Artischocke

Cynara scolymus

Arzneipflanze des Jahres 2003

Familie: Asteraceae

Herkunft:
ursprünglich in Äthiopien beheimatet; war den Römern schon bekannt; ab 15. Jh. in Kultur

Droge:

die frischen oder getrockneten Blätter

Als Gemüse werden die unreifen Knospen und der Blütenboden verwendet.

Geruch: schwach aromatisch, leicht beißend
Geschmack: leicht salzig, dann sehr bitter (Bitterwert < 1.000)

Inhaltsstoffe

Hydroxyzimtsäure, Bitterstoffe (Sesquiterpenlaktone), Flavonoide

Gehalte variieren je nach Herkunft und Erntezeitpunkt

Wirkung

  • Amara / Bitterstoffdroge zur Unterstützung der Verdauung
  • steigert die Sekretion von Galle (choleretisch, cholekinetisch)
  • stimuliert und schützt die Leber (Schutz und Aufbau)
  • lipid- und cholesterinsenkend

Anwendung

bei Übelkeit und Erbrechen, gegen Blähungen, zur Anregung der Fettverdauung, Lipidsenkung

Darreichungsform: Presssäfte, wässrige Extrakte, Tee, Tabletten

Kontraindikation:
Allergien, Verschluss der Gallenwege bzw. Gallensteine

Quelle: Kooperation Phytopharmaka

Ackerschachtelhalm / Zinnkraut

Equisetum arvense

Familie: Schachtelhalmgewächse

Beschreibung:
ausdauernde, krautige Sporenpflanze mit knotigem, langem Wurzelstock; im Frühjahr erscheint der bräunliche, fruchtbare Spross, der nach einiger Zeit abstirbt – es folgt der grüne, verzweigte, unfruchtbare Sommerspross, auf dem sich die Sporen befinden

Vorkommen:
In ganz Europa verbreitet; auf feuchten, lehmigen, sandigen Böden; Ödland, Äcker, Waldränder…

Droge:
die grünen oberirdischen Teile des Sommerspross, frisch oder getrocknet

Vorsicht vor der Verwechslungen mit Sumpf- oder Teichschachtelhalm!

Inhaltsstoffe:
viel Kieselsäure, Saponin (Equisetonin), Flavonoide (Luteolin, Isoquercitrin), organische Säure, Harz, Vitamin B u.a.

Wirkung:
u.a. Wasserdiurese ohne Elektrolytverlust

Anwendung:

  • „pflanzliche Heilerde“
  • innerlich bei Arteriosklerose, Wassersucht, Gebärmutterblutungen, Durchblutungsstörungen, zur Durchspülung bei Erkrankungen der Niere und der Harnwege (harntreibend), Rheumatismus und Gicht, Bronchitis, Asthma, Heuschnupfen, gut für den Hautstoffwechsel
  • äußerlich für Waschungen und Umschläge bei Hautkrankheiten
  • zum Spülen der Nase bei Schnupfen oder häufigem Nasenbluten
  • Sitzbäder bei Hämorrhoiden

Wissenswertes:

  • wurde zum Reinigen von Zinn benutzt
  • Pferde fressen Schachtelhalm gerne frisch. Er ist besonders zu empfehlen bei Hauterkrankungen; er gilt als die pflanzliche Heilerde. Vorsicht: Ein übermäßige Aufnahme kann zu Verstopfung führen! Bitte achten Sie auch unbedingt darauf, dass es sich um Ackerschachtelhalm handelt. Die anderen Arten sind giftig!

Hildegard von Bingen

Schachtelhalm hat in sich weder vollkommene Wärme noch vollkommene Kälte und ist in Beidem lau. Er entsteht aus den verdorbenen Säften der Erde und bringt dem Menschen, der ihn isst, keine Kraft. 

Physica 1.209

Ich freue mich, wenn Ihnen meine Fotos gefallen.
Unter Angabe der Quelle dürfen sie gerne verwendet werden.

Brennnessel

Große Brennnessel – Urtica dioica

Familie: Urticaceae/Brennnesselgewächse

mehrjährige Pflanze

Droge:
Blätter und Kraut, getrocknet oder als Frischsaft; in der Volksheilkunde früher auch die Samen; Geruch nur schwach, Geschmack leicht bitter

Inhaltsstoffe:
Sterole, organische Säuren, Phenylpropane/Lignane (in der Wurzel), Flavonolglykoside (Blüten), Amine (Serotonin, Histamin in den Brennhaaren; Cholin, Acetylcholin im Kraut), Eiweiße, Fett, Kohlenhydrate, Rohfaser, Vitamine (A, C, Thamin), Cumarine, Triterpene, Nicotin, ätherisches Öl, viel Kalium, Eisen, Kieselsäure

