Tussilago petasites, Petasites off./vulg.
Familie: Asteracea (Compositae) • 20 verschieden Arten
andere Namen:
Pestilenwurz, Wasserklette, Großer Huflattich, Neunkraftwurz, Giftwurz
Vorkommen:
gesamtes Europa – vor allem an Flussufern, aber auch an feuchten Stellen in Wäldern stehendes Gewächs
Botanik:
im Frühjahr (ab März) wird zuerst der Blütenstiel ausgetrieben, auf dem sich die braunroten, in Dolden oder Trauben gruppierten Blüten (bis zu 80 cm hoch) entwickeln; erst danach kommen die großen, herzförmigen, an der Unterseite weißflizigen Blätter (bis zu 60 cm Durchmesser)
Drogen
Blätter/folium
Inhaltsstoffe:
Schleim, Bitterstoffe, 0,1% ätherisches Öl, Flavonoide, u.a. Astragalin, Isoquercitrin, Sesquiterpenem, in spuren Pyrrolizidinalkaloide
Anwendung:
in der Volksheilkunde bei Krampfzuständen im MDT, Krankheiten der Luftwege, Galle- und Leberbeschwerden; äußerlich als Wundheilmittel
Wurzelstock/Rhizom
„Kraftwurz“ – schmeckt scharf, würzig, bitter
Inhaltsstoffe:
ätherische Öle (0,1-0,4%) u.a. 1-Nonen, Eremophilen, Furanoeremophilen ; ferner Sesquiterpenester, die Derivate des Petasols, Iso- und Neopetasols darstellen, u.a. Petasin, Petasalbin, Iso- und Neopetasin; sowie Pyrrolizidinalkaloide, Terpen, Kohlenhydrate
Wirkung:
entzündungshemmend, Petasin wirkt schmerzlindernd und krampflösend auf die Gefäßmuskulatur
Anwendung:
Als Extrakte (Tagedosis 4,5-7g der Droge) zur unterstützenden Behandlung akuter krampfartiger Schmerzen besonders im Bereich der ableitenden Harnorgane sowie bei Spannungskopfschmerz und Migräne, bestimmte Nacken- und Rückenschmerzen, Bronchialasthma, Erkältungskrankheiten; in Kombination bei Rheuma, Menstruationsbeschwerden, Magenkrämpfen
Fertigpräparate sind ohne Pyrrolizidinalkaloide
Kontraindikation: Schwangerschaft und Stillzeit
In der Volksheilkunde auch bei psychovegetativen Funktionsstörungen im MDT sowie bei Erkrankungen der Atemwege, besonders bei Keuchhusten.
Wissenswertes:
- Name kommt von Dioskurides (vergleicht die Blätter mit einem breitkrempigen Hut = pefasos); er empfiehlt: Pestwurzblätter fein zerstoßen als Umschlag gegen bösartige und krebsartige Geschwüre
- seit Altertum bekannt, geriet in Vergessenheit
- Kelten gaben sie den Toten mit
- häufig angewendet: Blätter bei Entzündungen, Geschwüren und Wunden aufgelegt
- im MA als schweißtreibend/diaphoretisch in Schwitzkuren gegen die Pest > Pestwurz
- Paracelsus und Leonhard Fuchs
- Tiermedizin: Wurzel in Kleie geschabt für bauchwehkranken Esel
- Verwendung bei Hildegard von Bingen: äußerlich als Auflage bei Geschwüren
- im 18. Jh. nur noch als im Winter blühende Topfpflanze bekannt
- 1885 Wiederentdeckung: Schladgenhauffen und Reeb schreiben über die Wirkung im „Journal Pharmacie d’Alsace-Lorraine“
- nach dem 2. Weltkrieg wird sie erforscht
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