2. Merseburger Zauberspruch

Phol und Wotan begaben sich in den Wald,
da wurde des Balders Fohlen Fuß verrenkt.
Da besprach ihn Sinthgunt, die Schwester der Sunna.
Da besprach ihn Frija, die Schwester der Volla.
Da besprach ihn Wodan, wie er es wohl konnte:

So Beinrenkung
So Blutrenkung
So Gliedrenkung
Bein zu Bein
Blut zu Blut
Glied zu Glied
wie wenn sie geleimt wären. 


Zauberspruch gegen Lahmheiten;
9./10. Jahrhundert

Wiener Hundesegen

Christus wurde geboren, eher als Wolf oder Dieb.
Da war der heilige Martin Hirte Christi.
Der heilige Christ und der heilige Martin, der Ehrwürdige,
sie sorgen heute für die Hunde und Hündinnen, 
damit ihnen weder Wolf noch Wölfin
zu Schaden sein können, 
wo immer sie auch laufen, 
im Wald oder auf dem Weg oder der Heide.
Der heilige Christ und der heilige Martin, 
sie mögen bewirken, 
dass wir heute alle hier gesund heimkommen. 

Trierer Pferdesegen

Zweiter Trierer Segen

Christus und Sankt Stephan kamen zur Stadt Saloniun,
da zog sich das Ross Sankt Stephans eine Erkrankung zu. 
So wie Christus das Ross des Sankt Stephans heilte,
so möge ich mit der Hilfe Christi dieses Ross heilen.
Vater unser. 
Wohlan, Christus, mögest du durch deine Gnade diesem Ross
die Lahmung heilen, 
wie du dass Ross Sankt Stephans bei der Burg Salonium geheilt hast.
Amen.

Bamberger Blutsegen

Christus und Judas kämpften mit Speeren.
Da verwundete sich der heilige Christus an seiner Seite.
Da nahm er seinen Daumen und verdeckte sie vorne,
so stoppte das Blut, wie die Strömung des Jordans stoppte,
als der heilige Johannes den erlösenden Christus in ihm taufte.
Das soll Dir Besserung verschaffen.

Christus wurde hier auf Erden verwundet.
Das wurde im Himmel bemerkt.
Es blutete und schmerzte nicht, auch kein Eiter trat hervor.
Das war ein sehr heilbringendes Ereignis.
Heilen sollst Du, Wunde!

Im Namen Jesu Christi, das soll Dir Besserung verschaffen:
Dreimal das Vaterunser, wobei Du eben dies dreimal hinzufügst:
Ich beschwöre dich bei den heiligen fünf Wunden:
Heilen sollst Du Wunde!
Und beim Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist soll es geschehen!
Es soll geschehen! Amen.


Im Mittelalter wurden solche Segen zur Heilung gesprochen.
Ich denke, dass dies eine wichtige mentale Unterstützung für den Patienten war; vor allem, da es sonst wenig medizinische Möglichkeiten gab. Vielleicht sorgte ja auch die Konzentration auf den meditativen Text dafür, dass sich der Verwundete beruhigte, der Herzschlag ruhiger und die Blutung dann tatsächlich weniger wurde …