Linum usitatissimum = äußerst nützlicher Lein
Heilpflanze des Jahres 2005
Familie: Linaceae
Verwendet werden:
Samen – Lini semen
Unterschieden wird zwischen Braunem und Gelbem Leinsamen. Gelber Leinsamen hat etwas mehr Quellvermögen und Linolsäure (Omega 6-Fettsäure). Brauner Leinsamen enthält mehr Linolensäure (Omega 3-Fettsäure).
Geschmack mild ölig, beim Kauen schleimig.
Inhaltsstoffe:
Ballaststoffe (26%) davon Schleimstoffe, Rohfaser, fettes Öl (Glyzeride ungesättigerter Fettsäuren: Linolen-, Linol-, Oleinsäure), cyanogene Glykoside (Linamarin, Linustatin…), Rohprotein, Mineralstoffe, Phytosterole (Sitosterol, Campesterol, Cholesterol), Kohlenhydrate, organische Säuren
Wirkung:
• abführend > durch die Quellung der Schleimstoffe wird Wasser im Darm zurückgehalten, der Stuhl damit erweicht und gleichzeitig die Gleitfähigkeit des Darminhaltes verbessert
• die Volumenzunahme setzt einen Dehnungsreiz > Darmperistaltik wird angeregt (v.a. Dickdarm)
Anwendung:
• Innerlich: Magenschleimhautentzündung, Reizdarm, habituelle Obstipation/Verstopfung, Durchfall, Colon irritabile, Divertikulitis
• vermindert Fäulnisbakterien im Darm
• in der Onkologie als Speichelersatzpräparat bei Patienten mit Tumoren im Rachenbereich
• Äußerlich: Kataplasma bei lokalen Entzündungen; Leinsamensäckchen als warme Auflage bei Zahnschmerzen, Ischias, Rheuma, Gesichtsneuralgien
Monografie positiv
Zu beachten:
• Mucilaginosa (Schleimmittel) können die Resorption anderer Arzneien beeinträchtigen
• Dipeptid Linatin ist ein Vitamin B6 Antagonist – also Vorsicht vor Unterversorgung
• NICHT anwenden bei Darmverschluß
Öl – Lini oleum
- in den Samen
- fettes Öl
- vielseitiges Speiseöl
- enthält 90 % ungesättigte Fettsäuren und hat einen hohen Anteil an α-Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure)
- eine gute Ergänzung zu den Omega-6-Ölen die in Getreide enthalten sind (für Mensch und Tier)
- erhöht die Gleitwirkung im Darm und liefert Kalorien
- für Kosmetika, in Heilsalben (schmerzlindernd, entzündungshemmend)
- Inhaltsstoff Lignan evtl. vorbeugend gegen Darm- und Brustkrebs
Leinsamenkuchen – Lini seminis placenta
- Preßrückstand der Ölgewinnung
- Ernährung/Fütterung > siehe Artikel über Leinfütterung
Pflanzenstängel als Faserlieferant
Leinfasern lassen sich spinnen und zu Textilgewebe verarbeiten:
Linnen, Leintuch
Das Tuch ist sehr reißfest und kann hygienisch gekocht werden und eignet sich daher für vielfältigen Einsatz: Schiffstaue, Verbandsstoff, Wäsche.
Wissenswertes
- älteste Kulturpflanze der Welt, seit Jungsteinzeit angebaut
- die ägyptischen Mumien wurden in Leintücher gewickelt
- Nutzung als Faser- und Ölpflanze
- äußerlich als Umschlag bei Furunkulosen angewendet
- Erwähnungen bei Hippokrates (Leibweh, Durchfall), Paracelsus (Reizhusten)
Hildegard von Bingen:
„Leinsamen ist warm und taugt dem Menschen nicht zum Essen.“
Anwendung: als Auflage bei Flankenschmerz und Verbrennungen
Physica 1.151