Bärentraube

Arctostaphylos uvae ursi

andere Namen:
Achelkraut, Bärentee, Harnkraut, Sandbeere, Wolfsbeere, Wilder Buchs

in Deutschland geschützt

Familie: Ericaceae

Vorkommen: von Skandinavien, Mitteleuropa bis Himalaya und Nordamerika; in Kiefernwäldern, Heidegebieten

Droge: die Blätter; Geruch schwach eigenartig; Geschmack zusammenziehend, schwach bitter

Inhaltsstoffe: Arbutin, freies Hydrochinon, Gerbstoffe, Flavonoide u.a.

Wirkung: antibakteriell, adstringierend

Die Inhaltsstoffe werden vom Magen-Darmkanal aufgenommen und durchwandern den Organismus ohne Metabolisierung. Ist der Urin aufgrund entzündlicher Vorgänge der Harnwege alkalisch geworden, so spalten sich aus diesen, unter Freiwerden von Zucker, Hydrochinon und Methylhydrochinon ab – 2 Substanzen, die ausgesprochen keimtötende Wirkung haben. Hydrochinon färbt in Verbindung mit dem vorhandenen Ammoniak den Urin braun. Je stärker die Braunfärbung desto ausgeprägter die noch vorhandenen krankhaften Veränderungen. Mit fortschreitender Besserung schwinden die Braunfärbung und der üble Geruch des Urins. (Quellen: Weiß, Pahlow)

Anwendung

  • antiseptisches Diuretikum bei entzündlichen Krankheiten der ableitenden Harnwege
  • Verwendung als Tee-Kaltansatz oder Extrakt

Positive Monografie

Vorsicht
  • bei Überdosierung oder falscher Zubereitung (heißer Auszug): Übelkeit und Erbrechen auf Grund der Gerbstoffe
  • nicht länger als eine Woche einnehmen!
  • bei längerer Einnahme Gefahr einer chron. Hydrochinonvergiftung (Übelkeit, Erbrechen, Leberschäden), Magenreizung

Passionsblume

Passioflora incarnata

Arzneipflanze des Jahres 2011

Familie: Passionsblumengewächse – Passifloraceae

Herkunft: in ganz Amerika und Ostindien heimisch

Beschreibung: bis 10 m hohe Kletterstaude

Droge:
das Kraut ohne die Wurzeln; Ernte zur Blütezeit;
Geruch leicht aromatisch, Geschmack fade;
die ganze Pflanze enthält Wirkstoffe;
reife Früchte sind essbar = Maracuja

Inhaltsstoffe:
Flavonoide, Cumarin, Umbelliferon, Maltol, Alkaloide, ätherisches Öl u.a.

Wirkung:
entspannend, ausgleichend, angstlösend, bringt Nervensystem ins Gleichgewicht

Anwendung:
bei nervöser Unruhe, Schlafstörungen, Angst, Ruhelosigkeit, Erregungszuständen, Herzneurosen, Kreislaufunregelmäßigkeiten, nervösen Verdauungsbeschwerden; kann schon von Kinder ab 12 Jahren verwendet werden

Monografie:   positiv, ESCOP, HMPC

Verwendung bei indianischen Heilern

  • nervenberuhigend und entkrampfend
  • Verstopfung
  • Schlaflosigkeit
  • zerstampfte Blätter wurden auf Wunden aufgelegt
  • Saft, gemischt mit Baumwollblüten, zur Behandlung von Augenleiden
  • pulverisierte Rinde zur Blutreinigung

Geschichte

Auf seinen Reisen fand Pater Simone Parlasca in den Regenwäldern Mexikos die blühende Kletterpflanze, die er nach einer Vision „Passiflora“ taufte.
Blütenkrone = Dornenkrone,
5 Staubbeutel = 5 Wundmale,
3 Griffel = 3 Kreuznägel,
3 Narben = 3 Nägel,
Laubblätter = Lanze,
Ranken = Geißeln,
weiß = die Unschuld

