Kastanie

Rosskastanie • Aesculus hippocastanum

Arzneipflanze des Jahres 2008

Im April/Mai erscheinen die 20-30 cm großen, aufrechten, kegelförmigen, reichblütigen Scheinrispen „Kerzen“; zum Herbst bildet sich die weichstachelige Fruchtkapsel, sie enthält die Samen (meist 1 aber auch bis zu 3), die einen hellen Nabelfleck haben

Sammelgut: Samen, Blüten, Blätter, Rinde

Inhaltsstoffe der Samen:
hoher Stärke- und Ölgehalt, Bitterstoffe, Gerbstoffe

Wirkung: 
adstringierend, antibakteriell, blutreinigend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, schleimlösend, schmerzstillend

Anwendung:
Venenerkrankungen, venöse Stauungen, chronische Veneninsuffizienz mit Schmerzen oder Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz oder Beinschwellungen, chron. Geschwüre am Bein; Fieber, Erkältungskrankheiten, Keuchhusten; Ödeme, Kreislauf stärkend, Arteriosklerose, unterstützend bei Diabetes, Durchfall, Magenkrämpfen, Leberschwäche, Rheuma, Gicht, Ischias, Neuralgien, Ekzemen, Geschwüre

Monografie positiv, ESCOP, HMPC

Kontraindikation: Nierenkrankheiten

Hildegard von Bingen

Der Kastanienbaum ist sehr heiß, hat aber doch eine Mischung von großer Wirkkraft, die dieser Wärme beigemengt ist, und er bedeutet das Unterscheidungsvermögen. Alles, was an ihm ist, ist nützlich, und auch seine Frucht ist nützlich gegen jede Krankheit, die im Menschen ist.

Anwendung bei:
• Gicht mit Zorn
• als Stärkungsmittel (einen Stock daraus schnitzen)
• leeres Gehirn
• Herzbeschwerden mit Trauer
• Leberbeschwerden
• Magenschmerzen
• Futtervergiftung des Viehs, Viehseuche

Physica 3.12

Wissenswertes: 
statt Hopfen zum Bierbrauen, zur Herstellung von Leim, Holz für Schnitzereien

Samen als Mastfutter für Schweine und Wild (für Menschen ungenießbar)

Knospe

Bachblüte
Chestnut Bud

Eine Besonderheit gibt es im Botanischen Garten der CAU Kiel:

Verbänderte Rosskastanie • A. h. vc. Monstrosa

Beifuss

Artemisia vulgaris

die Mutter aller Kräuter

andere Namen: Gänsekraut, Jungfernkraut, Sonnwendgürtel, wilder Wermut

Familie: Asteraceae/Compositae – Korbblütler

Herkunft: Europa, Asien, Nordafrika

Vorkommen:  Schuttfluren, Wegränder, Ufer; liebt stickstoffsalzreiche, frische bis feuchte Böden, die basenreich sein können, aber nicht müssen; sehr häufig

Beschreibung:  mehrjährig, 30-150 cm, Staude, behaart; schwach aromatisch; Blätter oberseits dunkelgrün, unterseits weißfilzig; nur Röhrenblüten, gelblich bis rotbraune eiförmige Blütenköpfe, etwa 4 mm

Droge: das Kraut

die milde Schwester des Wermut

Inhaltsstoffe: 
Bitterstoff, ätherische Öle (u.a. mit Cineol), geringe Mengen des giftigen Thujons, Pinen

Der Beifuss ist auch für den Laien leicht zu erkennen. Besonders auffällig sind die braunen Stängel und die hellen Blattunterseiten.

