewächs – Boraginaceae        

Echtes Lungenkraut – Pulmonaria officinalis

Beschreibung: 15-30 cm, März bis Mai, Blüten anfangs rot, später blau (Änderung des pH-Wertes nach der Bestäubung); mehrjährig; Blätter mit weißen Punkten; ganze Pflanze behaart

Vorkommen: Mischwälder, Gebüsche

Droge: das Kraut ohne die Wurzeln

Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Flavonoide, Allantoin, Kieselsäure, Mineralstoffe

Anwendung: in der Volksheilkunde zur Wundbehandlung und bei Lungenerkrankungen; ein Dauergebrauch ist wegen möglicher Nebenwirkungen nicht empfehlenswert

Hildegard von Bingen

Lungenkraut ist kalt und mäßig warm und trocken und taugt nicht viel zum Nutzen des Menschen.
Wenn schlechte und stinkende Säfte schädlichen Rauch zum Gehirn des Menschen schicken, das diesen Rauch zur Lunge lenkt und sie schmerzen lässt, nehme jener Menschen Lungenkraut … Die Lunge wird nämlich von Herzschmerzen und der Wärme des Magens vielfach geschwächt, und die Kälte dieses Krautes beruhigt diese Schwäche, wenn sie mit der Süße des Wassers gemischt ist.
Ferner soll ein Mensch, dem die Lunge aufgebläht ist, so dass er hustet und kaum Atem holen kann, Lungenkraut in Wein kochen und oft nüchtern trinken und er wird geheilt werden …
Wenn Schafe es häufig fressen, werden sie gesund und fett, und es schadet ihrer Milch nicht. Und wenn die Lunge aufgebläht ist, wie wir oben gesagt haben, soll er es benutzen und er wird die Gesundheit zurückerhalten, weil die Lunge ungefähr die Beschaffenheit des Schafs hat.

Physica 1.29

Pestwurz

Tussilago petasites, Petasites off./vulg.

Familie: Asteracea (Compositae) • 20 verschieden Arten 

andere Namen:
Pestilenwurz, Wasserklette, Großer Huflattich, Neunkraftwurz, Giftwurz

Vorkommen:
gesamtes Europa – vor allem an Flussufern, aber auch an feuchten Stellen in Wäldern stehendes Gewächs

Botanik:
im Frühjahr (ab März) wird zuerst der Blütenstiel ausgetrieben, auf dem sich die braunroten, in Dolden oder Trauben gruppierten Blüten (bis zu 80 cm hoch) entwickeln; erst danach kommen die großen, herzförmigen, an der Unterseite weißflizigen Blätter (bis zu 60 cm Durchmesser)

Drogen

Blätter/folium

Inhaltsstoffe:
Schleim, Bitterstoffe, 0,1% ätherisches Öl, Flavonoide, u.a. Astragalin, Isoquercitrin, Sesquiterpenem, in spuren Pyrrolizidinalkaloide

Anwendung:
in der Volksheilkunde bei Krampfzuständen im MDT, Krankheiten der Luftwege, Galle- und Leberbeschwerden; äußerlich als Wundheilmittel

Wurzelstock/Rhizom

„Kraftwurz“ – schmeckt scharf, würzig, bitter

Inhaltsstoffe:
ätherische Öle (0,1-0,4%) u.a. 1-Nonen, Eremophilen, Furanoeremophilen ; ferner Sesquiterpenester, die Derivate des Petasols, Iso- und Neopetasols darstellen, u.a. Petasin, Petasalbin, Iso- und Neopetasin; sowie Pyrrolizidinalkaloide, Terpen, Kohlenhydrate

Wirkung:
entzündungshemmend, Petasin wirkt schmerzlindernd und krampflösend auf die Gefäßmuskulatur

Anwendung:
Als Extrakte (Tagedosis 4,5-7g der Droge) zur unterstützenden Behandlung akuter krampfartiger Schmerzen besonders im Bereich der ableitenden Harnorgane sowie bei Spannungskopfschmerz und Migräne, bestimmte Nacken- und Rückenschmerzen, Bronchialasthma, Erkältungskrankheiten; in Kombination bei Rheuma, Menstruationsbeschwerden, Magenkrämpfen

Fertigpräparate sind ohne Pyrrolizidinalkaloide

Kontraindikation: Schwangerschaft und Stillzeit                                       

In der Volksheilkunde auch bei psychovegetativen Funktionsstörungen im MDT sowie bei Erkrankungen der Atemwege, besonders bei Keuchhusten.

Wissenswertes:

  • Name kommt von Dioskurides (vergleicht die Blätter mit einem breitkrempigen Hut = pefasos); er empfiehlt: Pestwurzblätter fein zerstoßen als Umschlag gegen bösartige und krebsartige Geschwüre
  • seit Altertum bekannt, geriet in Vergessenheit
  • Kelten gaben sie den Toten mit
  • häufig angewendet: Blätter bei Entzündungen, Geschwüren und Wunden aufgelegt
  • im MA als schweißtreibend/diaphoretisch in Schwitzkuren gegen die Pest > Pestwurz
  • Paracelsus und Leonhard Fuchs
  • Tiermedizin: Wurzel in Kleie geschabt für bauchwehkranken Esel
  • Verwendung bei Hildegard von Bingen: äußerlich als Auflage bei Geschwüren
  • im 18. Jh. nur noch als im Winter blühende Topfpflanze bekannt
  • 1885 Wiederentdeckung: Schladgenhauffen und Reeb schreiben über die Wirkung im „Journal Pharmacie d’Alsace-Lorraine“
  • nach dem 2. Weltkrieg wird sie erforscht

Artikel in Spektrum.de:

Eisenkraut

Verbena officinalis

Volksnamen: Druidenkraut, Eisenhart, Richardskraut, Sagenkraut, Stahlkraut, Taubenkraut, Wundkraut

Familie: Eisenkrautgewächs/Verbenaceae

Droge: das ganze Kraut, meist ohne Wurzeln

Inhaltsstoffe:
Iridoid-Glykosid (Verbenalin), ätherisches Öl, Gerbstoffe, Kieselsäure, Bitterstoffe, Schleim

Wirkung:
adstringierend, wundheilend, abschwellend, harntreibend, entkrampfend, fiebersenkend, erhöht den Parasympathikus, menstruationsfördernd (nicht für Schwangere geeignet!)

