Wegwarte

Cichorium intybus

andere Namen:
Hindlauf, Rattenwurz, Sonnenwirbel, Sonnenbraut, Wegeleuchte, Zichorie

Zichorie = Zuchtform der Wegwarte

  • Korbblütler
  • wächst an sonnigen Weg- und Feldrändern
  • blüht von Sommersonnenwende bis Herbsttagundnachtgleiche
  • die Blüten sind nur circa 6 Stunden geöffnet und auch nur, wenn die Sonne scheint

Heilpflanze des Jahres 2020

Droge: Blätter und Wurzeln

Inhaltsstoffe: Bitterstoffe (Blätter), Gerbstoffe (Wurzel), Kieselsäure, Mineralsalze, Vitamin B + C, Kalium

Wirkung: schwach cholagog, senkt Blutzucker, harntreibend

Anwendung

  • Leberentgiftung (vor allem die Blätter), Steigerung des Gallenflusses
  • Unterstützung der Bauchspeicheldrüse (vor allem bei Kindern)
  • bei Blähungen und Völlegefühl
  • Anregung- und Kräftigungsmittel
  • lange Einnahme notwendig
  • als Waschung und Verband bei Hautunreinheiten (zusätzlich zum Tee)
  • Volksmedizin: Blutreinigung und Entschlackung
  • als Salat und Gemüse
  • geröstete Wurzel als Kaffee-Ersatz

für Pferde: gutes Zufutter, harntreibend, blutreinigend

Bachblüte: Chicory

Bedeutung: Hier und Jetzt
Gehe ich meinen Weg oder bin ich gefangen im Strom der Zeit?

Hildegard von Bingen

Die Wegwarte ist warm und feucht, und zwar mehr feucht als warm, und sie strebt in ihrer Natur nach Ansehen und ist eitel. Und jener, der sie bei sich trägt, wird von anderen Menschen gehasst.

Physica 1.60

Anwendung bei: Heiserkeit, Verstopfung

Was Chicorée, Caro-Kaffee und Wegwarte miteinander zu tun haben…

Pressemitteilung NHV Theophrastus

Wegwarte – heilend, schmackhaft & bienenfreundlich

Die Wegwarte (Cichorium intybus) wurde durch eine Jury des Vereins NHV Theophrastus (NHV) zur Heilpflanze des Jahres 2020 gekürt. „Die Wegwarte punktet zunächst sichtbar durch ihr wunderschönes Himmelblau“, sagt Konrad Jungnickel, der Erste Vorsitzende des Vereins. „Bedeutsam ist, dass die Pflanze durch ihren wirklich zähen Überlebenswillen auch an Extremstandorten gedeiht. Diese Energie spiegelt sich in ihrer Wirkung wieder.“ Züchtungen der Wegwarte sind verschiedene bekannte Salatsorten, wie Radicchio, Fleischkraut und Chicorée.
Die Wegwarte ist wirksam bei Verdauungsbeschwerden und Appetitmangel. In der Erfahrungsheilkunde wird sie außerdem bei Schwächezuständen und Hautproblemen angewendet. Der nur leicht bittere Tee aus Wurzel oder Kraut wird meist auch von Kindern akzeptiert. Außerdem ist die Wegwarte ein bewährtes Mittel für eine entgiftende Frühjahrskur. „In dieser Pflanze steckt mehr gesundheitsförderndes Potential, als heute allgemein bekannt ist und veröffentlicht wurde“ fasst Jungnickel zusammen, „und wir hoffen, dass die medizinische Forschung sich in Zukunft mit weiteren Studien der Blauwarte widmet.“
Die mehrjährige Pflanze gedeiht an Mauern, Bahndämmen, Straßen und auf Schutthalden. Die Blattrosette ist leicht mit dem Löwenzahn zu verwechseln. Am bis zu zwei Meter hohen Stängel sitzen die drei Zentimeter großen himmelblauen Blüten, von denen jedes Blütenblatt in fünf Spitzen endet. Das Leben jeder einzelnen Blüte dauert nur etwa sechs Stunden. Sind die Blüten verwelkt, ist die Pflanze unscheinbar und hebt sich kaum noch vor ihrem Hintergrund ab.
Prominenz erlangte die Pflanze im 18. Jahrhundert, indem die geröstete Wurzel als Ersatz für den teuren Bohnenkaffee entdeckt wurde. Dabei etablierte sich der Name „Muckefuck“ – als Verballhornung vom französischen „Mocca faux“ (= falscher Kaffee).
Die Wegwarte ist das Symbol treuer Liebe in Verbindung mit meist vergeblichem Warten. In zahlreichen Legenden steht die Pflanze als verzauberte Jungfrau mit blauen Augen am Wegesrand und hofft auf die Wiederkehr ihres Geliebten. Im Christentum symbolisiert die bittere Pflanze die Passion Christi. Über die Jahrhunderte haben sich viele volkstümliche Namen entwickelt, die sich meist auf ihre Eigenschaften beziehen, so beispielsweise: Blauwarte, Sonnenbraut, Faule Magd (kurze Blühzeit) oder Hansel am Weg.
Heilmittel, Salat oder einfach nur Schönheit – Nutzen bringt die Wegwarte in jeder Form den Menschen, ihren Gärten und der Umwelt. Denn besonders Wildbienen naschen gern an den blauen Blüten und die Samen bereichern im Herbst die Speisekarte von Stieglitzen.
Der NHV kürt seit 2003 die „Heilpflanze des Jahres“. Ziel ist, das Interesse der Bevölkerung für traditionelle Heilweisen zu stärken und damit die Gleichberechtigung der Naturheilkunde neben der wissenschaftlichen Medizin zu fördern.

Maria Vogel,
Dipl.-Ing. (FH) Pharmazie •
NHV Theophrastus •
Oktober 2019