Phasen der Leidenschaft

Detlef Klöckner

Emotionale Entwicklungen in Paarbeziehungen

Klappentext:

Das Buch geht der Liebes- und Krisendynamik von Beziehungen auf den Grund und beleuchtet die Wechselwirkungen zwischen Liebesmotiven, Handlungsmustern und Lebenseinflüssen. 

Meine persönliche Meinung:

Die Mischung aus wissenschaftlichen Erklärungen und Fallbeispielen mag ich sehr. 
Ich habe das Buch nun zum 2. Mal komplett gelesen; nutze es immer mal wieder zum Nachschlagen. 
Wer sich persönlich und/oder als Paar weiter entwickeln möchte, erkennt hier vertraute Muster uns große Chancen. 

Zitate:

  • Leidenschaft ist ein Mittel der Selbstveränderung.
  • In Beziehungen lassen sich schöne Situationen nicht nach Belieben anknipsen und Ungewolltes nicht nach Bedarf ausschalten.
  • Wer der leidenschaftlichen Liebe verfällt, steht vor beängstigenden Entscheidungen. 

Verlag Klett-Cotta • ISBN 978-3-608-94432-7 

Februar

Hildegard von Bingen

Liber Divinorum Operum • 1.Teil, 4.Vision

Der zweite Monat ist seinem Wesen nach reinigend und wird in den Augen versinnbildet. Denn wenn die Augen wässrig, unrein und krank sind, reinigen sie sich bisweilen selbst.

So ist auch die Seele im Menschen wie Saft im Baum. Dann wie durch den Saft alle Früchte des Baumes wachsen, so werden auch durch die Seele alle Werke des Menschen in die Tat umgesetzt. 

Wenn dann die Adern und das Mark des Menschen reif sind, beginnt er nach dem Verlangen des Fleisches zu handeln. Wenn er das getan hat, seufzt er oft auf, gezwungen vom geistigen Wesen seiner Seele. …

Januar

Hildegard von Bingen

Liber Divinorum Operum • 1.Teil, 4.Vision

Der erste Monat, in dem die Sonne wieder steigt, ist kalt und feucht. Er ist voller Widerspruch und schwitzt Wasser aus, das sich in das Weiß des Schnees verwandelt hat.
Daher werden seine Eigenschaften mit dem Gehirn verglichen. Auch es ist kalt und feucht und reinigt sich, indem es wertlose Flüssigkeit durch Ohren und Nase ausscheidet.

So wirkt auch die Seele mit Freude in der Kindheit des Menschen, die weder Arglist noch fleischliches Begehren kennt und die Seele nicht antreibt, gegen ihre Natur zu wirken. Die Seele ist in der Kindheit, die ihrem eigenen Sehnen nach einfach und unschuldig ist, stark und mächtig.
Später aber, wenn sie die Freude über die kindliche Unschuld entbehrt, wird sie in große Traurigkeit gestürzt, wie ein Fremdling, der aus seiner Heimat vertrieben ist.
Denn die Körpersäfte im Menschen nehmen jetzt zu, er selbst wird von der Fleischeslust befleckt, liebt die Leichtfertigkeit und damit die Gottvergessenheit und findet Freude und Lust an der Tischgesellschaft der Sünder.

Wie nämlich die Sonne sich im ersten Monat wieder erhebt, so ist die Seele im frühen Lebensalter weder gebunden noch verfinstert durch die Lust und Auswirkung der Sünden.
Durch sie wandelt der Mensch mit dem widersprüchlichen Verhalten seiner Unbeständigkeit in die Verhärtung von Niedertracht und Eitelkeit, da ihm die Heiligkeit des rechten Handelns fehlt.
Aber wenn dieser Mensch durch die Belehrungen und Ermahnungen des Heiligen Geistes Tränen vergießt, wird er mit dem süßen Duft des guten Rufes vom Gestank seiner Sünden gereinigt, weil er Unkenntnis und Widerwillen gegen gute Werke meidet.

Juli

Hildegard von Bingen

Liber Divinorum Operum • 1. Teil, 4. Vision

Auch der siebte Monat hat durch die glühende Sonne große Kräfte und lässt die Frucht der Erde reifen und austrocknen. Durch sein Unwetter, die teils Trockenheit, teils Regen bringen, ist er reißend. Ähnlich stark sind auch die Ellenbogen durch die Schultern und die Hände, mit denen der Mensch alles Notwendige zusammenholt. 