Anwendung:
bei leichten Magenbeschwerden, Durchfällen, Appetitlosigkeit; bei Erkältungen und Katarrhen der oberen Luftwege

Wissenswertes:
• Zauberpflanze der Kelten
• Schmiede verwendeten sie zum schärfen der Waffen
• wurde im Mittelalter zu Wundversorgung verwendet – vor allem bei Wunden durch eiserne Waffen
• Hexenpflanze
• „Tränen der Isis“
• friedensstiftend
Bachblüte VERVAIN

Patagonisches/Argentinisches Eisenkraut

Verbena bonariensis • wird als Zierpflanze in Gärten gepflanzt

Eukalyptus

Eukalyptus globulus

Fieberbaum • Blaugummibaum

Myrtengewächs – Myrtaceae

Botanik:
Südwestaustralien und Tasmanien, heute Anbau in tropischen Gebieten zur Trockenlegung von Sümpfen; sehr schnellwüchsig; bis zu 70 m hoch; sichelförmige Blätter, grauweiße Rinde; weißlich oder rote Blüten, derbe Früchte

Droge: Blätter und Öl

Ernte:
ältere Blätter (für arzneiliche Zwecke nur aus Kulturen); das ätherisches Öl wird durch Wasserdampfdestillation gewonnen

Inhaltsstoffe:
ätherisches Öl mit Eukalyptol (= Cineol) mind. 3%; Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Harze, Gummi u.a.

Wirkung:
auswurffördernd, schwach krampflösend, atmungsaktivierend, antibakteriell, fördert die Sauerstoffversorgung, hilft das Lungengewebe zu regenerieren

Anwendung:

  • bei Husten, Bronchitis und Asthma
  • Tee: Hemmung der Schleimbildung in den Bronchien
  • Öl: Insektenabwehr, Desinfektion der Lunge, Verflüssigung des zähen Schleims und äußerlich für Einreibung bei Rheuma, Gicht, Muskel- und Nervenschmerzen (kann Hautreizungen verursachen, daher unbedingt verdünnen)
  • Aromatherapie: anregend, erfrischend, antidepressiv

Monografie positiv

zu beachten:

  • nicht anwenden bei Entzündungen im Magen-Darm-Trakt oder bei Gallen- und Leberkrankheiten
  • nicht anwenden während Schwangerschaft/Trächtigkeit
  • keine Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern!
  • evtl. hautreizend
  • Nebenwirkungen bei innerlicher Anwendung > häufig reizend > Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle

Darreichungsformen: Tee, Inhalate, Salben, Bonbons

Für Kinder eignet sich der mildere Zitroneneukalyptus – E. citriodora

Ätherische Öle von dôTerra

Schöllkraut

Chelidonium majus

Familie: Mohngewächs/Papaveraceae

giftig • apothekenpflichtig

Beschreibung:  
mehrjährig, 30-60 cm, Staude, fast kahl; Stängel behaart, verzweigt und leicht brechend; Blätter behaart, unterseits blaugrün; Milchsaft gelb-orange, Kapsel schotenförmig, bis 5 cm; der schwarze Samen hat ein weißes, ölhaltiges Anhängsel, das gern von Ameisen gefressen wird

Vorkommen:        
Unkrautfluren, Schutt, Wegränder; Stickstoffanzeiger; lehmige Böden

Sammelvorschrift:  
das ganze Kraut und die Wurzeln kurz vor der Blüte; Verwendung in frischem Zustand, da sich die Wirkstoffe schnell zersetzen (max. 6 Monate haltbar)

Inhaltsstoffe:       
Alkaloide, organische Säuren, Mineralien, ätherisches Öl, Harz

Wirkung:
stark krampflösend, schmerzstillend, beruhigend, galletreibend

Anwendung:        
• kein Tee!
• Bronchien > asthmatische Anfälle, chronischer Reizhusten
• Leber, Galle > Leberleiden, Gelbsucht, Magen-Darm-Trakt, Gallensteinbildung, Koliken mit Schmerzen
• Milchsaft wurde auf Warzen aufgetragen > verfärbt die Haut, reizt aber nicht
CAVE: nicht in die Augen gelangen lassen
• bei Überdosierung: Somnolenz, Magenschmerz, Hämaturie
• Monografie positiv

giftig für Tiere – Vergiftungen kommen wegen des schlechten Geruchs und Geschmacks nur selten vor – Vorsicht im Heu!?

Wissenswertes:    
Bestäubung durch Kerbtiere, Ameisen verschleppen die Samen > wächst auch in kleinen und hohen Mauerspalten

Hildegard von Bingen

Schöllkraut ist sehr heiß und giftig und enthält einen schleimigen Saft Es hat in sich ein so scharfes und bitteres Gift, dass es dem Menschen keine Gesundheit bringen kann … Wenn nämlich jemand es isst oder trinkt, macht es ihn innerlich geschwürig und verletzt ihn und deshalb bewirkt es bisweilen im Menschen Lösung und Verdauung, aber mit Schmerz und nicht mit Wohlbefinden. …

Physica 1.139

Darstellung im
hortus sanitatis
Gart der Gesundheit
von 1485