Enziantinktur: alkoholischer Auszug aus der Wurzel, Verhältnis 1:5; braune Flüssigkeit, stark bitter, alkoholischer Geruch; 10-30 Tropfen vor dem Essen bei dyspeptischen Beschwerden und Appetitlosigkeit
Enzianschnaps: bitterstoffreiches Destillat aus den vergorenen Wurzeln
Hildegard von Bingen
Enzian – gentiana – ist hinreichend warm. Wer aber solche Herzschmerzen hat, wie wenn sein Herz kaum noch an seiner Stelle bliebe, soll Enzian zerstoßen und dieses Pulver in einer Brühe essen. … Wer aber Fieber im Magen hat, soll oft diesem Pulver in warmem Wein, der mit einem glühenden Stahl erhitzt wurde, trinken, und sein Magen wird vom Fieber befreit werden.
Physica 1.31
Silikat-Enzian • Gentiana acaulis
Stängelloser Silikat-Enzian • Botanischer Garten CAU Kiel
andere Namen: Lebensbaum, Weihrauchbaum, Feuerbaum
steht unter Naturschutz
Botanik:
niederliegender Strauch oder größerer säulenförmiger Baum mit anliegenden Zweigen; immergrün
Rinde rissig, schält oft ab
Blätter 1cm lang, nadelförmig, starr, spitz, stehen zu 3 oder 4
Blüten getrenntgeschlechtlich, grünlich; Blütezeit April bis Mai
Früchte (Zapfen) beerenartig, brauchen 3 Jahre bis zur Reife (1.Blüte, 2.grün, 3.dunkel), dann kugelrund, 5-8 mm groß, blauschwarz, mit dreistrahliger Spalte, 3 Samen; jüngere Früchte erscheinen bereits, während die alten schwarzen noch am Strauch hängen
Vorkommen: Berghänge, Heiden, Moore, Unterholz
in Europa 3 Unterarten: ssp. communis, ssp. alpina, ssp. hemisphaerica
Drogen
Früchte / Juniperi fructus / Wacholderbeeren, Kaddigbeeren = die reifen, getrockneten Beerenzapfen (Scheinbeere); Ernte im Oktober Geruch eigenartig würzig, Geschmack süßlich aromatisch Inhaltsstoffe: ätherisches Öl (alpha-Pinen, Campher, Limonen, …), Gerbstoffe vom Catechintyp, Invertzucker (ca.30%), geringe Mengen Flavonoide, Harze, Leukoanthocyanidine Verwendung in Teemischungen, bei dyspeptischen Beschwerden „Infolge Reizung des Nierenepithels ist die frühere Anwendung als Diuretikum nicht mehr vertretbar, da eine Nierenschädigung bei längerem Gebrauch nicht ausgeschlossen werden kann.“ Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen Gegenanzeigen: Nierenentzündung, Schwangerschaft
Öl / Juniperi aetheroleum / Oleum juniperi / ätherisches Wacholderöl / Wacholderbeerenöl = das aus den reifen Beerenzapfen durch Wasserdampfdestillation gewonnene Öl Inhaltsstoffe: Monoterpenkohlenwasserstoffe (α-Pinen, β-Myrcen, Limonen, Sabinen), Sesquiterpenkohlenwasserstoffe, oxidierte Monoterpene (Terpinen-4-ol) Verwendung: Bestandteil von Fertigarzneien (meist als Kapsel) bei dyspeptischen Beschwerden und als mildes Diuretikum; äußerlich als Badezusatz oder in Einreibungen zur Hyperämisierung; als Desinfektionsmittel; zur Insektenabwehr
Wacholderspiritus: klar, mit starkem Geruch; Ätherisches Öl gelöst in Alkohol; Verwendung: Einreibungen bei Rheuma
Wacholderholz / Juniperi ligum = das getrocknete Ast-, Stamm-, Wurzelholz Inhaltsstoffe: ätherisches Öl mit Thujopsen (als Hauptkomponente), Diterpene (Sugiol, Xanthoperol) in der Volksheilkunde: harntreibend, schweißtreibend
Wirkung:
Reizwirkung direkt auf das Nierengewebe – daher NUR für Patienten mit gesunden Nieren und NUR für kurze Zeit – stark wassertreibend; Nierenschädigung nicht bewiesen, aber besser nicht bei akuten Nierenkrankheiten oder in der Schwangerschaft, nicht länger als 4 Wochen
antiviral
verdauungsfördernd
Monografie positiv
Anwendung:
chron. Nierenbeckenentzündung, bei Entzündung der Harnblase als Harndesinfiziens
die grünen Beeren auch gegen rheumatische Beschwerden
Öl für Einreibungen bei Rheuma
Inhalation bei Bronchitis
Volksmedizin: appetitanregend (Beeren); als Tee gegen Husten, zur Entwässerung, gegen übelriechende Durchfälle, Blähsucht, Sodbrennen, Galle- und Leberleiden, rheumatische Krankheiten
viel von Kneipp empfohlen
