Bilsenkraut

Hyoscyamus niger

andere Namen: Becherkraut, Rasewurzel, Schlafkraut
pythonion (griech.) = Drachenkraut
apollinaris (lat.) = Apollonpflanze
belinuntia (kelt.) = Kraut des Bel (Sonnengott)

Nachtschattengewächs / Solanaceae

sehr giftig — geschützt


Droge:   Blätter, Samen

Inhaltsstoffe:
Alkaloide mit psychedelischer Wirkung (Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin) 


Wirkung: 
• wirkt auf Großhirnrinde > Krankheiten der oberen Luftwege, Bronchien, Harnblase
• der eingeatmete Rauch brennender Samen führt zu Erregungszuständen, seltsamem Wohlgefühl (Gleichgültigkeit, Willenslosigkeit) und der Vorstellung fliegen zu können

Anwendung: 
Spasmen im Magen-Darm-Trakt;
Bilsenkrautöl zum Einreiben bei rheumatischen Schmerzen
Volksheilkunde: Salbe für Geschwüre; Saft aus grünen Samen in die Ohren
Monografie:  positiv

Nebenwirkungen:
Erbrechen, Schwindel, Krämpfe bis hin zum Tod

Hildegard von Bingen

Bilsenkraut ist kalt und weich und ohne Heilkräfte. Wenn es jemand (oder das aus seinen Samen hergestellte Öl) essen würde, würde es in ihm eine todbringende Giftwirkung entfalten. …
Das Öl, das aus seinem Samen gemacht wird, ist nicht sehr nützlich, aber wo an irgendeiner Stelle der menschlichen Glieder ein starkes Brennen entsteht, soll diese Stelle mit besagtem Öl eingerieben werden, und es kühlt es ohne jede andere Arznei ab. Aber die Stärke dieses Öls ist für sonstige Kranke nicht nützlich.

Physica 1.110

Wissenswertes:

  • Bestandteil von Hexen- und Flugsalben
  • bereits in der Antike ist die Wirkung bekannt; Einsatz als Schmerzmittel
  • wahrscheinlich hat das Orakel von Delphi (die Phytia) den Rauch vor ihren Weissagungen eingeatmet
  • im Mittelalter zur Konservierung von Bier verwendet

Ich freue mich, wenn Ihnen meine Fotos gefallen.
Unter Angabe der Quelle dürfen sie gerne verwendet werden.

Ingwer

Zingiber officinalis

Heilpflanze des Jahres 2018

Botanik

Familie: Ingwergewächs • verwandt mit Galgant
Herkunft: China und Indien
Beschreibung: wächst schilfartig bis 1m hoch, mit kriechendem Wurzelstock
Droge: der Wurzelstock/Rhizom

Inhaltsstoffe

ätherische Öle, Scharfstoffe (Zingiberol, Zingiberen, Gingerol)

Geruch: aromatisch
Geschmack: erfrischend; leichte Schärfe (Gingerole) – nach längerer Lagerung verwandeln sich diese in Shoagole > Geschmack erfrischend, zitronig, holzig

Wirkung & Anwendung

Ernährung

als Küchengewürz weltweit verbreitet

Phytotherapie
  • brechreizhemmend: bei Übelkeit (auch bei Chemotherapie), Reisekrankheit
    nicht bei Schwangerschaftserbrechen – wehenauslösende Wirkung!
  • antioxidativ
  • für Stoffwechsel und Immunsystem
  • entzündungshemmend
  • bei Krankheiten des Bewegungsapparates – Metaanalyse der Uni Kopenhagen beweist Verbesserung bei Knie- und Hüftarthrose
  • zur Anregung der Verdauung (Magensaftproduktion, Darmperistaltik)
    Vorsicht bei empfindlichem Magen!
  • verzögert Blutgerinnung
    Wechselwirkungen mit Blutverdünnern (Marcumar etc.)
  • max. Tagesdosis 1g
  • Zubereitungen als Ingweröl, Ingwertee, Ingwerwein, eingelegt oder kandiert
  • „Schnapswurzel“
  • positive Monografie: ESCOP, WHO, HMPC
  • der große Heiler im Ayurveda
aromatherapie

Erschöpfung, Wetterfühligkeit, Ängstlichkeit

Geschichte

  • bereits vom chinesischen Urkaiser Shennong und Konfuzius erwähnt
  • seit 3.000 Jahren im Anbau
  • lässt sich gut transportieren
  • wurde von den Phöniziern im Mittelmeerraum verbreitet
  • Dioskorides empfiehlt ihn für den Magen und gegen Vergiftungen
  • bereits im 9. Jh. in ganz Europa verbreitet – steht wie Pfeffer und Salz auf dem Tisch
  • im Kräuterbuch von John Parkinson (1640):
    Ingwer wärmt einen kalten Magen und fördert die Verdauung.