Anwendung

volksmedizin
  • Beschwerden von Magen und Darm, Koliken, Durchfall, Verstopfung, Erbrechen
  • Steigerung aller Verdauungssäfte, appetitanregend
  • fäulniswidrig und reinigend (bei Mundgeruch, stinkenden Durchfällen)
  • Lebermittel, Steigerung Gallesekretion
  • bei Wurmbefall
  • beruhigend: Nervenschwäche, Hysterie, Epilepsie
  • Menstruationsstörungen
  • Kopfweh mit Schwäche
  • äußerlich als Waschung oder Auflage bei offenen Beinen und Ekzemen

CAVE: Überdosis, Schwangerschaft, Stillzeit, Allergie

Klostermedizin

austreibend (Monatsblutung, Nieren- und Blasensteine, Frucht), schützt vor Giften, Stärkung des Magens

küchengewürz

für fette Speisen; man verwendet die jungen Sprossenspitzen

für perde

sehr gut geeignet, wächst kostenlos am Wegesrand, unterstützt die Verdauung (beim An- bzw. Umweiden)

Beim Anweiden haben wir Hubert Beifuss vom Wegesrand gefüttert. Er hat es gerne gefressen und sich die zarten Blätter von den Stängeln abgezupft.

Wissenswertes

  • eine der ältesten Heilpflanzen
  • weibliche Pflanze
  • in Ägypten der Isis geweiht, später Diana/Artemis
  • parthenis = Jungfrauenkraut
  • Mittel das Freundschaft und Liebe weckt
  • Strabon: Mutter der Kräuter
  • Symbol der Gesundheit
  • heidnische Zauberpflanze bei Sonnenwendritualen
  • Räuchermittel

Hildegard von Bingen

Beifuß ist sehr heiß und sein Saft ist sehr nützlich. Und wenn er gekocht und in Mus gegessen wird, heilt er kranke Eingeweide und erwärmt den Magen.

Physica 1.107

Anwendung bei Verdauungsbeschwerden und Fisteln

Darstellung im hortus sanitatis Gart der Gesundheit von 1485

Lein / Flachs

Linum usitatissimum = äußerst nützlicher Lein

Heilpflanze des Jahres 2005

Familie: Linaceae

Verwendet werden:

Samen – Lini semen

Unterschieden wird zwischen Braunem und Gelbem Leinsamen. Gelber Leinsamen hat etwas mehr Quellvermögen und Linolsäure (Omega 6-Fettsäure). Brauner Leinsamen enthält mehr Linolensäure (Omega 3-Fettsäure).
Geschmack mild ölig, beim Kauen schleimig.

Inhaltsstoffe:
Ballaststoffe (26%) davon Schleimstoffe, Rohfaser, fettes Öl (Glyzeride ungesättigerter Fettsäuren: Linolen-, Linol-, Oleinsäure), cyanogene Glykoside (Linamarin, Linustatin…), Rohprotein, Mineralstoffe, Phytosterole (Sitosterol, Campesterol, Cholesterol), Kohlenhydrate, organische Säuren

Wirkung:
• abführend > durch die Quellung der Schleimstoffe wird Wasser im Darm zurückgehalten, der Stuhl damit erweicht und gleichzeitig die Gleitfähigkeit des Darminhaltes verbessert
• die Volumenzunahme setzt einen Dehnungsreiz > Darmperistaltik wird angeregt (v.a. Dickdarm)

Anwendung:
• Innerlich: Magenschleimhautentzündung, Reizdarm, habituelle Obstipation/Verstopfung, Durchfall, Colon irritabile, Divertikulitis
vermindert Fäulnisbakterien im Darm
• in der Onkologie als Speichelersatzpräparat bei Patienten mit Tumoren im Rachenbereich
• Äußerlich: Kataplasma bei lokalen Entzündungen; Leinsamensäckchen als warme Auflage bei Zahnschmerzen, Ischias, Rheuma, Gesichtsneuralgien

Monografie positiv

Zu beachten:
• Mucilaginosa (Schleimmittel) können die Resorption anderer Arzneien beeinträchtigen
• Dipeptid Linatin ist ein Vitamin B6 Antagonist – also Vorsicht vor Unterversorgung
NICHT anwenden bei Darmverschluß