So versteht auch der Mensch durch den Geruchssinn das Wesen eines jeden Dings, indem er unterscheidet und erkennt, was nützlich und unnütz ist. Das, was zur Erhaltung seiner Natur dient, wählt er aus und sammelt in seiner Brust, damit er nach Austrocknen der schlechten Säfte in Gesundheit wächst. Denn die Körpersäfte, durch die er gemäßigt wird, sollen nicht durch einen verdorbenen, zähen Saft der Kraft des Blutes beraubt werden.
Denn der Mensch zieht mit seinem Wissen alles an sich und bringt es unter seine Herrschaft, sodass damit das Gift aus den Körpersäften ausgestoßen wird und sie selbst in der Kraft der Gesundheit bleiben. 
Und so ordnet er das mit der Unterscheidungskraft kraftvoll, wie auch die Ellbogen durch die Schulterblätter und Hände stark sind. 
Auch in seinem Geist behält er alles, was zu seiner Gesundheit dient, und so trifft er für alles, was für ihn notwendig ist, Vorsorge, wie alle Früchte, die in diesem Monat reif sind, schon gesammelt werden. 

Die Seele aber, die Geisthauch Gottes ist, hat einen reißenden Weg, wie auch die Weisheit auf ihrer reißenden Bahn den Umkreis des Himmels umlaufen hat. Daher beginnt und vollendet der Mensch durch sie in der Kraft der sieben Gaben des Heiligen Geistes mit Hilfe seiner fünf Sinne all seine Werke, wie auch der siebte Monat alle Früchte der Erde vollendet. … 

Juni

Hildegard von Bingen

Liber Divinorum Operum • 1.Teil, 4. Vision

Der sechste Monat ist durch die Hitze trocken, und beim Wachsen der Früchte erhebt er sich mi dem Wind, der den Früchten die Reife bringt und zuweilen übermäßig Regen ausgießt. Mit ihm werden die Schultern des Menschen bezeichnet, die in ihrer Wärme Trockenheit haben und jede Arbeit unterstützen, jedes Werk durchführen und den gesamten Körper aufrecht halten. Trotzdem suchen sie bisweilen statt ihrer Arbeit Ruhe, wie ein Vogel vor Müdigkeit seine Flügel sinken lässt und wie die Wurzel ihre Verzweigungen zusammenhält.

Auf die gleiche Weise ist der zweite Sinn, das Gehör, gleichsam der kleine Flügel der Vernunft zum Verstehen der Worte, die er aufnimmt. So kommt es, dass der Mensch, während die Ohren den Laut jedes einzelnen Geschöpfes aufnehmen, erkennt, was dieses Geschöpf ist oder wo es sich befindet. Dadurch strengt er seinen Geist mehr an, es zu erforschen. Denn die Kraft der Seele, die durch die Ohren empfindet, hat keine Mühe mit dem Hören und hat nicht aus Überdruss satt daran, sondern sie hat vielmehr das Verlangen, vieles zu erkennen und sich zu merken. 

So dehnt auch der sechste Monat, der nicht feucht ist, die Früchte, die er mit seiner milden Wärme hervorgeholt hatte, durch vielfache Zunahme aus und beginnt in ihnen die Reife. Und wie in diesem Monat sich Wassermassen unter dem gefährlichen Grollen des Donners in Furcht ergießen, so ist auch unter dem, was das Gehör über die menschlichen Angelegenheiten gelassen zulässt, vieles, was der Mensch mit Schrecken und Trauer aufnimmt.

Das Gehör ist der Anfang der vernunftbegabten Seele. Denn wir Worte, die geschrieben werden, vorher ausgesprochen werden, so wird alles, was über das Gehör ausgesprochen und zusammengestellt wurde, nach der Absicht des Menschen ausgeführt.
Die Seele wird dennoch gezwungen, das alles, Gutes und Schlechtes, Wertvolles und Unnützes, zu ertragen, obwohl sie schon beim Beginn des Hörens wegen ihrer Seufzer und Tränen, weil sie noch keine guten Taten begann, sich nicht voll freuen konnte.

Auch die Schultern, die die Feuchtigkeit der Eingeweide und der anderen Glieder des Menschen wie auch den ganzen Körper unterstützen, haben einige Ähnlichkeit mit dem Gehör, das der Anfang der Seele ist und durch das alle Werke vollendet werden, wie von den Schultern alle Lasten getragen werden. Wie nämlich die Eingeweide miteinander zusammenhängen, so stehen auch die Werke des Menschen miteinander in Verbindung. 
An den guten Taten, durch die die Bösen beschuldigt werden, hat der Mensch Freude, und durch die schlechten, an denen man die guten erkennt, wird er traurig. Und so wird er, bereits wenn er noch in der Freude bleibt, bald in Traurigkeit gestürzt. Deshalb sucht er auch Ruhe, wie ja ein Mensch oft die Ruhe ersehnt, die er nicht haben kann. Daher wird auch die Seele, die, solange sie im Leib weilt, keine Ruhe findet, für das Gute in den ewigen Zelten aufgenommen, für das Böse nach dem, was sie verdient, bestraft.