Hildegard von Bingen
Liber Divinorum Operum • 1. Teil, 4. Vision
Der achte Monat ist mit seinen Kräften wie ein mächtiger Fürst, der alles in der Fülle seiner Macht besitzt. Daher strahlt er auch Freude aus. Er brennt in der Glut der Sonne, hat aber wegen einer gewissen Kühle bereist Tau. Durch seine Gewitter ist er schrecklich, weil sich die Sonne schon ihrem Niedergang zugeneigt hat.
Seine Eigenschaften zeigen sich in den Händen des Menschen, die sehr viele Werke vollbringen und die Macht des ganzen Körpers in sich tragen, denn alles, was sie können, ziehen sie an sich und speichern es, sodass der Mensch wegen der Werke seiner Hände oft gelobt wird.
Ähnlich erkennt der Mensch auch durch den Geschmacksinn seines Mundes vollkommener als durch die übrigen Sinne die Kräfte von dem, was für ihn nahrhaft ist, und behält es in der Kraft seines Wissens, wie auch dieser Monat in seinen Kräften groß ist.
Der Mensch hat auch Freude in sich, indem er weise unterscheidet, welche kalten und warmen Wesen seiner Gesundheit zuträglich sind, so wie auch dieser Monat die Glut der Sonne und die Kühle des Taus in sich hat. Denn in seinem Wissen wendet er sich ab von dem, was gefährlich und unnütz ist und sammelt das Gute und Nützliche. So vollenden die Hände kraftvoll in Rechtschaffenheit lobenswerte Werke, wie ein Baumeister in der Beherrschung seines Handwerks alle Teile seines Hauses errichtet, in dem er seine ganze Habe weise aufbewahrt.