Kniphof, Johann Hieronymus, and Christian Tobias Ephraim Reichard. Johannis Hieronymi Kniphofs … Botanica in Originali Das Ist: Lebendig Kräuter-Buch, in Welchen so Wohl Diejenigen Blumen- Baum- Und Küchen-Gewächse, … Nebst Einer Sonderbahren Anleitung Den Saamen Auf Eine Künstliche Manier Selbst Zu Zeugen … / Beygebracht Und Hinlänglich Beschrieben Von C. R. [Christian Reichard] ; [Tafelbd.]. Erffurt: Funcke, 1734. Print.

Tollkirsche

Atropa belladonna

Nachtschattengewächs / Solanaceae

Giftpflanze des Jahres 2020

Beschreibung: 50-150 cm, Juni bis August; drüsig flaumig behaart; glänzend schwarz-rote (selten gelbe) Beeren; mehrjährig, reich verzweigt; Blüten braunviolett

Vorkommen: Waldlichtungen, Kahlschläge, Wegränder; basen- und stickstoffsalzhaltige Böden

Droge:
Blätter und Wurzel; höchste Konzentration der Wirkstoffe in den Samen

tödlich giftig

Schon 3-4 Früchte können für ein Kind tödlich sein! Sie sind NICHT bitter und können daher ohne Ekel gegessen werden. Außerdem unterdrückt das Scopolamin den Brechreiz.

Inhaltsstoffe

  • Atropin: hemmt die Freisetzung von Botenstoffen im Nervensystem; Verdauung, Herzschlag und Sehvermögen gestört erweitert die Pupillen
  • Hyoscyamin: psychoaktiv
  • Skopolamin: dämpft das vegetative Nervensystem und den Brechreiz
  • und andere Alkaloide

Anwendung

  • Positive Monografie bei krampfartigen Schmerzen/Spasmen
  • kolikartige Schmerzen im Verdauungstrakt, den Gallen- und Harnwegen
  • Parasympatholytika, Krampflösung
  • zur Pupillenerweiterung bei Augenuntersuchungen
  • Scopolamin-Pflaster gegen Reisekrankheit
  • in geringer Menge aphrodisierend
  • Narkosen (Reduzierung der Schleimbildung der oberen Luftwege bei Intubation)
  • NUR Fertigpräparate
  • Apothekenpflichtig!

Nebenwirkungen:  
Herzrasen, Akkomodationsprobleme (Maschinen führen), Hitzewallungen, Sehstörungen, Trockenheitsgefühl in Mund und Rachen, Schreien und Wahnvorstellungen, Atropinfieber, Tobsuchtsanfälle

Vergiftungserscheinungen

Heiß wie ein Vulkan, blind wie ein Maulwurf, trocken wie ein Knochen, rot wie eine Tomate und verrückt wie der Hutmacher bei Alice im Wunderland.

Hildegard von Bingen

Die Tollkirsche hat in sich Kälte und Hitze, aber in der Weise, dass sie in dieser Kälte den Überdruss und die Lähmung der Unvollkommenheit enthält, und auf der Erde und an dem Ort, wo sie wächst, besitzt die teuflische Einflüsterung gewissermaßen Anteil und Gemeinschaft für ihre Kunst. Sie ist auch für den Menschen gefährlich zu essen und zu trinken, weil sie sein Bewusstsein erschüttert, als ob er tot sein.

Physica 1.52

Wissenswertes

  • Atropos ist der Name der griechischen Schicksalsgöttin/Parze, die den Lebensfaden der Menschen zu durchschneidet.
  • Die Pflanze spielte bereits bei den Zauberinnen in den Sagen des griechischen Altertums eine Rolle.
  • Bis in die Renaissance träufelten sich Frauen Atropa ins Auge, um ihre Pupillen zu erweitern. Durch diesen Einsatz als Kosmetikum, der allerdings zu Lasten der Sehfähigkeit geht, entstand der Artname belladonna =  schöne Frau
  • Verbreitung der Samen durch Vögel
  • Bestandteil der Flugsalben der Hexen > Aufnahme über die Haut > Gefühl vom Fliegen
  • teilweise in Bier oder Wein gemischt

Ich freue mich, wenn Ihnen meine Fotos gefallen.
Unter Angabe der Quelle dürfen sie gerne verwendet werden.

