Juli

Hildegard von Bingen

Liber Divinorum Operum • 1. Teil, 4. Vision

Auch der siebte Monat hat durch die glühende Sonne große Kräfte und lässt die Frucht der Erde reifen und austrocknen. Durch sein Unwetter, die teils Trockenheit, teils Regen bringen, ist er reißend. Ähnlich stark sind auch die Ellenbogen durch die Schultern und die Hände, mit denen der Mensch alles Notwendige zusammenholt. 

So versteht auch der Mensch durch den Geruchssinn das Wesen eines jeden Dings, indem er unterscheidet und erkennt, was nützlich und unnütz ist. Das, was zur Erhaltung seiner Natur dient, wählt er aus und sammelt in seiner Brust, damit er nach Austrocknen der schlechten Säfte in Gesundheit wächst. Denn die Körpersäfte, durch die er gemäßigt wird, sollen nicht durch einen verdorbenen, zähen Saft der Kraft des Blutes beraubt werden.
Denn der Mensch zieht mit seinem Wissen alles an sich und bringt es unter seine Herrschaft, sodass damit das Gift aus den Körpersäften ausgestoßen wird und sie selbst in der Kraft der Gesundheit bleiben. 
Und so ordnet er das mit der Unterscheidungskraft kraftvoll, wie auch die Ellbogen durch die Schulterblätter und Hände stark sind. 
Auch in seinem Geist behält er alles, was zu seiner Gesundheit dient, und so trifft er für alles, was für ihn notwendig ist, Vorsorge, wie alle Früchte, die in diesem Monat reif sind, schon gesammelt werden. 

Die Seele aber, die Geisthauch Gottes ist, hat einen reißenden Weg, wie auch die Weisheit auf ihrer reißenden Bahn den Umkreis des Himmels umlaufen hat. Daher beginnt und vollendet der Mensch durch sie in der Kraft der sieben Gaben des Heiligen Geistes mit Hilfe seiner fünf Sinne all seine Werke, wie auch der siebte Monat alle Früchte der Erde vollendet. … 

Erdbeere

Walderdbeere – Fragaria vesca

Familie: Rosengewächs – Rosaceae

Beschreibung:
8-15 cm, Staude, lange oberirdische Ausläufer, wurzelnd

Vorkommen:      
Waldränder, Kahlschläge, Böschungen; liebt lehmigen Boden mit Stickstoffsalz

Botanik:
Die Beere ist eine Scheinfrucht = Sammelfrucht mit Nüßchen; Vermehrung durch Ausläufer

Wild im Wald – klein und zuckersüß!

Inhaltsstoffe

  • Blätter: Gerbstoffe, ätherisches Öl, Vitamin C, Flavonoide
  • Wurzel: Gerbstoffe
  • Früchte: Zucker (8% des Frischgewichtes), Vitamin C (30-50 mg pro 100 g Frischgewicht), Fruchtsäuren, Mineralstoffe (ca. 600 mg pro 100 g Frischgewicht)

Anwendung

  • Blätter und Wurzel als Gerbstoffdrogen – zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund-und Rachenbereich – bei Durchfällen
  • Sebastian Kneipp empfiehlt Erdbeerblättertee für kränkelnde Kinder.
  • Volksheilkunde:
    Walderdbeeren für Herz, Leber, Galle, Nerven, bei Blutarmut, Gicht, Rheuma;
    Erdbeerblättertee blutreinigend, nervenberuhigend, Wassersucht, Frauenleiden
  • Scheinfrüchte „Beere“ essbar
  • Die gezüchteten Sorten enthalten nicht so viele gesunde Inhaltsstoffe wie die wilden Walderbeeren.
  • Allergien sind möglich!
Die gelben Nüsschen sind bei den gezüchteten Sorten gut zu erkennen.

Hildegard von Bingen

Das Kraut, an dem die Erdbeeren wachsen, ist mehr warm als kalt. Es ruft beim Menschen, der es isst, Schleim hervor und taugt nicht als Arznei.
Auch die Früchte, also die Erdbeeren, bewirken etwas wie Schleim im Menschen, der sie isst, und taugen weder einem gesunden noch einem kranken Menschen zum Verzehr, weil sie nahe der Erde wachsen und weil sie auch in lauwarmer Luft gedeihen.