Wirkung

blutdrucksenkend, analgetisch, lokalanästhetisch, antiphlogistisch, antirheumatisch, diuretisch, blutreinigend, hormonell, regt Stoffwechsel und Durchblutung an

Positive Monografie

Anwendung

  • vitamin- und mineralreiches Gemüse > frisch als Salat oder „Spinat“
  • Durchspülung der Harnwege, Nierengrieß, Ausscheidung Nierengrieß
  • bei rheumatischen Beschwerden (innerlich und äußerlich), Gicht und Arthritis
  • Wurzel bei Miktionsbeschwerden bei benigner Prostatahyperplasie (Stadium I-II)
  • in Frühjahrskuren: stoffwechselanregend
  • Aufguss/Absud mit Essig als Haarwuchsmittel und gegen Schuppen
  • gegen unreine Haut
  • beeinflusst Hormonhaushalt > für Mädchen in der Pubertät und Frauen in den Wechseljahren; fördert Milchfluss
  • Nesselwecken/Nesselkrapfen als traditionelle Frühjahrsspeise (gegen den Vitaminmangel des Winters)
  • Frischhaltemittel für Bier und Milch: Die Inhaltsstoffe verhindern die Entwicklung von Essigbakterien bei schwülem Wetter; auch die Vermehrung von Milchsäurebakterien wird gehemmt.
  • als Faserlieferant gezüchtet bis auf 2,5 m > Fasern bis 7 cm lang
  • Brennnesseljauche für Pflanzen
  • die Samen in der Volksheilkunde bei Hautleiden, Durchfall, Rheuma

Wichtig: viel trinken bzw. Trinkwasser anbieten!

Anwendung bei Tieren

Beim Pferd:
als Heu, Futterzusatz, Tee oder Presssaft; nach Hufrehe, im Fellwechsel, bei Ödemen und Gallen

Brennnesselkraut für Pferde

Beim Hund:
Kraut und Samen dem Futter beimischen; eine Abreibung mit Brennnessel Tee gibt ein glänzendes Fell

Kontraindikation: Ödeme durch Herz- oder Niereninsuffizienz, während der Schwangerschaft/Trächtigkeit nur geringe Dosen!


Kleine Brennessel – Urtica urens

einjährig, Anwendung wie oben


Hildegard von Bingen

Die Nessel ist sehr heiß in ihrer Art und taugt wegen ihrer Rauheit in keiner Weise, roh gegessen zu werden. Aber wenn sie frisch aus der Erde kommt, ist sie nützlich für die Speisen des Menschen, weil sie den Magen reinigt und ihn von Schleim befreit.

Physica 1.100

Indianische Medizin

Die Brennnessel wird als universelles vorbeugendes Mittel eingesetzt. Heiler empfehlen, sie täglich in Form von Saft, Tee oder als Beilage zu Speisen zu sich zu nehmen.

Wissenswertes

  • Blätter und Stängel sind mit Brennhaaren (enthalten Kieselsäure und Histamin) besetzt. Bei Berührung bricht die Spitze ab und Histamine und Ameisensäure werden freigesetzt.
  • Auf der Brennnessel leben ca. 50 verschiedene Schmetterlingsarten.
  • Dioscurides: Hundebisse, Geschwüre, Nasenbluten, Lungenkrankheiten, Menstruation, Krebs, Aphrodisiakum, harntreibend, Prostata, Rheuma
  • Marcellus Empiricus: Samen als Magenmittel, Wurzel gegen Nasenbluten
  • Verwendung in der Klostermedizin – das Kraut: Leber, Husten, Bauchschmerzen, Blähungen, Wunden, Hautkrebs, Gelenksschmerzen; die Samen/Früchte: Atemwege, Verstopfung, Impotenz und Frigidität
  • Die Pflanze wurde von Hexen für Zaubertränke verwendet, die Samen für Liebestränke; in Amuletten schützte die Brennnessel vor bösem Zauber.
  • Heilige Pflanze der Kelten

Brennnessel, verkanntes Kräutlein, dich muss ich preisen,
dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,
entsprechend aus dem Schoß der guten Mutter Erde.
Nach ihnen brauchst du dich nur hinzubücken,
die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,
als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen.
Das, was umsonst gedeiht in Wald, auf Pfad und Wiesen,
selbst in noch dürftiger Großstadt, nahe dir am Wegesrande,
nimm’s hin, was rein und unverfälscht die gültige Natur
die heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur.