Fingerhut

Digitalis purpurea • Foxglove

GIFTIG • Giftpflanze des Jahres 2007 • geschützt

Familie: Braunwurzgewächs – Scrophulariaceae
Beschreibung: 40-150 cm, zweijährig;
purpurrote (selten rosa oder weiße) Blüten
Vorkommen:  Kahlschläge, Wegränder; basenarmer, stickstoffsalzhaltiger Boden

Inhaltsstoffe: herzwirksame Glykoside (Digitoxin u.a.)
Droge ist apothekenpflichtig (Kraut und Tinktur)

ACHTUNG: auch das getrocknete Kraut ist noch giftig!
letale/tödliche Dosis
Hund: 5 g getrocknete Blätter
Pferd: 100-200 g frische bzw. 25 g trockene Blätter (Puls geht runter; Durchfall; häufiger, dunkler Harn; matt; Herzversagen)

Digitalis lanata

Gelbblühender / Wolliger Fingerhut

Maiglöckchen

Convallaria majalis

Maiblümchen, Maienlilie, Marienglöckchen, Lily of the valley

Giftpflanze des Jahres 2014 • geschützt

Beschreibung:
mehrjährige Staude, 10-25 cm, mehrjährige Staude, intensiver Duft, Blütezeit Mai bis Juni; blutrote Beeren mit blauen Samen;
Vorkommen: lichte Laubwälder, kalkreiche Böden, locker-warme Böden, bestandsbildend

Verwendung:
Die Pflanze enthält mehr als 30 herzwirksame Glykoside. Früher verwendete man das Kraut als Herzstärkungsmittel. Auf Grund der Vergiftungsgefahr ist dies heute nicht mehr üblich.
Maiglöckchen werden von Pharmafirmen in standardisierten Galenika verarbeitet. Dies bedeutet für den Patienten mehr Sicherheit.

Die Blätter können mit Bärlauch verwechselt werden.
Der Duft ist entscheidend!

Vergiftungserscheinungen:
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Harndrang, Puls fällt ab > Tod durch Kollaps möglich;
CAVE junge Blätter sehr giftig, rote Beeren wenig giftig;
Vergiftungen bei Waldmast, auch Geflügel gefährdet

Bitte keine Selbstversuche!

Adam Lonitzer (16.Jh)
„Maienblumen sind kalt und feucht im zweiten Grad. Die Blüten wirken stärker als das Kraut. Diese Blüten beize vier Wochen lang in Wein, dann seihe den Wein ab, destilliere ihn fünfmal durch einen Alembic. Dieser destillierte Wein ist besser als Gold. Wer diesen Wein mit sechs Pfefferkörnern und ein wenig Lavendelwasser einnimmt, der muss sich in diesem Monat nicht vor einem Schlaganfall fürchten.“


Hildegard von Bingen

Das Maiglöckchen (meyglana) ist kalt. Und es hat diese Kälte, die die Erde enthält, wenn sie die Blumen zu Früchten reifen lässt.
Und wenn an einem Menschen Skrofeln wachsen oder Ausschlag oder irgendein Geschwür, in dem Gift ist der soll oft Maiglöckchen nüchtern essen, und sie werden verschwinden, weil dessen dauerhafte und feste Kälte die schwankende Kälte, die mit Wärme vermischt ist, unterdrückt.

Physica 1.160

Anwendung bei: Epilepsie und Schlaganfall, äußerlichen Geschwüren

KEINE HAFTUNG FÜR DIESE REZEPTE

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