Physica 1.171

Vom Mittelalter bis ins 16. Jh. diverse Darstellungen in der Kunst:

  • Symbol der Verlockung und der Weltlust
    > Bertram – Grabower Altar
    > Bosch – Garten der Lüste
  • Speise der Seeligen und der früh verstorbenen Kinder
  • Paradiespflanze (Paradiespforte des Magdeburger Doms)
  • Mariensymbol
  • Darstellung Blüte (weiß, Reinheit) zusammen mit Frucht (rot, Christi Blut)
    > Maria in den Erdbeeren
    > Grien – Ruhe auf der Flucht nach Ägypten
  • Trinitätssymbol wegen der 3 Blätter

Juni

Hildegard von Bingen

Liber Divinorum Operum • 1.Teil, 4. Vision

Der sechste Monat ist durch die Hitze trocken, und beim Wachsen der Früchte erhebt er sich mi dem Wind, der den Früchten die Reife bringt und zuweilen übermäßig Regen ausgießt. Mit ihm werden die Schultern des Menschen bezeichnet, die in ihrer Wärme Trockenheit haben und jede Arbeit unterstützen, jedes Werk durchführen und den gesamten Körper aufrecht halten. Trotzdem suchen sie bisweilen statt ihrer Arbeit Ruhe, wie ein Vogel vor Müdigkeit seine Flügel sinken lässt und wie die Wurzel ihre Verzweigungen zusammenhält.

Auf die gleiche Weise ist der zweite Sinn, das Gehör, gleichsam der kleine Flügel der Vernunft zum Verstehen der Worte, die er aufnimmt. So kommt es, dass der Mensch, während die Ohren den Laut jedes einzelnen Geschöpfes aufnehmen, erkennt, was dieses Geschöpf ist oder wo es sich befindet. Dadurch strengt er seinen Geist mehr an, es zu erforschen. Denn die Kraft der Seele, die durch die Ohren empfindet, hat keine Mühe mit dem Hören und hat nicht aus Überdruss satt daran, sondern sie hat vielmehr das Verlangen, vieles zu erkennen und sich zu merken. 

So dehnt auch der sechste Monat, der nicht feucht ist, die Früchte, die er mit seiner milden Wärme hervorgeholt hatte, durch vielfache Zunahme aus und beginnt in ihnen die Reife. Und wie in diesem Monat sich Wassermassen unter dem gefährlichen Grollen des Donners in Furcht ergießen, so ist auch unter dem, was das Gehör über die menschlichen Angelegenheiten gelassen zulässt, vieles, was der Mensch mit Schrecken und Trauer aufnimmt.

Das Gehör ist der Anfang der vernunftbegabten Seele. Denn wir Worte, die geschrieben werden, vorher ausgesprochen werden, so wird alles, was über das Gehör ausgesprochen und zusammengestellt wurde, nach der Absicht des Menschen ausgeführt.
Die Seele wird dennoch gezwungen, das alles, Gutes und Schlechtes, Wertvolles und Unnützes, zu ertragen, obwohl sie schon beim Beginn des Hörens wegen ihrer Seufzer und Tränen, weil sie noch keine guten Taten begann, sich nicht voll freuen konnte.

Auch die Schultern, die die Feuchtigkeit der Eingeweide und der anderen Glieder des Menschen wie auch den ganzen Körper unterstützen, haben einige Ähnlichkeit mit dem Gehör, das der Anfang der Seele ist und durch das alle Werke vollendet werden, wie von den Schultern alle Lasten getragen werden. Wie nämlich die Eingeweide miteinander zusammenhängen, so stehen auch die Werke des Menschen miteinander in Verbindung. 
An den guten Taten, durch die die Bösen beschuldigt werden, hat der Mensch Freude, und durch die schlechten, an denen man die guten erkennt, wird er traurig. Und so wird er, bereits wenn er noch in der Freude bleibt, bald in Traurigkeit gestürzt. Deshalb sucht er auch Ruhe, wie ja ein Mensch oft die Ruhe ersehnt, die er nicht haben kann. Daher wird auch die Seele, die, solange sie im Leib weilt, keine Ruhe findet, für das Gute in den ewigen Zelten aufgenommen, für das Böse nach dem, was sie verdient, bestraft.

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