Hildegard von Bingen

Ingwer ist sehr heiß und zerfließend, das heißt löslich und gegessen schadet er einem gesunden und beleibten Menschen, … er enthält nämlich unvermutete Hitze, die durch ihre Glut die Sinne des Menschen schwächt …

Physica 1.15

Anwendung bei:
• Austrocknung
• Augenkrankheiten (Linsentrübung)
• Abführmittel bei Verstopfung
• Magenbeschwerden
• Ausschlag

Heilpflanze 2018

Der NHV Theophrastus hat den Ingwer zur Heilpflanze des Jahres 2018 gewählt.

Eine ausführliche Broschüre des Vereins können Sie hier herunterladen:

Kahila Ingwer • Zieringwer

Piment / Nelkenpfeffer

Pimenta dioica

  • Beeren des immergrünen Pimentbaumes, ein Myrtengewächs aus Jamaika und Mexiko
  • wird dort mit Kakao zu Kultgetränk vermischt
  • kommt als „Süßer Pfeffer“ nach Europa
  • enthält Eugenol  (wie Gewürznelke)
  • scharfer Geschmack

Verwendung als Gewürz:

  • in der englischen und amerikanischen Küche das allspice
  • in Skandinavien für eingelegten Hering

Wirkung:

  • Antioxidans, wirkt konservierend
  • Antisepticum
  • verdauungsfördernd

Kardamom

Elettaria cardamomum
Amomum cardamomum

Botanik

  • Ingwergewächs, immergrünes Rhizom aus Indien, bis 4 m hoch
  • Grüner Kardamom
    Geschmack: fein, süßlich, leicht scharf, frisches-kühles-minziges Aroma, balsamisch, kampferartig
  • Schwarzer Kardamom
    Geschmack: erdig, herb
  • Ernte sehr aufwendig – gehört mit Safran und Vanille zu den teuersten Gewürzen
  • Droge: verwendet wird die getrocknete Fruchtkapsel mit ihren Samen (frisch mörsern)

Inhaltsstoffe

ätherische Öle (Cineol u.a.)

Kardamom fegt alle üblen Gerüche
aus Magen und Mund.
(Spruch aus dem Mittelalter)

Wirkung und Anwendung

gewürz
  • asiatische Küche
  • Weihnachtsgebäck (Spekulatius, Lebkuchen)
  • in Arabien und Nordafrika in Kaffee (Mokka) oder Tee, als Zeichen des Respektes für die Gäste
  • Essenz für Parfüms, Liköre und Bittergetränke
  • Schwarzer Kardamom für die indische Küche (Fleischgerichte)
Phytotherapie
  • krampflösend an den Bronchien
  • Das Kauen von frischen Kapseln kann den Hustenreiz abschwächen.
  • entzündungshemmend in den Nebenhöhlen
  • verdauungsfördernd, blähungstreibend – auch in Form von Fertigpräparaten
  • anregend, stimulierend
  • zur Einreibung
  • Vorsicht bei Gallensteinen!
aromatherapie
  • bei Erschöpfung, Stress und Konzentrationsmangel
  • zur Steigerung von Gedächtnisleistung und Antrieb
  • zur Steigerung von Speichelfluss, gegen Mundgeruch
  • auswurffördernd bei Husten

Geschichte

  • kam über Kabul, Babylon, Syrien ins Römische Reich
  • im antiken Griechenland und Rom verwendet für Parfüm, als Verdauungsförderer und um Brot frisch zu halten
  • im Mittelalter was Cardamömlin in Luxusugut

Zeichnung: Natur & Heilen

Wissenswertes

  • als billiger Ersatz wird oft eine verwandte Pflanze verwendet: Amomum subulatum = Großer Indischer oder Nepalesischer Kardamom
  • in Arabien und Nordafrika in Kaffee oder Tee, als Zeichen des Respektes für die Gäste

Vanille

Vanilla planifolia

Königin der Gewürze

Orchideenpflanze aus Mexiko – einzig genutzte Orchidee

  • Geschmack sahnig-süß; wurde dem bitteren Kakao hinzugefügt
  • über 100 Aromastoffe; Aroma sitzt in der Zellulose der Stangen
  • Anbau in Madagaskar, Indonesien, Komoren, Ile de Bourbon
  • Bourbon-Vanille besonders intensiv + teuer
  • Bestäubung von Hand!
  • Vanilleschoten = Fruchtkapseln mit ihren schwarzen Samen (bis zu 90.000)
  • gute Produkte erkennt man an den schwarzen Pünktchen

Die Fruchtkapseln werden gelb/grün geerntet und färben sich dunkel, wenn sie in der Sonne getrocknet bzw. mit Wasserdampf und nachts in Säcken luftdicht verpackt werden. FERMENTATION Das Aroma, das dabei durch Enzyme freigesetzt wird, ist vor allem das Vanillin.

Wirkung und Anwendung:

  • zum Backen und Kochen
  • Appetit- und Gallenfluss anregend
  • Darm stärkend
  • fiebersenkend
  • Aromatherapie: stimmungsaufhellend, gegen Stress und Ängste (Vanillin ist ein Pheromon)

Wissenswertes:

Künstliche Vanille wurde 1874 vom deutschen Chemiker Wilhelm Haarmann aus Nadelbäumen synthetisiert.

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