Herzgespann

Leonurus cardiaca

anderen Namen: Herzgold, Herzkräutel, Löwenschwanz

Steht unter Naturschutz!

Familie: Lippenblütengewächs / Lamiaceae

Botanik: ausdauernd, bis 1m hoch; Blätter gestielt, behaart; blassrote Blüten von Juli bis August

Droge: das blühende Kraut, ohne Wurzeln

Inhaltsstoffe: Bitterstoffe, Ätherisches Öl, Gerbstoffe, Flavonoide, herzwirksame Glykoside, kleine Mengen Alkaloide

Anwendung: klimakterische Beschwerden; Angstzustände, nervöse Unruhe, Atemnot, starkes Herzklopfen; Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen

Volksheilkunde: stärkend, anregend, bei Angst und Unruhe, Magendrücken, Wurmbefall, gegen den Kropf

Pestwurz

Tussilago petasites, Petasites off./vulg.

Familie: Asteracea (Compositae) • 20 verschieden Arten 

andere Namen:
Pestilenwurz, Wasserklette, Großer Huflattich, Neunkraftwurz, Giftwurz

Vorkommen:
gesamtes Europa – vor allem an Flussufern, aber auch an feuchten Stellen in Wäldern stehendes Gewächs

Botanik:
im Frühjahr (ab März) wird zuerst der Blütenstiel ausgetrieben, auf dem sich die braunroten, in Dolden oder Trauben gruppierten Blüten (bis zu 80 cm hoch) entwickeln; erst danach kommen die großen, herzförmigen, an der Unterseite weißflizigen Blätter (bis zu 60 cm Durchmesser)

Drogen

Blätter/folium

Inhaltsstoffe:
Schleim, Bitterstoffe, 0,1% ätherisches Öl, Flavonoide, u.a. Astragalin, Isoquercitrin, Sesquiterpenem, in spuren Pyrrolizidinalkaloide

Anwendung:
in der Volksheilkunde bei Krampfzuständen im MDT, Krankheiten der Luftwege, Galle- und Leberbeschwerden; äußerlich als Wundheilmittel

Wurzelstock/Rhizom

„Kraftwurz“ – schmeckt scharf, würzig, bitter

Inhaltsstoffe:
ätherische Öle (0,1-0,4%) u.a. 1-Nonen, Eremophilen, Furanoeremophilen ; ferner Sesquiterpenester, die Derivate des Petasols, Iso- und Neopetasols darstellen, u.a. Petasin, Petasalbin, Iso- und Neopetasin; sowie Pyrrolizidinalkaloide, Terpen, Kohlenhydrate

Wirkung:
entzündungshemmend, Petasin wirkt schmerzlindernd und krampflösend auf die Gefäßmuskulatur

Anwendung:
Als Extrakte (Tagedosis 4,5-7g der Droge) zur unterstützenden Behandlung akuter krampfartiger Schmerzen besonders im Bereich der ableitenden Harnorgane sowie bei Spannungskopfschmerz und Migräne, bestimmte Nacken- und Rückenschmerzen, Bronchialasthma, Erkältungskrankheiten; in Kombination bei Rheuma, Menstruationsbeschwerden, Magenkrämpfen

Fertigpräparate sind ohne Pyrrolizidinalkaloide

Kontraindikation: Schwangerschaft und Stillzeit                                       

In der Volksheilkunde auch bei psychovegetativen Funktionsstörungen im MDT sowie bei Erkrankungen der Atemwege, besonders bei Keuchhusten.

Wissenswertes:

  • Name kommt von Dioskurides (vergleicht die Blätter mit einem breitkrempigen Hut = pefasos); er empfiehlt: Pestwurzblätter fein zerstoßen als Umschlag gegen bösartige und krebsartige Geschwüre
  • seit Altertum bekannt, geriet in Vergessenheit
  • Kelten gaben sie den Toten mit
  • häufig angewendet: Blätter bei Entzündungen, Geschwüren und Wunden aufgelegt
  • im MA als schweißtreibend/diaphoretisch in Schwitzkuren gegen die Pest > Pestwurz
  • Paracelsus und Leonhard Fuchs
  • Tiermedizin: Wurzel in Kleie geschabt für bauchwehkranken Esel
  • Verwendung bei Hildegard von Bingen: äußerlich als Auflage bei Geschwüren
  • im 18. Jh. nur noch als im Winter blühende Topfpflanze bekannt
  • 1885 Wiederentdeckung: Schladgenhauffen und Reeb schreiben über die Wirkung im „Journal Pharmacie d’Alsace-Lorraine“
  • nach dem 2. Weltkrieg wird sie erforscht

Artikel in Spektrum.de:

Rosenwurz

Rhodiola rosea

Arzneipflanze des Jahres 2023 in Österreich

Familie: Dickblattgewächse / Crassulaceae

Botanik: Sukkulent, ausdauernde (mehrjährige), strauchartige Pflanze; bis zu 35 cm hoch; männliche und weibliche Pflanzen; dicker, knollenartigen Wurzelstock, der nach Rosen riecht, aus ihm wachsen mehrere Stängel mit dicken stillosen, grünlichblaue Blättern, die als Wasserspeicher dienen; gelbe Blüte von Mai bis Juni; verfärben sich danach orange-rot.