Öl – Lini oleum

  • in den Samen
  • fettes Öl
  • vielseitiges Speiseöl
  • enthält 90 % ungesättigte Fettsäuren und hat einen hohen Anteil an α-Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure)
  • eine gute Ergänzung zu den Omega-6-Ölen die in Getreide enthalten sind (für Mensch und Tier)
  • erhöht die Gleitwirkung im Darm und liefert Kalorien
  • für Kosmetika, in Heilsalben (schmerzlindernd, entzündungshemmend)
  • Inhaltsstoff Lignan evtl. vorbeugend gegen Darm- und Brustkrebs

Leinsamenkuchen – Lini seminis placenta

Pflanzenstängel als Faserlieferant

Leinfasern lassen sich spinnen und zu Textilgewebe verarbeiten:
Linnen, Leintuch
Das Tuch ist sehr reißfest und kann hygienisch gekocht werden und eignet sich daher für vielfältigen Einsatz: Schiffstaue, Verbandsstoff, Wäsche.

Wissenswertes

  • älteste Kulturpflanze der Welt, seit Jungsteinzeit angebaut
  • die ägyptischen Mumien wurden in Leintücher gewickelt
  • Nutzung als Faser- und Ölpflanze
  • äußerlich als Umschlag bei Furunkulosen angewendet
  • Erwähnungen bei Hippokrates (Leibweh, Durchfall), Paracelsus (Reizhusten)

Hildegard von Bingen:
Leinsamen ist warm und taugt dem Menschen nicht zum Essen.“

Anwendung: als Auflage bei Flankenschmerz und Verbrennungen

Physica 1.151

Mispel

Mespilus germanica

Rosengewächs – Rosaceae
kleiner Baum bis ca. 6 m Höhe, anspruchslos, verschiedene Sorten

Verwendung

im Oktober reifen die Scheinfrüchte; Ernte nach dem ersten Frost, wenn das Fruchtfleisch weich wird; Verarbeitung zu Mus, Marmelade, Gelee und Saft; wegen der enthaltenen Gerbstoffe als Hausmittel bei Verdauungsstörungen

Hildegard von Bingen

Die Mispel ist sehr heiß und bedeutet die Sanftheit.
Ihre Rinde und Blätter aber taugen nicht sehr zur Arznei, weil ihre Wirkkraft ganz in ihrer Frucht ist. …
Die Frucht dieses Baumes ist für gesunde und kranke Menschen nützlich und gut, wie viel immer sie davon essen, weil sie mit ihren guten Kräften ihr Fleisch wachsen lässt und ihr Blut reinigt.

Physica 3.13

Walnuss

Juglans regia

Juglandaceae

Droge:
die Blätter (von der Spindel befreite Fiederblätter);
Geruch schwach aromatisch bis würzig;
Geschmack etwas kratzend, bitter, zusammenziehend

Inhaltsstoffe

Gerbstoffe, Flavonoide, Naphthochinone (Juglon, Hydrojuglon), Phenolcarbonsäure (Kaffee-, Gallus-, Salicylsäure), Ascorbinsäure, ätheisches Öl (Pinen, Ocimen, Limonen, Caryophyllen u.a.)

Wirkung: astringierend (Tannin), antibakteriell und antiviral (Juglon)

Anwendung äußerlich

  • übermäßige Schweißabsonderung
  • leichte, oberflächliche Entzündungen der Haut und Schleimhaut
  • zur Behandlung von eitrigen Wunden, Verbrennungen, Hautpilzerkrankungen
  • bei Zahnfleisch-, Maul- und Rachenentzündung
  • Zubereitung als Aufguss oder Brei

Monografie:  positiv

Wissenswertes

  • die Kelten haben sie nach England und Irland gebracht
  • im keltischen Glauben Verbindung mit Samhain, Fruchtbarkeit, edle Gesinnung, Gedanken, Stolz
  • „welsche“ Nuss
  • neutralisierte den Geruch von Jauchegruben und Latrinen
  • Holz ist zäh und elastisch
  • Nüsse haben hohen Protein- und Fettgehalt