Gedicht von Heinrich Hoffmann (1809-1894), Arzt in Frankfurt

Reis

Oryza sativa

  • zählt zu den Getreidearten
  • über 1.000 Rassen weltweit
  • wichtiges Grundnahrungsmittel eines großen Teils der Menschheit, „weißes Gold“
  • Anbau arbeitsintensiv
  • kann jahrhundertelang in Monokultur angebaut werden

Unterscheidung:

  • Langkornreis (Basmati, Jasmin, Patna u.a.)
  • Mittelkornreis (für Risotto)
  • Rundkornreis (für Milchreis, als Klebreis für Sushi)
  • Naturreis/Braunreis: enthält alle Inhaltsstoffe
  • Parboiled Reis: wird gepresst und poliert
  • Weißreis: Aleuronschicht und Kern werden abpoliert, dauerhafte Verwendung kann zu Nährstoffmangel führen

Verwendung:
Puffreis, Reismilch, Reiswein, Reismehl

medizinische Anwendung:
Reisstärke wirkt reizmildernd

Anwendung bei Pferden:
Stabilisierte Reiskleie wird gern zur Auffütterung magerer, schwerfuttriger oder geschwächter Pferde verwendet. Sie dient dabei als getreidefreier Energielieferant. Enthalten sind ca. 15% natürliche Pflanzenfette (Reisöl), viele Vitamine (vor allem Vit. E) und Antioxidantien.


Wildreis / Wasserreis / Indianerreis = Zizania

verschiedenste Getreide / Wassergraspflanze, die nicht zur Gattung Reis sondern zu den Gräsern gehören (verwandt mit Hafer)

Hafer

Avena sativa

Arzneipflanze des Jahres 2017

Rispengras, einjährig, 0,6-1,5m hoch, relativ geringe Bodenansprüche, hoher Wasserbedarf, Ernte im August

  • Saat-Hafer: Nahrung und Futtermittel, wird nach dem Dreschen entpelzt > die Haferkerne sind nicht mehr keimfähig
  • Nackthafer: ohne Spelz
  • Die Qualität des Hafers ist abhängig von seinem Hektolitergewicht (45 – 54 kg/hl).
  • Hafer ist gut bekömmlich, hat einen hohen Fettgehalt, enthält mehrere Mineralstoffe (viel Calcium, Zink), Spurenelemente, Vitamine (viel B1 und B6) und Kieselsäure.
  • Er dient als Futtermittel für Geflügel und Pferde.
  • Das enthaltene Gluten hat eine andere Zusammensetzung als bei Weizen. Hafer ist daher besser bekömmlich, aber als Brotgetreide ungeeignet.
„Guten Hafer anzubauen ist eine Kunst“
Schwarzhafer

Medizinische Anwendungen:

  • beruhigend, aufbauend bei Schwächezuständen
  • Haferstroh Tee ein traditionelles Hausmittel bei nervöser Erschöpfung
  • grünes Haferkraut kann als Tee in Apotheken erworben werden:
    der kieselsäurereiche grüne oberirdische Teil hat diuretische Wirkung und kann den Harnsäurespiegel im Blut senken (traditionelles Mittel gegen Gicht)
  • Gehalt an Beta-Glucan verringert nachweislich den Blut-Cholesterin-Spiegel und verringert den Anstieg des Blutzuckers (niedriger Glykämischer Index)
  • Hafermehl ist ein altes Hausmittel zur Linderung von Juckreiz; Hafermehlpaste oder Hafermehlbäder zur Behandlung von Schuppenflechte, auch bei Windpocken
  • Hafertinktur/Extrakt gilt als Aphrodisiakum
  • Pfarrer Kneipp empfahl Heilbäder aus Abkochungen mit dem kieselsäurereichen Haferstroh bei Gelenkleiden und Rheuma

Hildegard von Bingen

Hafer ist warm und besitzt scharfen Geschmack und kräftigen Duft und er ist eine angenehme und gesunde Speise für gesunde Menschen. Er verschafft ihnen einen frohen Sinn und einen hellen und klaren Verstand und gibt ihnen eine gute Farbe und gesundes Fleisch.
Auch für diejenigen, die ein bisschen und mäßig krank sind, ist er gut zu essen, sowohl im Brot wie im Mehl, und er schädigt auch nicht. Aber für diejenigen, die sehr schwach und kalt sind, taugt er nicht zum Essen, weil Hafer immer Wärme sucht. …
Wer aber  gichtbrüchig ist und dadurch einen gespaltenen Verstand und wankelmütige Gedanken hat, so dass er bisweilen verrückt wird, der trage in einem Dampfbad auf seinen ganzen Körper in Wasser gekochten Hafer auf und übergieße mit dem Kochwasser des Hafers die feuerheißen Steine; … Denn weil der Hafer einen scharfen Geschmack und kräftigen Duft hat, unterdrückt er die Stärke der Gicht, und weil er von trockener Natur ist, löst er den Wahnsinn auf, der sich aus Verwirbelungen von Säften erhebt …

Physica 1.3

Ich freue mich, wenn Ihnen meine Fotos gefallen.
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