Arnica montana
Doronicum arnica, Doronicum montana
andere Namen: Bergwohlverleih, Bergdotterblume, Fallkraut, Gemsblume, Hundstot, Stichwurzel, Johanniswurzel, Johannisblume, Konnesblume, Kraftwurz, Kraftrose, Mitterwurz, (Schnupf-)Tabaksblume, Verfangkraut, Wundkraut, Ochsenwurz, Wolfsblume
Giftpflanze • Arzneipflanze des Jahres 2001
Familie: Asteraceae/Korbblütengewächs
Beschreibung: ausdauernd, horizontal kriechender Wurzelstock, derb krautiger, behaarter Stängel bis zu 50 cm hoch, entspringt einer Blattrosette, die dicht auf dem Erdboden liegt; gelbe Blütenköpfchen, Randblüten mit 3 Zähnchen (!!)
Vorkommen: in D geschützt !! auf der Roten Liste; auf Bergwiesen oder wenig gedüngte Heidekrautflächen in ganz Europa
Drogen
die Blüten
ganze, köpfchenähnliche Blütenstände oder nur die ausgezupften Blütenblätter
aus Spanien, Schweiz, Italien
kein rentabler Anbau möglich > daher jetzt Wiesenarnika – Arnica chamissonis aus Nordamerika (diese enthält auch Arnifoline und Chamissonolide)
Geruch stark aromatisch, Geschmack stark aromatisch, kratzend, leicht bitter
Inhaltsstoffe:
- ätherisches Öl aus Monoterpenen und Sesquiterpenen (Thymol, Thymolmethylether, Phellandren, Myrcen, Humulen, Cadinen, Caryophyllenoxid) > desinfizierend, entzündungshemmend, wundheilungsfördernd
- Flavonoide (Flavonglykosid, Flavonolglykoside, Kämpferol, Quercetin, Patuletin, Spinacetin) > wirken auf Herz und Kreislauf
- Cholin > blutdrucksenkend
- Procyanidine (auch in Weißdorn) > Herz stärkend
- Bitterstoffe (Sesquiterpenlactone, z.B. Helenalin > haut- und schleimhautreizend > hemmen einige Enzyme und haben membranstabilisierenden Effekt) zählen zu den Pseudoguaianoliden
- Triterpene, Carotinoide, Phenolcarbonsäuren
- Cumarine
- Polyacetylene
- Pyrrolizidin-Alkaloide (Tussilagin u.a.)
- Kaffeesäure
Wirkung:
- antimikrobiell (Bakterien, Pilze), antiphlogistisch
- analgetisch, durchblutungsfördernd
- innerlich: kardiotonisch, atemanaleptisch, vasomotorisch, auch toxisch! mit Schweißausbrüchen, Gastroenteritis, Tachykardie, Dyspnoe bis zum Kollaps
Arnikatinktur ist ein alkoholischer Auszug (1:10) aus den Blüten; Farbe: gelbbraun bis goldgelb, würziger Geruch
Arnikaöl ist kein ätherische Öl, sondern ein Pflanzenextrakt; fettes Öl (Olive oder Sonnenblume) dient dabei als Auszugsmittel
Anwendung:
- vor allem äußerlich die verdünnte Tinktur (1:5) > Zerrungen, Faserrissen, Quetschungen, Blutergüssen > Schmerzen werden schnell gelindert
- Insektenstiche
- schlecht heilende Wunden
- gurgeln und spülen von Mund- und Rachenraum > steigert die Durchblutung und Abwehrbereitschaft der Schleimhäute
- Hausmedizin > Arnika-Spiritus
Nebenwirkungen: bei unverdünnter äußerlicher Anwendung kann es zu schweren toxischen Reaktionen kommen > Brennen, Juckreiz, Bläschen
die Blätter
im Mai vor der Blüte gesammelte, grundständige Blätter, die fast stengelfrei in den Handel kommen
Inhaltsstoffe: Sesquiterpenlactone, verschiedene Ester, Tetrahydrohelenalin, Arnifolin, das Flavon Pectolinarigenin, ätherische Öle
Anwendung in der Volksheilkunde als Wundmittel und gegen Fieber
die Wurzel
Inhaltsstoffe: ätherische Öle mit Thymolderivaten, Polyine, Phenolcarbonsäurederivate
Anwendung: volkstümlich zur Anregung von Herz und KL, bei Erschöpfung, Rheuma, äußerlich bei stumpfen Verletzungen
Monografie: positiv, ESCOP, HMPC
Zu beachten: NICHT auf offene Wunden
CAVE Allergie, Einnahme in höheren Dosen giftig „Hundstod“
längere Anwendung auf geschädigter Haut ruft häufig ödematöse Dermatitis mit Bläschenbildung hervor
bei hoher Konzentration > toxische Hautreaktionen mit Bläschenbildung bis Nekrotisierung möglich
beachte Kreuzreaktionen !!
nur äußerlich als Einreibung bei Blutergüssen, Verstauchungen, Quetschungen, Ödemen (als Teeaufguss oder verdünnte Tinktur) oder Arnika D6
Tiere
bei Hunden NUR äußerlich anwenden
nicht auf Pferdeweide > fressen führt zu Herzrythmusstörungen bis hin zu Kreislauflähmungen
Pferd: homöopathische Anwendung bei Kreuzverschlag, nach schweren Geburten / Verdacht auf Geburtsrehe, reagieren sehr sensibel
Geschichte
- in der Antike keine Erwähnung
- Hildegard von Bingen erwähnt sie als erstes: Wolfsgelegena
- im 17./18. Jh. als Mittel bei Verletzungen
- der Berliner Arzt Hufeland nutzt sie bei Überanstrengungen und bei Entzündungen (als resorptionsförderndes fäulniswidriges Mittel)
- Kneipp: „nicht mit Gold zu bezahlen“
- Goethe: „gehört zu den freien Höhen des Urgesteins und wächst an den Stufen des Götterthrones“ – war das letzte Heilmittel, das man ihm sterbend gab
Hildegard von Bingen
Arnika ist sehr heiß und enthält eine giftige Hitze.
Wenn ein Mann oder eine Frau in Begierde brennt: Wenn ein Mensch jenen oder jene an der Haut mit frischer Arnika berührt hat, wird er oder sie in Liebe zu jenem brennen, und danach, wenn das Kraut gedorrt ist, wird der Mann oder die Frau, die mit dem Kraut berührt wurden, von der Liebe zu jener Person, durch die er oder sie entflammt wurde, fast betört, so dass er oder sie in der Folge einfältig sein wird.
Physica 1.157