Herkunft: Skandinavien, Russland

Verwendete Pflanzenteile

die getrockneten Wurzeln, bzw. der getrocknete Wurzelstock: Rosenwurzwurzel, Rosenwurzwurzelstock, Rosenwurz

Inhaltsstoffe

Phenylpropanoide, Phenylethanoide, Flavonoide, Phenylcarbonsäuren, Monoterpene, Triterpene, Gerbstoffe

Wirkung

  • unterstützt die Bildung von körpereigenen Botenstoffen, die eine positive Wirkung auf die Nervenzellen im Gehirn haben und Entzündungen im Körper hemmen
  • Erhöhung der Stressresistenz
  • verkürzt die Erholungszeit nach körperlicher Belastung
  • verbessert die Gedächtnisleistung

Anwendung

  • Verbesserung der persönlichen Belastungsfähigkeit
  • Russische und asiatische Sportler verwenden es seit längerem zur Leistungssteigerung.
  • traditionell gegen Höhenkrankheit, Depressionen, Anämie, Impotenz, Verdauungsbeschwerden, Infektionen
  • in Korea und China seit ca. 3000 Jahren als Nahrungsmittel

Dosierung

In Deutschland bisher nur als Nahrungsergänzungsmittel zu erhalten – bisher gibt es keine Qualitätsstandards durch ein Arzneibuch.
Empfohlen wird eine tägliche Einnahmedosis von mindestens 200 mg.

Botanischer Garten Kiel

Auf der Seite der Carstens-Stiftung finden Sie Informationen zu Studien:

Tausendgüldenkraut

Gottesgnadenkraut

Erythraea centaurium / Centaurium erythraea

Heilpflanze des Jahres 2004

andere Namen:
Gallkraut, Fieberkraut, Wundkraut, Centorelle, Laurinkraut, Magenkraut

Botanik:
Enziangewächs / Gentianaceae; 2-jährig, steht unter Naturschutz

Droge: das Kraut
Geruch: schwach, eigenartig
Geschmack: stark bitter
Droge aus Bulgarien, Jugoslawien, Marokko

Inhaltsstoffe:
reine Bitterstoffdroge – Bitterwert 200-3500
Bitterstoffglykoside (Amarogentin, Gentiopikrin, Erythaurin), Flavonoide, Sterole, Spuren von Pyridin- und Aktinidin-Alkaloiden

Wirkung:
Steigerung der Speichel- und Magensaftsekretion (reflektorisch auf Grund der Bitterstoffe), Steigerung der Peristaltik

Anwendung:
Appetitanregung, Magenschwäche (saftlos), Blähungen, kreislaufwirksam,
Anorexia nervosa bei jungen Mädchen, nervöse Erschöpfung bei Überbelastung,
bei Gallensteinen, Migräne                       

keine Nebenwirkungen bekannt – CAVE: Magendarmgeschwüre

Antike

  • Hippokratiker: bei Atemwegserkrankungen
  • Plinius: fel terrae (Erdgalle)
  • Dioskurides + Galen: Kentaurion to mikron – gehört zum heilkundigen Kentaur Chiron; wundreinigend, wundheilend, bei Nervenleiden, Sehschwäche, Fieber, Verstopfung anregender Effekt bei Schwächezuständen

Hildegard von Bingen

Tausendgüldenkraut ist warm und trocken.“

Anwendung bei: Knochenbrüchen, Gicht, Zungenlähmung (Physica 1.125)

Albertus Magnus

„… wärmend und trocknend – abwischende und zusammenziehende Wirkung, große Schärfe und austrocknende Wirkung … in frischem Zustand macht sie Wunden rein und verschließt alte Geschwüre, in trockenem Zustand zerrieben und als Pflaster aufgelegt, festigt sie Fisteln und alte Geschwüre, hilf auch bei Verstopfung der Leber und Verhärtung der Milz“

Kaffee

Kaffeestrauch – Coffea arabica

Botanik:
Rötegewächs; ursprünglich aus Äthiopien; Strauch/kleiner Baum mit weißen Blüten; dunkelroten Früchten (Kaffeekirschen), die im Inneren zwei Samen (Kaffeebohnen) enthalten

Droge:

  • Kaffeebohnen = die Samen der Steinfrüchte – grün oder fermentiert, geröstet
  • Kaffeekohle – verkohlte und gemahlene Kaffeebohnen

Inhaltsstoffe:
in den Bohnen Purinalkaloide (v.a. Coffein, Theobromin, Theophyllin, Theacrin), Chlorogensäure, Diterpene, Trigonellin

Wirkung:

  • Coffein hemmt die Adenosinrezeptoren und die Phosphodiesterase
  • erregt das ZNS
  • beeinflusst den Kreislauf
  • positiv inotrop am Herzen > beschleunigt / wirkt tachykard, erhöht Kontraktion
  • fördert Magensaftsekretion
  • steigert Darmperistaltik > abührend

Verwendung:

  • die Bohnen als Stimulanz bzw. Genussmittel
  • medizinische Anwendung gegen Gallensteine, Ohnmachten und Asthmaanfälle
  • Kohle oral gegen Durchfall und bei leichten Mund- und Halsentzündungen

Geschichte:

  • arabische Ärzte verordneten ihn als erste als Herzmittel, aber auch in Pulverform gegen Mandelentzündung, Ruhr und schwerheilende Wunden
  • 1643 Kaffeehäuser in Paris
Botanischer Garten CAU Kiel