auch das Holz wird verwendet
Frau Aschenbrenner: Harz für Magenschleimhaut, Früchte für guten Atem
als Gewürz: machen Speisen bekömmlicher (Sauerkraut, dunkle Saucen, Fleisch, Fisch) > 3 ganze oder 2 zerdrückte pro Person
Wacholderschnaps: Steinhäger, Gin, Genever
das Harz als Räucherwerk: magisch, vertreibt den Teufel und böse Gedanken, schenkt neue Lebenskraft, reinigt die Sinne und macht sie wach für Neues; mit ihm gesäuberte Räume enthalten starke Energien, die auf die Menschen übergehen; stark desinfizierend (für Krankenzimmer)
ätherisches Öl: scharfer würziger Duft, wirkt ausgleichend auf die Psyche, hilft zur Ruhe zu kommen und Ideen zu realisieren, für Ausdauer; bei Fastenkuren; zur Insektenabwehr
Überdosis: antifertil, innerliche Nierenschmerzen, Harndrang, Diuresesteigerung, Veilchengeruch des Harns, Herztätigkeit und Atmung beschleunigt, selten Krämpfe, leichte gastroenteritische Symptome; äußerlich: Entzündung der Haut mit Blasenbildung (irritative Kontaktdermatitis), allergisches Kontaktekzem, allergisches Asthma
Wissenswertes
in Tutanchamuns Grab
in Antike nicht verwendet; gehört zu Apollon und Hekate
bei Germanen hoch geachtet; als magisches Räucherkraut
im MA als Vorbeugung gegen die Pest (Wacholderfeuer)
seit 16./17. Jh. als harntreibend, verdauungsfördernd, magenstärkend
Hildegard von Bingen
Wacholder ist mehr warm als kalt und bedeutet das Übermaß.
Darstellung im hortus sanitatis Gart der Gesundheit von 1485
Vorkommen: ganz Europa; als Bodendecker an Wald- und Wegrändern
Verwechslungsmöglichkeiten: Gundelrebe wird oft mit dem blau blühenden Kriechenden Günsel (Ajuga reptans, der Roten Taubnessel (Lamium purpureum) oder der ebenfalls rot blühenden Stängelumfassenden Taubnessel (Lamium amplexicaule) verwechselt.
Inhaltsstoffe: Ätherische Öle (maximal 0,03–0,06 %, v. a. Monoterpenketone, daneben Sesquiterpene), Glechomafuran, Glechomanolid, Rosmarinsäure (ca. 1,5 %), Kaffeesäure, Ferulasäure, Sinapinsäure, Flavonoide (Cymarosid, Cosmosysrin, Hyperosid, Isoquercitrin, Luteolin-7-diglucosid), Triterpencarbonsäuren, u. a., α- und β-Ursolsäure und Oleanolsäure, Hydroxyfettsäuren.
Traditionelle Nutzung in Europa
Für den Menschen gilt die Gundelrebe als ungiftig, und sie wird in der Volksmedizin seit Jahrhunderten als heilkräftige Pflanze geschätzt. Möglicherweise ist sie giftig für Pferde und andere Tiere.
Die Sachsen verwendeten Gundelrebe als Zutat zum Bier, bevor sich der Hopfen als Grundstoff durchsetzte. Diese Verwendung in der Brauerei schlägt sich noch heute in englischen Namen für die Gundelrebe nieder: Alehoof, Tunhoof und Gill-over-the-Ground.
Gundelrebe wurde als Gewürz genutzt. Im Frühjahr, zur Blütezeit, wurden die Blätter gesammelt und als Gemüse gekocht. In geringeren Mengen wurden die Vitamin-C-haltigen Blätter auch roh im Salat verspeist.
Verwendung in der Käsebereitung als pflanzliches Lab.
In der traditionellen europäischen Medizin als Heil- und Zauberpflanze bekannt. Sie wurde bei Magen-Darm-Katarrhen, Durchfall, Husten und Bronchialleiden verwendet. Die harntreibende Wirkung wurde bei Blasen- und Steinleiden geschätzt und zur Ausleitung und Entgiftung genutzt.
In Italien wird die Gundelrebe bei Arthritis und Rheuma eingesetzt.
Die TCM kennt sie bei Lungenentzündung und Nephritis.
Gundermann ist wärmer als kalt und trocken und hat die gewissen Kräfte von Spezereien, weil seine Grünkraft sanft und nützlich ist, so dass der Mensch, der matt ist und dem das Fleisch fehlt, in warmem Wasser mit seiner Beigabe baden soll, und er soll ihn oft in Mus oder in Suppen oder in Fleisch oder mit Küchlein gegart essen, und er wird ihm helfen. Und wer daraus eine Waschlotion herstellt und seinen Kopf damit häufig wäscht, vertreibt viele Krankheiten von seinem Haupt und verhindert, dass es geschwächt wird.